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Felix Castor: Ein Höllenhund kommt selten allein (German Edition)

Felix Castor: Ein Höllenhund kommt selten allein (German Edition)

Titel: Felix Castor: Ein Höllenhund kommt selten allein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Carey
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trägt«, sagte er säuerlich.
    »Hast du einen Vorratsraum mit einer soliden Tür und einem Vorhängeschloss?«
    »Ja. Und?«
    »Sie braucht nichts zu essen oder trinken, und sie benutzt auch nie eine Toilette. Du könntest sie einschließen, bis ich wieder zurück bin.«
    Ein langes Schweigen setzte ein, während Nicky seine Säuberungsbemühungen fortsetzte. »Ja«, sagte er schließlich so beiläufig wie möglich. »Okay. Es läuft folgendermaßen. Du bringst sie in den Keller und schließt sie im Filmlager ein. Wenn du deine Angelegenheiten erledigt hast, holst du sie ab. Ich brauche sie in der Zwischenzeit nicht zu berühren oder mich in ihre Nähe zu begeben. Wenn sie dann später aufwacht, unterhalten wir uns, wobei du auf sie aufpasst. Ich kriege … sagen wir, fünf Fragen. Mit klaren Antworten. Und ich definiere, was unter einer klaren Antwort zu verstehen ist. Ist das fair?«
    Ich nickte. »Das ist fair«, sagte ich. »Ich gehe sie holen.« Ich machte kehrt und eilte den Mittelgang hinauf.
    »Hey, ich habe gelesen, wo sie die Leiche des Kindes gefunden haben«, rief Nicky mir nach. »Du hattest am Ende doch recht – die Kleine war tatsächlich schon die ganze Zeit tot. Sie hätten dich nicht rufen sollen, um einen Geist zu suchen. Eine Sache weißt du vielleicht noch gar nicht, weil sie in einer geschlossenen Datei vermerkt ist, in die ich mich gehackt habe, als ich in der Nähe war.«
    Ich blieb stehen und blickte den Mittelgang hinunter und schaute ihn an. Sämtliche Sitze waren schon vor längerer Zeit entfernt worden, daher sah ich auf allen Seiten lange Reihen von Schraubenbolzen, die den Eindruck eines Ackers vermittelten, der anstatt mit Getreide mit Eisenschrott bepflanzt war.
    »In welcher Nähe?«, fragte ich.
    »In der Nähe von Mapstack – der von der Metropolitan Police benutzten internen Version des großen Datenaustauschsystems von Interpol. Gewöhnlich lohnt sich ein Blick hinein, und wenn auch nur, um sich ein wenig zu amüsieren. Diese Leute haben keine Ahnung, wie die Welt funktioniert – wie kleine Details sich zu einem großen Bild verbinden. Sie versuchen Verbindungen zwischen Verbrechen herzustellen, aber sie benutzen ausschließlich gerade Linien, daher entgeht ihnen alles. Ihnen entgeht alles außer der verdammten Methodik. Als ob die echten Verbrecher – ich meine diejenigen, die so groß sind, dass man sie niemals zu Gesicht bekommt – ihre Vorgehensweise nicht variieren könnten.«
    »Abbie Torrington«, erinnerte ich ihn und stoppte diese paranoide Tirade, ehe sie richtig Fahrt aufnehmen konnte.
    Nicky schaute unter der Pumpe hervor. Er war offensichtlich verärgert, weil ich ihn unterbrochen hatte. »Der Körper wurde nach Eintritt des Todes manipuliert. Etwa eine Minute nachher, als sie noch blutete. Jemand hat sie so heftig im Nacken gekratzt, dass die Haut verletzt wurde.«
    Ich ließ mir das probeweise durch den Kopf gehen, obgleich in meinem Kopf derart viel Mist kursierte, dass ich Schwierigkeiten hatte, mich darauf zu konzentrieren. »Du meinst, dass jemand irgendetwas über ihren Hals gezogen hat? Etwas mit einer rauen Oberfläche?«
    »Ja, so ähnlich. Über den Nacken und an der linken Halsseite hoch bis dicht unters Kinn.«
    Ein zweiter Akt mit dem Messer? Abtrennen des Kopfs nach dem Stich ins Herz? Das war möglich. Doch dann kam der große Mann mit der Maschinenpistole hereingestürmt, und auf allen Seiten stürzten menschliche Leiber zu Boden. Vielleicht hatte er keine Zeit mehr, sein Vorhaben in die Tat umzusetzen, und alles was ihm blieb, war eine gepunktete Linie mit der Aufforderung HIER SCHNEIDEN .
    Ich schüttelte den Kopf. Nein. Nicht so. Auf eine Sache konnte man sich bei verrückten Anhängern von Satanskulten stets verlassen, nämlich dass ihre Werkzeuge immer makellos scharf gehalten wurden. Wenn man ein Menschenopfer beging, dann holte man nicht irgendein Brotmesser aus der Küchenschublade und hoffte, dass die Schneide es schaffte, Knochen zu durchtrennen. Die Messer waren ein Teil des Rituals. Man herzte und küsste und streichelte sie mit einem Wetzstein, bis die Schneide vor Schärfe sang.
    »Irgendetwas wurde ihr vom Hals gerissen«, sagte ich zu Nicky. »Etwas, das sie dort trug.«
    »Was soll das gewesen sein?«
    »Ein Medaillon an einer Kette.«
    »Das würde ebenfalls passen. Es muss allerdings mit erheblicher Kraft abgerissen worden sein.«
    Ich erinnerte mich an Dennis Peaces Faust, die sich auf der
Thames Collective
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