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Felix Castor (01) - Den Teufel im Blick

Felix Castor (01) - Den Teufel im Blick

Titel: Felix Castor (01) - Den Teufel im Blick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Carey
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beschäftigt.«
    Ich zuckte die Achseln. »Würden Sie dann einen Tag vorschlagen, an dem es besser passt?«
    Alice starrte mich an, gefangen zwischen Verwirrung und offener Verärgerung.
    »Gibt es einen Grund, weshalb Sie Ihren Job nicht sofort erledigen können?«, wollte sie wissen.
    »Tatsächlich«, antwortete ich, »gibt es viele Gründe. Die meisten sind eher technischer Natur. Ich kann sie Ihnen gerne erklären und dann warten, während Sie sie Mister Peele zur Kenntnis geben. Aber es scheint eine ziemlich umständliche Art und Weise zu sein, die Dinge in Angriff zu nehmen. Es wäre besser, wenn ich alles mit Ihnen beiden gemeinsam besprechen könnte – und mit jedem anderen, der es wissen muss.«
    Alice ließ sich das durch den Kopf gehen. Ich konnte sehen, dass es ihr nicht passte, doch ihr anfängliches Bedürfnis, mich zum Teufel zu schicken, wurde von der widerstrebenden Erkenntnis gedämpft, dass es ihr an der entsprechenden Befehlsgewalt mangelte, um diesem Drang nachzugeben.
    »Gut«, sagte sie schließlich. »Sie sind der Fachmann.« Die Betonung des letzten Wortes lag knapp vor spöttisch.
    Sie deutete auf die Garderobe. »Sie müssen Ihren Mantel hierlassen«, sagte sie. »Es gibt hier Regeln in Bezug auf persönliche Gegenstände. Frank, können Sie bitte Mister Castors Mantel entgegennehmen und ihm eine Garderobenmarke geben?«
    »Okie-dokie.« Frank nahm einen Bügel von einer der Stangen und legte ihn auf das Pult. Ich erwog, die Angelegenheit aufzubauschen, erkannte aber, dass der Weg mit Alice kein leichter sein würde, auch ohne dass ich die Dinge erschwerte. Ich steckte die Flöte in meinen Gürtel, wo sie recht gut aufgehoben war, und reichte Frank den Paletot über das Pult. Er hatte meine Plänkelei mit Alice ohne sichtbare Reaktion verfolgt, aber er lächelte und nickte, während er den Mantel nahm. Er hängte ihn auf die ansonsten leere Stange und gab mir eine Plastikmarke mit der eingeätzten Nummer 022. »Null-zwei-zwei, ich bin so frei«, dichtete er. Ich bedankte mich mit einem Nicken.
    Alice trat beiseite, um mich vor ihr die Treppe hinaufgehen zu lassen, offenbar im Gedenken daran, wie kurz ihr Rock und wie wichtig es war, die Würde ihrer Stellung zu wahren. Ich ging vor ihr her, während ihre Absätze hinter mir auf den Treppenstufen klapperten.
    Im ersten Stock gelangten wir zu einer Reihe verglaster Schwingtüren. Alice schlüpfte an mir vorbei, um sie zu öffnen und hindurchzugehen. Ich folgte ihr in einen großen Raum, der aussah wie eine öffentliche Leihbibliothek, aber mit weniger gefüllten Regalen. In der Mitte des Raums war etwa ein Dutzend breiter Tische mit je sechs oder acht Stühlen gruppiert.
    Die meisten Tische waren leer, aber an einem blätterte ein junger Mann in etwas, das aussah wie ein altes Kirchenverzeichnis, und machte sich gelegentlich Notizen in einem schmalen Buch mit Spiralbindung; auf einem anderen Tisch hatten zwei Frauen eine Landkarte ausgebreitet und waren mühevoll dabei, einen Teil davon auf ein DIN-A3-Blatt zu kopieren; an einem dritten Tisch las ein anderer, älterer Mann die Times .
    An anderer Stelle standen Regale voller Bücher, die aussahen wie Nachschlagewerke, ein paar Drahtregale mit Magazinen und zwei große Kartenschränke, eine Reihe von acht leicht ramponiert aussehenden PCs zog sich an einer Wand entlang, und am Ende, etwas weiter von uns entfernt, wartete eine sechseckige Bibliotheksauskunft, die zurzeit nur mit einem teilnahmslos dreinblickenden jungen Mann besetzt war.
    »Ist das die Sammlung?«, wagte ich zu fragen, entschlossen, höflich zu bleiben.
    Alice lachte knapp und unfreundlich.
    »Das ist der Lesesaal«, sagte sie mit, wie es schien, leicht übertriebener Geduld. »Der Bereich, der für die Öffentlichkeit zugänglich ist. Die Sammlung ist in den Tresorräumen untergebracht, die sich vorwiegend im neuen Nebengebäude befinden.«
    Sie ging quer durch den Saal, ohne daran zu denken, sich umzudrehen und sich zu vergewissern, ob ich ihr immer noch folgte. Sie steuerte auf eine hässliche stahlverstärkte Tür zu, die sich genau auf der anderen Seite des freien Raums befand. Auf beiden Seiten ragten zwei Scannersäulen auf, wie sie auch an den Ausgängen großer Kaufhäuser stehen, um technisch unbedarfte Ladendiebe abzuschrecken.
    Alice öffnete die Tür nicht mit einem der Schlüssel, die sie am Gürtel trug, sondern mit einer Karte, die sie durch einen Scanner links neben der Tür führte, was bewirkte, dass ein

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