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Felix Castor (01) - Den Teufel im Blick

Felix Castor (01) - Den Teufel im Blick

Titel: Felix Castor (01) - Den Teufel im Blick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Carey
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Aussortieren.« Sie machte sich nicht mal die Mühe, ihn anzuschauen. Mich hatte sie auf dem Kieker. »Hatten Sie heute mehr Glück?«
    Ich hätte mich sträuben können, aber ich glaube, sie hätte es nur umso mehr genossen, mich zu erwischen. »Nicht das geringste«, sagte ich im gleichen ruhigen Tonfall. »Ich habe diese russische Sammlung durchgearbeitet, aber ich habe nichts gefunden, das möglicherweise weiterhelfen könnte.«
    Alice musterte mich einen Augenblick lang. Sie war ein paar Schritte in den Raum gekommen, aber sie fühlte sich darin nicht viel wohler als Peele. Ihr Mund verzog sich, als kämpfte sie gegen das Bedürfnis auszuspucken.
    »Sie sagten, das, was Sie tun, hänge davon ab, ob Sie einen Eindruck von dem Geist erhalten? Das, was Sie einen Einhakpunkt nennen?«
    »Ja. Korrekt.«
    »Aber das haben Sie doch gestern schon gemacht, nicht? Als Sie das erste Mal im russischen Raum waren. Das haben Sie mir berichtet. Wie kommt es dann, dass Sie es immer noch nicht schaffen, sie zu verbannen?«
    »Es war ein schwacher Einhakpunkt«, antwortete ich geradeheraus.
    »Heißt das, er ist nutzlos?«
    Ich presste die Zähne zusammen und zerbiss ein Wort, das wahrscheinlich nirgendwo in den fünfundsiebzig Meilen Regalfläche des Archivs zu finden war.
    Um die Wahrheit zu sagen, ich war selbst ein wenig enttäuscht. Der Geist war zweimal in meiner Nähe gewesen. Das erste Mal hatte ich den Kontakt vermasselt. Das zweite Mal hatte Jon Tiler es getan. Wenn ich beide Male den Kontakt nur eine halbe Minute länger hätte halten können, hätte ich jetzt den Bonnington-Staub von den Füßen schütteln und mit einem Riesen in der Tasche nach Hause gehen können – in diesem Moment ein verdammt sehnlichst gewünschter Abschluss des ganzen Unterfangens. Stattdessen lieferte ich Alice, die, wie ich mittlerweile wusste, einer der Menschen war, die nie aufhörten, Fragen zu stellen, bis sie die Antwort erhielten, die sie sich wünschten, weitere Munition gegen mich.
    Daher tat ich etwas Dummes. Ich fuhr fort, obwohl ich lieber hätte abbrechen und verschwinden sollen.
    »Das habe ich nicht gesagt. Ein schwacher Einhakpunkt ist ein guter Anfang – und ich hatte das Glück, schnell einen solchen zu erhalten. Man kann einen schwachen Einhakpunkt zu einem starken machen, wenn man weiß, wie.«
    An diesem Punkt hätte ich immer noch den Abgang machen können. Ich hatte es auch tun wollen. Aber sie musterte mich voller Spott und Skepsis und maß meinen glanzlosen Auftritt an den dreihundert Pfund, die sie mir bereits gezahlt hatte.
    »Tatsächlich«, sagte ich, »gibt es etwas, das wir ausprobieren können, wenn Rich mitspielt.«
    »Was?« Rich hatte die ganze Zeit den Kopf unten gehabt, entweder weil er arbeitete oder zumindest so tat als ob. Die Vorstellung, vielleicht ins Geschehen mit einbezogen zu werden, erfüllte ihn augenscheinlich mit Schrecken.
    »Es ist ein Trick, den ich schon ein paarmal angewendet habe«, erläuterte ich. »Er könnte einen Geist herbeiholen, wenn er in der Nähe ist, und selbst wenn das nicht der Fall sein sollte, erhalte ich dadurch eine klarere Vorstellung davon, wo er sich herumtreibt – welcher Teil des Gebäudes sein Anker oder sein Zuhause ist.«
    Ich räumte Platz auf dem Leuchttisch frei. Dazu musste ich einige von Jons Bleistiften und Arbeitsblättern beiseiteschieben, die er mir sofort ungehalten aus den Händen riss.
    »Muss sie einen Anker haben?«, fragte Alice und benutzte stur das weibliche Personalpronomen.
    »Nein«, gab ich zu. »Aber die meisten müssen es. Wir gehen einfach davon aus.«
    Ich wandte mich an Rich.
    »Rich«, sagte ich, »was halten Sie davon, wenn ich Sie noch einmal verletze? Dieses Mal nur ganz leicht und im Namen der Wissenschaft?«
    Er zögerte wieder und suchte in meinem Gesicht nach einem Hinweis, was ich meinte. Als ich das Diabetes-Testbesteck aus der Tasche holte, wurde seine Miene noch misstrauischer – aber Tiler sah aus, als würde ihm schlecht.
    »Es ist okay«, beruhigte ich ihn. »Es ist kein operativer Eingriff, es ist lediglich – ein wenig harmlose Magie. Der Geist hat Richs Blut vergossen. Das an sich ist schon ungewöhnlich. Die meisten Spukgestalten, sogar die von der Wutbrigade, geben sich damit zufrieden, Gegenstände durch die Gegend zu werfen. Sie zertrümmern das eine oder andere Fenster oder hinterlassen Kratzer auf den Möbeln – solche Dinge. Echte Gewalt ist jedoch selten. Sie zu verletzen war wahrscheinlich die intensivste

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