Felsen der Liebe
zu werden, was vor über zehn Jahren zwischen ihnen vorgefallen war.
“Hier.” Nachdem sie Maxine die Taschentücher in die Hand gedrückt hatte, wandte sie sich an Guy. “Pass gut auf sie auf.”
“Versprochen.” Er legte Maxine den Arm um die Schultern.
Maxine schien das nichts auszumachen, obwohl sie ihren Onkel gerade erst kennen gelernt hatte. Meg dagegen kam sich wie eine Außenseiterin vor, als sie die beiden nach unten begleitete. Mit dem schwarzen Haar und den attraktiven Zügen waren sie sich so ähnlich, dass Meg bei ihrem Anblick einen schmerzhaften Stich verspürte.
Vergeblich versuchte sie, sich ins Gedächtnis zu rufen, wie sehr sie Guy hasste. Sobald sie sich vorstellte, wie ihr Leben hätte verlaufen können, überkamen sie ein Gefühl des Verlusts und Schuldgefühle. Wenn Guy das, was er damals zu ihr gesagt hatte, ehrlich gemeint und sie davon abgehalten hätte, zu Jack zurückzukehren … Wenn sie Guy zuerst kennen gelernt hätte …
Energisch schüttelte sie den Kopf. Nein, sie hatte weder mit Jack noch mit Guy glücklich werden können.
Dann versuchte sie, sich daran zu erinnern, wann ihr zum ersten Mal bewusst geworden war, dass sie Jack nicht mehr liebte und vielleicht nie geliebt hatte. Eine lange Zeit hatte sie sich etwas vorgemacht und sich eingeredet, immer noch etwas für ihn zu empfinden. Doch weder er noch Guy hatten es ihr leicht gemacht, Jack treu zu bleiben …
Alles hatte nach jenem Abendessen angefangen, als Guy Meg zu dem Konzert eingeladen und sie die Fassung verloren hatte. Er drängte sie anschließend so lange, bis sie schließlich einwilligte.
Bis zu jenem Abend war Guy ihr gegenüber immer herablassend gewesen, aber als er mit ihr ausging, behandelte er sie zum ersten Mal wie einen normalen Menschen. Daher vergaß sie auch ihre Feindseligkeit ihm gegenüber, sodass sie sich bald entspannte und locker mit ihm plaudern konnte. Da sie schon lange nicht mehr ausgegangen war, genoss sie den Abend richtig.
Eine Woche später lud Guy sie ein, mit ihm und einigen seiner Freunde zu segeln. Meg war noch nie vorher gesegelt, willigte aber ein mitzukommen. Schließlich musste sie doch mithelfen, denn einer seiner Freunde war krank geworden. Guy wies sie geduldig in alle Handgriffe ein, und es machte ihr so viel Spaß, dass sie eine richtige Leidenschaft fürs Segeln entwickelte. Danach nahm er sie oft auf seinem Segelboot mit, das etwas kleiner war, und bereits im Herbst waren sie ein eingespieltes Team.
Vielleicht wäre alles gut gegangen, wenn es beim Segeln geblieben wäre. In der Zwischenzeit hatte Meg allerdings so viele Freunde von Guy kennen gelernt, dass sie mit ihm zusammen zu Partys eingeladen wurde. Zuerst sagte sie unter dem Vorwand ab, Jack würde bald nach Hause kommen, aber irgendwann wäre es unhöflich gewesen.
“Wir erscheinen”, versicherte Guy, nachdem sie wieder einmal von einem Paar eingeladen worden waren und Meg ihre übliche Ausrede vorgebracht hatte. Bevor sie widersprechen konnte, zog er sie mit sich. “Sie haben dich jetzt zum zweiten Mal eingeladen. Du kannst nicht immer Nein sagen.”
Meg blickte ihn überrascht an. “Ich wollte mich dir nicht aufdrängen, da du …”
“Da es genug schöne Frauen gibt, die lieber mit mir ausgehen würden?”, neckte er sie.
“Ja, so ungefähr.”
“Vorausgesetzt, ich finde eine.”
Ihr war klar, dass er Spaß machte, denn Caroline hatte mehrfach angedeutet, dass es genügend Kandidatinnen gab.
“Keine Angst”, meinte er lächelnd. “Du bist zwar noch etwas kindlich, aber einen Abend kann ich dich schon ertragen.”
Meg hatte ihm eine Ohrfeige verabreichen wollen, doch er war ihr lachend ausgewichen. Als sie wieder auf ihn losgegangen war, hatte er ihre Arme gepackt und sie an sich gezogen.
Jetzt war ihr klar, dass dies das erste Warnsignal gewesen war – eines von vielen, die sie ignoriert hatte. In einem Moment hatte sie sich gegen Guy gewehrt, im nächsten hatte sie dagestanden und war sich seiner Nähe überdeutlich bewusst gewesen.
Damals hatte sie keine Ahnung gehabt, wie es geschehen konnte, und sie wusste es auch heute noch nicht. Es war einfach passiert.
“Geht es dir gut?”, erkundigte sich Meg, als Maxine Stunden später in Begleitung von Guy zurückkehrte. Sie war blass und sah müde aus. “Ja”, versicherte Maxine. “Ich schaue nur ein bisschen fern.” Stirnrunzelnd beobachtete Meg, wie ihre Tochter das Gerät einschaltete und sich anschließend bäuchlings aufs Bett
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