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Fels der Daemonen

Fels der Daemonen

Titel: Fels der Daemonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marco Sonnleitner
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sehen.
    »Alles klar! Kletter weiter!«, raunte Peter zu Bob hinunter.
    Bob wurde mit jedem Griff sicherer und pendelte lautlos zum See hinab. Schließlich, nach etwas mehr als fünfzehn Metern, berührte er mit dem Fuß einen Felsen. Er blickte nach unten, suchte sich auch mit dem zweiten Bein einen sicheren Halt und stellte sich hin. Dann wickelte er sich aus dem Seil, schaute nach oben und hob den Daumen zum Zeichen, dass alles in Ordnung war.
    Peter hatte beschlossen, als nächster den Abstieg zu wagen, und trotz eines mehr als flauen Gefühls in der Magengegend konnte er hier seine sportlichen Fähigkeiten voll ausspielen. Wieselflink hangelte er sich am Seil hinab und sprang unten leichtfüßig auf den Felsen. Bob hatte sich inzwischen auf ein paar andere Steine gestellt, die groß genug waren, um bequem darauf stehen zu können.
    Jetzt war Justus dran. Er hatte sich fest vorgenommen, nicht an jene Übung im Sportunterricht zu denken, bei der es darum ging, an einem Seil, das von der Decke der Turnhalle baumelte, möglichst schnell nach oben zu klettern. Es war immer das reinste Spießrutenlaufen für ihn gewesen, denn was er auch versucht hatte – er war bisher fast immer auf dem großen Knoten unten am Seil sitzen geblieben und hatte kaum mal einen Zug nach oben geschafft. Und der Rest der Klasse war stets glucksend und kichernd um ihn herumgestanden!
    Aber abwärts musste es ja viel leichter gehen als aufwärts, redete sich Justus ein, als er sich das Seil um den Körper schlang – und schon war er in Gedanken genau da, wo er nicht hinwollte. »Na prima!«, knurrte er. »Das berühmte psychologische Paradoxon: Man denkt immer genau an das, woran man nicht denken will.«
    »Hast du was gesagt, Just?«, raunte Peter von unten.
    Justus murmelte etwas Unverständliches und begann, sich abzuseilen. Er stierte die glatte Wand vor sich an und versuchte, sich nur darauf zu konzentrieren. Für eine Sekunde schlich sich auch so etwas wie Verwirrung in sein Hirn, weil ihm irgendetwas merkwürdig vorgekommen war, ohne dass er hätte sagen können, was. Aber dann sah er plötzlich die Turnhalle vor sich, hörte die johlenden Klassenkameraden, bemerkte den verzweifelnden Sportlehrer und spürte, wie das Seil nachgab.
    ›Das Seil!‹, schoss es Justus siedend heiß durch den Kopf. ›Verdammt, das Seil!‹
    In diesem Moment löste sich der Knoten oben an dem Felsvorsprung vollends. Das Seil flitzte surrend um den Felsen herum, schoss auf die Kante zu und flog den Abgrund hinab.
    Und mit ihm Justus.

Ein verhängnisvoller Plan
    »Justus!«, röchelte Peter, während es ihm vor Entsetzen einen eisigen Schauer den Rücken hinabjagte.
    Bob machte unwillkürlich einen Schritt nach vorne, so als wollte er seinen Freund auffangen. Aber dann blieb auch er wie festgenagelt stehen und starrte auf den Ersten Detektiv.
    Ohne dass es Justus bewusst wurde, erfassten seine Augen blitzschnell die Umgebung und sein Hirn registrierte, dass der Abstand zu den Felsen unter ihm noch knapp zwei Meter betrug. Ein Reflex zog seinen Oberkörper nach vorne und brachte die Beine in die bestmögliche Landeposition. All das geschah so schnell, dass Justus sich später nicht erinnern konnte, wie es ihm gelungen war, nicht mit dem Rücken auf den Fels aufzuschlagen. Mit einem dumpfen Klatschen trafen die Sohlen seiner Turnschuhe auf den glatten Stein. Wild rudernd balancierte Justus seinen Stand aus.
    »Das Seil, Just!«, keuchte Peter in diesem Moment.
    Aus den Augenwinkeln sah der Erste Detektiv das Ende des Seils an sich vorbeirauschen. Wieder war es ein Reflex, mit dem er diesmal das Seil auffangen wollte, damit es nicht in den See fiel und durch das Platschen womöglich die Ganoven alarmierte. Justus’ rechte Hand schoss hervor, erwischte das zappelnde Seil und umschloss es.
    »Hab ich dich!«, jubelte er leise.
    Doch durch die heftige Bewegung rutschte ein Fuß auf dem glitschigen Felsen ein Stück zur Seite und glitt aus. Das triumphierende Lächeln in Justus’ Gesicht wich augenblicklich einem völlig verdatterten Ausdruck, als es ihn von den Füßen riss. Mit einem lauten Klatschen fiel er in den Höhlensee.
    »Justus!«
    »Oh verflucht!«
    Eisige Kälte schwappte über dem Ersten Detektiv zusammen und stach wie mit tausend frostigen Nadeln in sein Gesicht. Eine Sekunde später kroch das Wasser durch sein T-Shirt, quoll in seine Jeans und zog ihn mit unsichtbaren Fingern nach unten.
    Justus schlug die Augen auf und starrte – in eine

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