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Felix Castor: Ein Höllenhund kommt selten allein (German Edition)

Felix Castor: Ein Höllenhund kommt selten allein (German Edition)

Titel: Felix Castor: Ein Höllenhund kommt selten allein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Carey
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fall die Treppe hinunter und brich dir dabei das Genick. Wenn ich das nächste Mal vorbeikomme, hoffe ich, dich im dauerhaften Wachkoma anzutreffen.«
    »Felix!« Bei diesem vorwurfsvollen Tonfall machte ich kehrt und ging hinaus – es war der gleiche, den ich beim Hereinkommen gehört hatte. Ich wollte den Gesichtsausdruck nicht sehen, der damit einherging.
    Was ich jedoch auf dem Rückweg zum Wachtposten sah, war einer dieser Alarmknöpfe mit den strikten Anweisungen. Er brachte mich auf eine Idee, der ich nur schwer widerstehen konnte. Ich zertrümmerte mit dem Ellbogen die Glasscheibe und drückte auf den Knopf. Sofort erklang überall ein lautes aus zwei unterschiedlich hohen Tönen bestehendes Signal. Ich ging weiter und versuchte mich an die Raumaufteilung des Gebäudes zu erinnern. Eigentlich müsste vor mir ein Korridor nach rechts abzweigen.
    Tatsächlich, so war es. Ich folgte ihm und sah zahlreiche Leute, die mir im Laufschritt entgegenkamen. Von ihnen trugen einige die blauen Uniformen des Sicherheitspersonals. Ich wappnete mich für irgendwelche misstrauischen Fragen, aber sie rannten an mir vorbei, ohne mich auch nur zu beachten. Eine zweite Welle Wachpersonal folgte einhundert Meter weiter, dann bog ich ab in einen kurzen Korridor, an dessen Ende sich eine einzige Tür befand.
    Sie war abgeschlossen. Ich hämmerte dagegen und brüllte »Aufmachen!«, so laut ich konnte, um den Lärm im Korridor und das Blöken des Alarms zu übertönen. Das Geräusch eines Riegels, der zurückgezogen wurde, erklang, und ein überraschtes Gesicht erschien im Spalt, als die Tür aufgezogen wurde. Es gehörte einem Mann in Uniform, fünf Zentimeter größer als ich und um einiges schwerer.
    »Sie muss weggebracht werden«, rief ich und deutete an ihm vorbei in die Krankenstation.
    »Weggebracht?« Er war überrascht und beunruhigt. Er ging mir jedoch nicht aus dem Weg. Er war nicht bereit, die Brücke zu betreten, ohne sich vorher genau die Konstruktionszeichnungen angesehen zu haben. »Wohin? Was ist eigentlich los?«
    »Hinaus auf den Hof. Es brennt.«
    Er sah noch weniger überzeugt aus. »Es brennt? Dies ist der Alarm für unbefugtes Eindringen und nicht der …«
    Genug ist genug. Ich bohrte mein Knie in seine Magengrube, drehte mich, während er zusammensackte, führte einen Rundumschlag aus und erwischte ihn mit einem Treffer hinterm Ohr, der ihn auf die Bretter schickte. In einer Nische rechts neben der Tür befand sich ein Feuerlöscher. Ich nahm ihn von der Wand und hielt ihn einsatzbereit für den Fall, dass er wieder hochkam, aber er hatte sich einstweilen ins Land der Träume verabschiedet. Ich hatte den Anflug eines schlechten Gewissens, denn er machte nur seinen Job. Aber andererseits bewegte sich jeder, der sich in Jenna-Janes Umgebung aufhielt und diese Erklärung als Entschuldigung benutzte, auf so dünnem Eis, dass es bereits unter einem warmen Atemhauch schmolz.
    Ich zog ihn hinein und schloss die Tür, nachdem ich noch einen Blick in den Korridor geworfen und zu meiner Erleichterung festgestellt hatte, dass er leer war. Lange würde er das nicht bleiben.
    Rosie lächelte, als sie mich sah – es war ein träges, lüsternes Grinsen.
    »Felix Castor«, sagte sie. »Ich hatte geträumt, wir seien verheiratet.«
    »Das wäre für dich ein Hundeleben, Rosie. Ich bin nicht domestiziert.«
    »Ah, aber in dem Traum war ich der Mann, und du warst die Frau.«
    »Das würde auch nichts ändern. Ich würde herumhuren. Ich kenne meine Schwächen.«
    Ich zog einen Stuhl neben ihr Bett. Der Körper, in dem sie sich gerade befand, war mir neu, aber das überraschte mich nicht. Wie ich schon erwähnte, war es schon eine Weile her, seit wir uns das letzte Mal sahen. Es war ein junger Mann mit dunklem, lockigem Haar und heftiger Akne auf der linken Wange. Er war vollständig bekleidet und lag auf der Bettdecke. Vielleicht folgte er auf irgendeiner Ebene der Unterhaltung, aber Rosie saß hinterm Lenkrad. Das tat sie immer.
    Anders als Dämonen können Geister niemals lebendige menschliche Wirte besetzen. Deshalb suchen
loup-garous
sich stets Tiere aus, trotz der gesellschaftlichen Peinlichkeiten, die sich daraus ergeben können. Rosie schaffte es, denn die Menschen, in die sie sich versetzte, waren außerordentlich empfangsbereit und außergewöhnlich kooperativ, aber auch dann konnte es für beide unangenehm eng und ungemütlich sein.
    Ich drehte den Stuhl um, so dass ich die Arme auf die Rückenlehne legen konnte,

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