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Felix Castor (01) - Den Teufel im Blick

Felix Castor (01) - Den Teufel im Blick

Titel: Felix Castor (01) - Den Teufel im Blick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Carey
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mit Bücherkarren, die vor einer Wand geparkt waren. Ein rothaariger Mann, dem Aussehen nach noch ein Teenager, schob einen dieser Karren an uns vorbei und legte ein solches Tempo vor, dass wir eilig beiseitetreten mussten, sonst hätte er uns überfahren. Zwischen einigen Regalen im hinteren Teil des Raums waren zwei weitere Gestalten – im Halbdämmer nicht gut zu erkennen – damit beschäftigt, Bücher und Kästen von den Regalen auf Wagen oder umgekehrt zu laden, wobei sie es offensichtlich eilig hatten. Sie sahen nicht einmal auf.
    »HKs«, sagte Rich. »Hilfskräfte. Die Hüter des Standortverzeichnisses. Sie suchen den ganzen Kram zusammen, der angefordert wird, und befördern ihn nach oben in den Lesesaal – anschließend holen sie ihn wieder ab und bringen ihn zurück. Es ist ein Höllenjob. Wollen Sie auch mit denen reden?«
    Ich zuckte die Achseln. »Eventuell später«, sagte ich. Ich wollte die Dinge nicht komplizierter machen, als sie es schon waren. Ich suchte nur nach einem Hinweis, wo ich mit meiner Suche nach dem Geist beginnen sollte – um meine Zeit nicht damit zu vergeuden, im falschen Raum im falschen Stockwerk zu sitzen, während Peele auf den Zähler starrte und auf Ergebnisse wartete.
    Wir setzten unseren Weg fort, und es war klar, dass wir uns nun in einer völlig anderen Umgebung befanden. Diese Türen waren alle mit Stahl verkleidet, und die Temperatur war um mehr als nur ein paar Grad gesunken. Ich machte Rich darauf aufmerksam, und er nickte. »Britischer Standard 5454«, sagte er. »Danach arbeiten wir. Wenn man wertvolle Dokumente lagert, braucht man weniger als fünfzehn Prozent Luftfeuchtigkeit und eine möglichst gleichmäßige Temperatur zwischen vierzehn und neunzehn Grad Celsius.«
    »Was ist mit dem Licht?«
    »Auch da gibt es genaue Werte. Ich kann mich aber nicht daran erinnern.«
    Schließlich blieb Rich vor einer Tür stehen, die sich nicht von den anderen unterschied, zog seine Kennkarte durch einen Leseschlitz und schloss die Tür mit einem Schlüssel von seinem Schlüsselbund auf. Er hielt mir die Tür auf, damit ich eintreten konnte. Ein strenger, modriger Geruch schlug uns entgegen.
    »Ist es hier geschehen?«, wollte ich von ihm wissen.
    Er schüttelte ungestüm den Kopf. »Der Angriff? Gott, nein! Das war oben, im Arbeitsraum – wo wir eben waren. Wenn es hier unten passiert wäre, hätte ich mir in die Hose gemacht.«
    Ich trat ein. Der Raum war lagerhausgroß und schlachthauskalt. Meine Blicke sprangen von den meist leeren Regalen an den Wänden zu der Ansammlung FedEx-Kartons, die auf zwei Tischen und auf dem Fußboden aufgestapelt waren. Ein Karton stand offen und schien mit alten Geburtstagskarten gefüllt zu sein. Ein Reporternotizbuch mit Spiralbindung lag aufgeschlagen daneben, eine Seite zur Hälfte mit Aufzeichnungen gefüllt. Auf dem anderen Tisch stand ein Laptop, an den ein externer Monitor und eine Maus angeschlossen waren.
    Ich wandte mich zu Rich um, der mir gefolgt war.
    »Das ist …?«, fragte ich.
    »Einer der neuen Tresorräume. Einer von denen, in die wir uns noch nicht ausgebreitet haben – daher benutzen wir ihn zum Sortieren und als kurzfristiges Lager. Dies … »– er machte eine ausholende Handbewegung – »… ist die Russische Sammlung. Ich habe sie zu einem Drittel geprüft.«
    Ich sah mich erneut um, da zweite Eindrücke oft die besten sind.
    »Gehören der Computer und der Block Ihnen?«, fragte ich.
    »Ja. Wenn wir eine neue Sammlung erfassen, schreiben wir zuerst alles auf, was uns einfällt. Dann entscheidet man, was in die Objektbeschreibung kommt und wie die Katalogüberschrift dazu lauten könnte. Einige Leute geben alles direkt in die Datenbank ein, aber ich finde es am besten, wenn man es in zwei Schritten macht.«
    »Haben Sie etwas dagegen, wenn ich mal fünf Minuten allein hier drin bin?«, fragte ich. »Sie können eine Tasse Kaffee trinken gehen und mich nachher wieder abholen.«
    Rich war ein wenig verunsichert, aber er zeigte sich kooperativ. »Gar nicht«, sagte er. »Aber ich trinke keinen Kaffee. Sehen Sie mal!« Er kauerte sich neben den nächsten Tisch und griff darunter. Ich neigte den Kopf und entdeckte, was mir entgangen war: einen tragbaren Kühlschrank, etwa so groß wie eine der Kurierboxen. Er holte zwei Flaschen Lucozade Isotonic heraus, reichte mir eine und steckte die andere in eine Hosentasche.
    »Im Notfall«, sagte er mit einem Lächeln, »zerbrechen Sie das Glas. Wenn sie es BS 5454 nicht

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