Felix, der Wirbelwind
Mannschaft zurück und wurde von Leon giftig empfangen.
„Was sollte das?", griff er mich an. „Wenn Rocce spielt, werden wir sicher verlieren."
„Ja, das kann sein", sagte ich. „Aber dafür haben wir gerade etwas gewonnen. Markus hat Recht gehabt. Es war Rocces Vater. Er war die ganze Zeit gegen uns. Rocce ist unser Freund."
Leon starrte mich an und er wurde noch zorniger. Doch dieser Zorn galt jetzt nicht mehr mir. Er richtete sich gegen Ribaldo und als ich mich in den Reihen der Wilden Kerle umsah, sah ich, dass jeder wie Leon empfand. Dann rief uns der Schiedsrichter zur zweiten Halbzeit aufs Feld.
Das Ende vom Ende
Wir nutzten den Anstoß, und unser Zorn trieb uns an. Selbst Rocce, der jetzt wieder mitspielte, konnte Jojo nicht halten. Der mit der Sonne tanzt, sprang über ihn weg und passte zu Leon. Der stieß wild in den Strafraum hinein auf drei Bayern zu. Für einen Moment glaubte ich, sein Zorn würde ihn wieder so dickköpfig machen, wie wir ihn kannten. Sicherlich würde er sich in den sechs Beinen seiner Gegner verfangen, doch dann kam der Pass mit der Hacke zurück und dort lauerte Marlon. Als hätte er eine Tarnkappe auf, war er urplötzlich da und lupfte den Ball lässig und cool über den Bayerntorwart ins Netz.
Drei zu vier. Jetzt führten wir und wir hätten mit Sicherheit noch mehr gejubelt, wenn wir gewusst hätten, dass das das letzte Mal in diesem Spiel war.
Denn jetzt kamen die Bayern. Auch sie kannten den Zorn. Sie hatten unseren Zeitungsartikel noch nicht vergessen und sie hatten Rocce. Und Rocce hatte erst in der Halbzeit zehn neue Freunde gefunden. Deshalb spielte er auf wie ein Gott und obwohl Juli überall war und jeder von uns, selbst Leon, bis zur Erschöpfung kämpfte, schlichen wir nach einem Fall- rück-zieher, einem Kopfball und zwei Flugkopfbällen, drei Voll- eys und einem vernichtenden Tor mit der Ferse mit einer Vier- zu-Elf-Packung vom Platz.
Ribaldo trug seinen Sohn auf der Schulter und feierte ihn mit seinem Team. Wir aber schlichen am Tabakhändler vorbei. Die anderen Sponsoren waren längst schon gegangen. Auch Markus’ Vater war vor der Blamage geflohen, und in der Kabine waren wir endlich allein.
Wortlos gingen wir unter die Duschen. Das warme Wasser tat gut, doch als wir die Kabine wieder betraten, wartete Maxis Vater auf uns und der hatte den Koffer mit den Trikots schon in der Hand.
„Es tut mir leid", sagte er. „Ihr habt klasse gekämpft!"
Dann ging er mit dem Koffer aus der Umkleidekabine hinaus.
Alles ist gut, solange du wild bist!
Am Nachmittag leckten wir unsere Wunden. Wir lagen vor Willis Bolzplatz im Gras und überlegten uns, wie wir unsere Schulden abzahlen konnten. Ein halbes Jahr mussten wir jetzt alle auf Fußball verzichten. Das war schrecklich und grauenhaft, doch wir bereuten es nicht. Es war unsere eigene Entscheidung gewesen und sie war nicht umsonst. Wir hatten Rocces Freundschaft erkannt und gewonnen. Wir hatten erkannt, wie einsam er war, und dass allein sein Vater die Schuld daran trug. Aber das würde sich jetzt ein für alle Mal ändern, und wir konnten den Montag kaum noch erwarten. Dann würden wir ihn in der Schule treffen und dann blieben uns immerhin noch die Pausen, um mit ihm, auch wenn es sein Vater nicht wollte, in einer Mannschaft zu kicken.
Doch am Montag kam Rocce nicht in die Schule. Sein Fehlen war unentschuldigt, und vielleicht würde er ja gar nicht mehr kommen. Vielleicht hatte ihn sein Vater auf eine andere Schule gebracht, um den Kontakt zu uns zu verhindern.
Traurig und enttäuscht schlurften wir deshalb an diesem Tag heim. Fabi, um seiner Mutter beim Putzen zu helfen. Zwei Euro fünfzig bekam er dafür. Maxi musste für einen Euro in der Stunde auf seine Schwester aufpassen. Das hieß Vater-Mutter- Kind-im-Barbiepuppenhaus-Spielen für vier Stunden am Stück. Marlon und Leon sollten für den gleichen Stundenlohn ihr Zimmer ausmisten. Raban half seiner Mutter im Büro, in dem er alte Akten im Reißwolf zerkleinerte, und er bekam 10 Cent pro Pfund. Juli und Joschka strichen mit ihrer Mutter Küche und Bad, die von ihrem letzten „Hausputz" noch aufgeweicht waren. Doch sie bekamen kein Geld dafür, das war leider klar. Genauso wie Jojo: Weder das Waisenhaus noch seine Mutter hatten Geld zu verschenken und der Reichste von uns, Markus, war nicht mehr da. Er musste, so wie er es vorausgesagt hatte, seine Zeit ab sofort auf dem Golfplatz verbringen.
Doch dann kam alles ganz anders. Mitten am Nachmittag
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