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Felix Castor (01) - Den Teufel im Blick

Felix Castor (01) - Den Teufel im Blick

Titel: Felix Castor (01) - Den Teufel im Blick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Carey
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nur so, dass dies eine Information war und ich ganz sichergehen wollte, dass mir nichts entging, vielleicht wichtig sein könnte.
    Als nun ein kleines Stück Papier oder eine Karte auf mich zuflatterte und sich gegen den Sturm durchsetzte, bemerkte ich es sofort. Im Gegensatz zu dem teuflisch animierten Papierkram war es sehr viel kleiner als DIN A4 und tanzte in einem ganz anderen Rhythmus, schwebte fast in der Luft, während seine knappen Rechts- und Linksfinten es genau vor meinem Gesicht hielten. Ich streckte die Hand aus und angelte es aus der Luft. Ich konnte keinen Blick darauf werfen, weil die Umschläge, Verzeichnisse und Arbeitsblätter gegen mich prallten und sich um mich wickelten. Ich schloss stattdessen die Hand und benutzte die andere, um mein Gesicht abzuschirmen, bis Sekunden später der Sturm nachließ. Er wurde nicht schwächer oder unregelmäßiger, sondern legte sich jäh, und alles, was er in die Luft gerissen hatte, fiel gleichzeitig auf den Boden. Bis auf den Notizzettel, den ich in der Hand hielt und der nun in meine Hosentasche wanderte.
    Das Archivpersonal blinzelte und sah sich geschockt und ungläubig um. Nur Alice und Rich waren noch auf den Beinen. Cheryl hatte sich unter ihren Tisch geduckt, um Jon und dem anderen Mann auf dem Fußboden Gesellschaft zu leisten. Niemand sagte ein Wort, während wir alle aufstanden und die Trümmer betrachteten.
    »Nun, das war ein positives Ergebnis«, sagte ich in die Stille.
    »Dieser – dieser Schaden!«, stammelte Tiler. »Seht euch das an! Was haben Sie getan, Castor? Was zur Hölle haben Sie getan?« Alice starrte mich nur an, und ich sah, dass ihre Hände zitterten.
    »Ich glaube nicht, dass viel kaputt ist, Jon«, tröstete Cheryl. »Es ist ein furchtbares Durcheinander, aber sieh mal – das meiste ist nur Papier.«
    »Nur Papier? Das sind meine Arbeitsblätter«, klagte Tiler. »Die kriege ich nie mehr sortiert!«
    »Betrachten Sie es von der positiven Seite«, sagte ich, »es hat funktioniert. Ich habe einen recht starken Eindruck von dem Geist erhalten. Ich kann mehr oder weniger genau bestimmen, woher er kam.«
    Alle schauten mich erwartungsvoll an.
    »Aus dem Erdgeschoss«, verkündete ich. »Genau wie angenommen.«

8
    I ch trat jene Art von Rückzug an, die man hastig oder geplant nennen konnte, je nachdem, von welcher Seite der Front man ihn betrachtete. Behilflich war mir, dass Alice unfähig schien, die harten Worte, die sie sagen wollte, zu formulieren, geschweige denn auszusprechen. Ich versicherte ihr, dem kurzen Zusammenstoß mehr entnommen zu haben als die Bestätigung dessen, was wir bereits wussten, und versprach ihr für den nächsten Tag sichere Fortschritte. Dann war ich draußen.
    Die Beleuchtung im Korridor war bereits ausgeschaltet, aber auf der Treppe brannte noch eine Leuchtstoffröhre. In ihrem unterschwellig flimmernden Schein holte ich das Geschenk, das der Geist mir zugeworfen hatte, aus der Hosentasche und untersuchte es. Es war Pappe, kein Papier, weiß und rechteckig, etwa zwölf mal acht Zentimeter, bedruckt mit blassblauen Linien und mit einem einzigen kreisrunden Loch an einer der langen Kanten perforiert. Dieses Loch war etwa einen Zentimeter vom Rand entfernt gewesen, war aber jetzt durch einen gezackten Riss mit ihm verbunden.
    Es war eine aus einem Rolodex-Telefonverzeichnis herausgerissene Karte. Darauf standen vier Buchstaben und acht Zahlen.
    IN 7405 818.
    IN? War das ein Name? Ein Akronym? Das Institut für … der Himmel mochte wissen, für was. Der Rest sah jedoch aus wie eine Telefonnummer in London-Mitte – logischerweise stammte die Karte aus irgendeinem Schreibtischverzeichnis. Wenn ich die Frage, was ich damit tun sollte, vorerst zurückstellte, bedeutete sie eine Art Durchbruch bei einem Job – fast hätte ich das Wort Fall benutzt –, der mir bisher nichts außer einem Tag Ärger eingebracht hatte.
    Ich holte mein Handy hervor. Was du heute kannst besorgen … der Akku war kaputt, und das verdammte Ding war ständig leer. Diesmal machte es keine Ausnahme. Ich verstaute Handy und Karte wieder in der Hosentasche und ging weiter die Treppe hinunter.
    Das Sicherheitsbüro war bereits abgeschlossen, und vom netten Frank war nichts zu sehen. Ich ging hinter das Pult, um meinen Mantel zu holen, aber er war in einem der Fächer eingeschlossen, und ich hatte keinen Schlüssel. Ich zog in Erwägung, die dünne Klappe aufzutreten, als Alice die Treppe hinter mir herunterkam und mich sah. Ich wandte

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