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Felix Castor (01) - Den Teufel im Blick

Felix Castor (01) - Den Teufel im Blick

Titel: Felix Castor (01) - Den Teufel im Blick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Carey
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ich kann nicht, ich kann nicht«, und Alice gab Kommentare von sich wie »Ist schon in Ordnung« und »Du bist wieder okay«, ohne dass irgendeine Wirkung darauf feststellbar gewesen wäre. Jemand anders – eine Frau – fragte, ob sie die Polizei rufen solle, und einer der Türsteher – diesmal die Bohnenstange – drängte sich zwischen mich und Cheryl, um mir zu empfehlen, auf die Straße zu gehen und ein bisschen frische Luft zu schnappen. Er rümpfte die Nase, als er offenbar den Whisky roch.
    Ich ließ mich zur Tür schieben, wobei eine Hand meinen Kragen ergriff, aber dann blieb ich noch einmal stehen, ehe er mich richtig in Schwung bringen konnte, und fand Rich in der Gästeschar. Er starrte mich an, ein wenig erschreckt, während ich die international verständliche Geste machte, die ihm anzeigte, er solle mich anrufen. Ich deutete auf Jeffrey, um ihm mitzuteilen, dass er meine Telefonnummer habe.
    Rich zögerte einen Augenblick lang – wahrscheinlich, weil er sich den Kopf zerbrach, was ich ihm mitzuteilen versuchte –, dann nickte er. Der stämmige Türsteher tauchte auf meiner anderen Seite auf, schob eine Hand unter meinen Arm, und schon war ich unterwegs, wobei meine Füße kaum den Boden berührten.
    Wahrscheinlich war es gut so. Bei Hochzeiten werde ich immer sentimental.

19
    D u bist dabei, deine Colts zu laden, nicht wahr?«, sagte Pen, während sie in der Türöffnung zu meinem Zimmer erschien. Ein frischer Wind drang an der Kunststoffplatte vorbei, die sie auf den gesplitterten, glaslosen Fensterrahmen genagelt hatte, ins Zimmer, als wollte er daran erinnern, dass der Winter im Anmarsch war. Ich brauchte daran keine Erinnerung, und es gefiel mir nicht besonders.
    »Ja«, sagte ich knapp. »Ich glaube, es wird eine ziemlich harte Nummer.«
    Ich kramte im oberen Fach meines Kleiderschranks und suchte eine Ersatzflöte. Mindestens eine hätte ich dort finden müssen – älter als das kleine Schmuckstück, das ich soeben ruiniert hatte, und messingfarben anstatt schwarz, aber in der gleichen Tonart und mit dem gleichen Gefühl für Hand und Mund. Aber ich sah nichts. Das Einzige, was ich zutage förderte, war eine Querflöte. Ich hatte meinen kurzen Flirt mit diesem kultivierten Instrument fast vergessen. Es hatte mir nicht genutzt. Es lag vielleicht an seinem Klang oder an der Form des Korpus. Es hätte keinen großen Unterschied machen sollen, weil auch Blechflöten eine konische Mensur haben, aber jede Tonfolge, die ich auf ihr intonieren wollte, geriet irgendwie durcheinander und brach irgendwann auf halbem Weg ab. Dennoch war sie zu einem kleinen, aber messbaren Grad besser als nichts.
    »Vielleicht solltest du dir Hilfe suchen«, schlug Pen vor. »John Gittings?«
    »Nie wieder!«
    »Pac-Man?«
    »Immer noch im Knast. Vor nächstem Oktober kommt er nicht raus.«
    »Ich?«
    Ich drehte mich zu ihr um. »Die üblichen Einschränkungen gelten immer noch«, sagte ich um einiges kühler, als ich eigentlich beabsichtigt hatte, und dann ein wenig freundlicher: »Ich habe keine Ahnung, wie das Ganze ausgehen wird, Pen. Aber ich weiß, dass du dir am Ende die Hände schmutzig gemacht haben wirst – und zwar ebenso nach deiner Definition wie wahrscheinlich sogar nach meiner.«
    Pen machte ein unglückliches Gesicht, aber sie versuchte nicht, mit mir zu diskutieren. Ich legte frische Batterien in den Walkman ein, wickelte ein Gummiband um die beiden kleinen Boxen und steckte das kleine Paket in die Tasche. Dann griff ich in den Kleiderschrank und holte eine silberne Handschelle heraus, die an der Rückwand an einem Haken hing. Pen wurde bleich, als sie sie sah.
    »Du hast keinen Scherz gemacht, nicht wahr?«, fragte sie düster.
    »Es wird wahrscheinlich alles gut gehen«, log ich. »Wenn du eine Autoversicherung abschließt, dann bedeutet das nicht, dass du dich mit deinem Wagen von der nächsten Klippe stürzen willst.«
    »Hast du das vor?«
    »Was meinst du?«
    »Dich von einer Klippe stürzen.«
    »Nein. Ich will jemand anders hinunterstoßen. Die Versicherung packe ich nur für den Fall ein, dass er mich auf dem Weg nach unten mitreißen will.«
    Ich ging zur Tür, die sie noch immer versperrte. Sie umarmte mich kurz und ungestüm. »Rafi hatte noch eine andere Botschaft für dich«, murmelte sie halblaut.
    »Rafi?«
    »Na schön – Asmodeus.«
    »Sprich weiter!«
    »Ajulutsikael. Er sagte, das sei nichts Persönliches – es sei im Grunde das totale Gegenteil von persönlich. Aber sie zwingen

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