Felsen der Liebe
ihres Anwalts.
“Ich habe keinen Anwalt”, erklärte Meg.
“In diesem Fall …” Gerry Banks zögerte einen Moment. “Darf ich Ihnen raten, sich einen Anwalt zu suchen?”
“Aber warum?”
“Um … sicherzugehen, dass Ihre Interessen gewahrt werden”, erwiderte Banks vorsichtig. “Mr. Delacroix war sehr darauf bedacht, dass alles korrekt abläuft.”
“Das verstehe ich nicht. Mr. Delacroix war doch …” Plötzlich ging ihr ein Licht auf. “Von wem reden Sie überhaupt?”
“Von Guy Delacroix natürlich. Tut mir leid, das hätte ich Ihnen sagen sollen. Dachten Sie …?”
“Ist schon gut.” Meg fragte sich, ob er sie für verrückt hielt. Selbstverständlich hatte er Guy gemeint. Doch was hatte Guy mit der Sache zu tun?
“Die Entscheidung liegt natürlich ganz bei Ihnen, Mrs. Delacroix. Dennoch rate ich Ihnen, die Angelegenheit so schnell wie möglich zu regeln.”
“Ja, gut.” Bevor sie auflegte, versprach sie Banks, noch einmal anzurufen, um einen Termin zu vereinbaren.
Sicher hätte sie die “Angelegenheit” am Telefon regeln können, doch sie hatte an diesem Tag genug Überraschungen erlebt, und dies war vermutlich keine besonders angenehme. So wie sie Jack kannte, hatte die Sache einen Haken.
Noch immer rechnete Meg nicht damit, wirklich etwas von ihm zu erben. Natürlich hätte sie etwas Geld gebrauchen können, um Maxine auch einmal etwas zu bieten, statt immer nur zu sparen. Dennoch wollte Meg sich keine falschen Hoffnungen machen.
Als sie sich kurz danach darauf vorbereitete, wieder nach Cornwall zu fahren, war ihr bereits alles zu viel. Sie wollte Maxine diesmal nicht mitnehmen, und das bedeutete, dass sie jemand finden musste, der eine Nacht bei ihr schlief. Von ihren Freundinnen eignete sich kaum jemand als Babysitter, und es kamen ohnehin nur ein paar in Frage, die Maxine gut genug kannten. Als sie ihre beste Freundin Cathy anrief, stellte sich heraus, dass diese mit Grippe im Bett lag. Die andere Freundin, die sie fragte, musste geschäftlich verreisen, sodass schließlich nur noch eine übrig blieb – Vicki.
Im Grunde war es lächerlich, dass Vicki und sie noch befreundet waren, nach allem, was damals geschehen war. Doch irgendwann hatte Meg ihr verziehen, zumal auch Vicki eine Krise durchgemacht hatte. Mittlerweile verstanden sie sich wieder so gut, dass sie sich gelegentlich sahen und sogar über ihre Probleme sprachen.
Jetzt, da Meg zurückblickte, fragte sie sich, ob es damals anders gekommen wäre, wenn Vicki den Mund gehalten hätte. Ihre Ehe mit Jack war jedenfalls von vornherein zum Scheitern verurteilt gewesen, und die Sache mit Vicki hatte es lediglich beschleunigt.
Da Vicki schon immer feige gewesen war, hatte sie ihr einen Brief geschrieben. Später hatte sie ihr einmal gestanden, dass sie starke Schuldgefühle verspürt hatte. Sie, Meg, hatte sie nämlich kurz zuvor aus Cornwall angerufen und ihr gesagt, Jack würde sie sicher betrügen, da er so selten nach Hause käme.
Der Brief traf an einem Freitag ein, aber sie las ihn erst am späten Abend, da sie mit Caroline einen Einkaufsbummel gemacht hatte. Ihre Schwiegermutter war von dort nach Exeter weitergefahren, um das Wochenende bei einer Freundin zu verbringen, und Guy hatte sie, Meg, anschließend mit nach Hause genommen.
Es war kurz vor Weihnachten, und sie lebte mittlerweile seit fast einem halben Jahr in Heron’s View. Guy behandelte sie freundlich herablassend wie eine kleine Schwester, während sie ihn oft herausforderte und mit ihm stritt. Dennoch waren sie die besten Freunde. Alle anderen Gefühle für ihn unterdrückte Meg jedoch, da sie immer noch hoffte, ein gemeinsames Leben mit Jack führen zu können.
Durch den Brief wurde sie schließlich dazu gezwungen, sich mit der Wahrheit auseinander zu setzen. Als sie ihn in der Eingangshalle liegen sah, freute sie sich, denn normalerweise munterten Vickis Briefe sie immer auf. Sie ging damit in Carolines kleines Wohnzimmer, wo Guy bereits Feuer im Kamin gemacht hatte. Während er nach draußen ging, um mehr Holz zu holen, begann sie zu lesen.
Als er wiederkam, saß sie da und weinte leise.
“Was ist los?”, erkundigte er sich, und da sie nicht antwortete, nahm er ihr den Brief aus der Hand. “Darf ich?”
In diesem Moment wurde ihr klar, dass er es wahrscheinlich längst wusste. Bestimmt hatte er es seit jenem Tag gewusst, als er sie in Heathrow abgeholt hatte.
“Es ist wahr, nicht?” Flehend blickte sie ihn an, damit wenigstens er
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