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Felix Castor (01) - Den Teufel im Blick

Felix Castor (01) - Den Teufel im Blick

Titel: Felix Castor (01) - Den Teufel im Blick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Carey
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andererseits würde ich auch niemals erwarten, dass jemand in Ihrem Gewerbe ein Engel ist. Ich muss gestehen, dass mich Ihre – Unverwüstlichkeit extrem überrascht hat. Ihre unauffällige Erscheinung und Statur täuschen, Mister Castor. Sie vermitteln einen völlig falschen Eindruck von Verwundbarkeit.«
    »Ich bin wie Unkraut«, sagte ich herzlich. »Je mehr Gift man darauf spritzt, desto besser gedeihe ich.«
    »Ja? Nun, ich werde Ihnen das verdammte Gift …«
    »McClennan«, sagte Damjohn, »wenn Sie noch einmal den Mund aufmachen, fange ich an, mich über Sie zu ärgern. Wollen Sie wirklich, dass es dazu kommt?«
    Gabe ließ die Frage im Raum stehen, und Damjohn fuhr fort, als wäre er von keinem von uns unterbrochen worden. »Tatsächlich«, meinte er und sah mich gedankenvoll an, »glaube ich, dass Sie über die Fähigkeiten und das Temperament verfügen, um in einem meiner kleinen Unternehmen tätig zu sein.«
    »Bieten Sie mir etwa einen Job an?« Ich musste nachfragen, denn ich traute meinen Ohren nicht. Bestechung war das Letzte, was ich von ihm erwartet hätte.
    »Derlei Dinge biete ich niemals an, es sei denn, sie wurden bereits angenommen, Mister Castor. Ich bin sicher, Sie verstehen. Suchen Sie eine dauerhafte Position?«
    Gabe bekam eine beängstigende Gesichtsfarbe, die durch den Kontrast mit seinem schneeweißen Haar noch verstärkt wurde. Es sah so aus, als würde ihn die Anstrengung, nichts zu sagen, ein wichtiges Blutgefäß kosten.
    »Sie haben schon einen Exorzisten«, sagte ich mit einem Kopfnicken in McClennans Richtung.
    »Mein Tisch ist lang und breit. Es ist alles nur eine Frage, welche Fähigkeiten Sie mitbringen.«
    »Genau da sehe ich nicht klar«, sagte ich. »Ich meine, ich beherrsche nur die Grundlagen. Zum Beispiel kann ich keine Dämonen rufen.«
    »Nein.« Damjohns Blick richtete sich für einen klitzekleinen Moment auf Gabe. »Aber für gefährliche, niedere Tätigkeiten dieser Art bedient man sich der Leichtsinnigen und der Dummen. Für Sie hätte ich andere Aufgaben.«
    Ich schüttelte den Kopf, aber nicht verneinend, sondern in zunehmendem Unglauben. Das war völlig surreal. Damjohn saß zwischen mir und der Bühne. Von meinem Platz sah ich, wie eine kolossal aufgepumpte Rothaarige die Beine direkt hinter seinem Kopf spreizte und ihm einen äußerst ungewöhnlichen – und irgendwie angemessenen – Heiligenschein verlieh. »Wie viel würden Sie denn zahlen?«, fragte ich, nur um irgendetwas zu sagen.
    »Als Anfangsgehalt? Zweitausend Pfund im Monat. Dazu einen Pauschalbetrag, um Fahrtkosten und mögliche Konflikte mit den empfindlicheren Bereichen ihres Gewissens abzudecken, und es versteht sich von selbst, aber ich spreche es trotzdem an, dass jedes meiner Mädchen jederzeit erfreut sein wird, von Ihnen aufgesucht zu werden. Mehr als erfreut – denn Sie kämen als mein persönlicher Freund und Geschäftspartner. Falls Sie irgendwelche ungewöhnlichen Bedürfnisse sexueller Natur haben, wird auch für deren Befriedigung bestens gesorgt.«
    Damjohn beobachtete mich lauernd, und ich hatte das Gefühl, als schätzte mich ein sehr geschickter Menschenfischer ab. »Ich kann erkennen«, sagte er, »dass ich Sie noch immer nicht mit einem angemessenen Maß messe, Mister Castor. Aber ich kann Ihnen einen weiteren Anreiz bieten.«
    Er hielt inne und wartete auf eine Reaktion. Ich zuckte die Achseln, um anzudeuten, dass ich weiter zuhörte. Die Rothaarige hatte inzwischen die Bühne verlassen. An ihrer Stelle produzierte ein Saxofonist halbherzig einige entspannte Phrasen zum Playback aus den Lautsprechern und vermittelte zweifellos den Sextouristen das Gefühl, weltmännische Kenner zu sein.
    »Sie müssen sich gefragt haben – ein Mann, der das tut, was Sie tun, um seinen Lebensunterhalt zu bestreiten, und der von der Natur ebenso wie Sie mit einer besonderen Gabe ausgestattet wurde, würde sich das sicherlich fragen –, welches denkbare System den Toten erlaubt, einerseits zurückzukehren, und zwar in der Form, wie sie es bekanntermaßen tun, und andererseits von Leuten wie Ihnen und Mister McClennan hier weggeschickt zu werden. Mit anderen Worten, Sie müssen Fragen über den Aufbau und die Logik der unsichtbaren Welt haben. Fragen nach ihrer Geografie in Ermangelung eines besseren Wortes. Sie müssen sich fragen, was das alles bedeutet.«
    Ich war sicher, dass Damjohn sah, wie ich mich anspannte. Bisher hatte ich mich dieser Diskussion überlegen gefühlt, denn ich wusste,

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