Felsen der Liebe
Einschreibebrief erhielt. Noch bevor sie den Kopf auf dem beiliegenden Schreiben las, wusste sie, dass es von Stevens, Stevens und Banks kam. Es stand lediglich darin, dass sie die Begünstigte im Testament ihres Exmannes sei, das als Anlage beigefügt war.
Also begann sie, das Testament zu lesen, bis sie den entscheidenden Absatz erreichte. Schockiert hielt sie inne. Es musste sich um ein Versehen handeln – oder um einen schlechten Scherz. Es war vollkommen unmöglich!
Völlig durcheinander ging sie zum Telefon, suchte die Nummer von Guys Kanzlei heraus und wählte mechanisch.
Am Apparat war seine Sekretärin, die offenbar geübt darin war, unerwünschte Anrufer abzuwimmeln. “Mr. Delacroix ist gerade in einer Besprechung”, sagte sie.
“Ich muss mit ihm reden”, beharrte Meg.
“Im Moment ist das leider nicht möglich, aber wenn Sie …”
“Ich muss aber
jetzt
mit ihm reden!”, unterbrach Meg sie sehr energisch. “Sagen Sie ihm, Meg Delacroix sei am Apparat. Er weiß Bescheid.”
“Delacroix?”, wiederholte die Sekretärin erstaunt, bevor sie fortfuhr. “Tut mir leid, Mrs. Delacroix. Ich wusste ja nicht … Ich arbeite nämlich erst seit kurzem hier. Für Sie ist er natürlich zu sprechen.”
Während Meg wartete, überlegte sie, was sie Guy sagen sollte. Gerade spielte sie mit dem Gedanken, wieder aufzulegen, als er sich meldete.
“Hallo.”
“Hallo, hier ist Meg.”
“Das habe ich mir gedacht”, meinte er trocken. “Meine neue Sekretärin glaubt offenbar, du seist meine Frau. Also, was kann ich für dich tun?”, fügte er im Plauderton hinzu.
Dass er so kühl war, regte Meg nur noch mehr auf. Er musste im Bilde sein. Sicher hatte er das Testament gelesen.
“Ich habe gerade einen Brief von Jacks Anwalt bekommen”, brachte sie hervor.
“Sein Testament auch? Ich habe ihnen geraten, dir eine Kopie zu schicken.”
“Es war deine Idee?”, erkundigte sie sich ungläubig.
“Ja”, bestätigte Guy ruhig. “Gibt es ein Problem?”
“Allerdings. Ich werde daraus nicht schlau.”
“Ach nein?”, entgegnete er herablassend. “Es ist jedenfalls ganz einfach. Er hat sein Geld Amanda hinterlassen und seinen Grundbesitz dir.”
“Jack hatte überhaupt keinen Grundbesitz.” Meg war nach wie vor sicher, dass es sich entweder um ein Versehen oder einen schlechten Scherz handelte.
Guy schwieg einen Augenblick, als würde er nachdenken. “Hast du auch den Zusatz gelesen?”, erkundigte er sich dann.
Schnell blickte sie die Unterlagen durch, doch sie konnte keinen Zusatz finden. “Es gibt keinen.”
“Das erklärt alles”, sagte er mehr zu sich selbst.
“Was erklärt es?”
Wieder schwieg er, bevor er antwortete. “Jack war Mitbesitzer eines Gebäudes in Cornwall.”
“Mitbesitzer? An einem Hotel oder etwas Ähnlichem?”
“Etwas Ähnliches”, bestätigte Guy wenig hilfreich.
Meg wurde wütend, weil er sie bewusst hinhielt. Sie hatte jedenfalls keine Lust mehr, das Spiel mitzuspielen. Da Jack ihr bestimmt nichts Wertvolles hinterlassen hatte, würde sie sich betont desinteressiert geben. Also schwieg sie ebenfalls.
“Soll ich dir erklären, worum es sich überhaupt handelt?”, fragte Guy schließlich.
Sie versuchte, ihre Neugier zu bezwingen. “Das ist nicht unbedingt nötig.”
“Dann überlasse ich es dem Anwalt. Soll ich einen Termin für dich vereinbaren?”
“Das kann ich selbst.”
“Wie du willst. Gibt es sonst noch etwas?”
“Nein, danke”, erwiderte sie, so höflich sie konnte.
“Dann kann ich ja wieder zu meinem Mandanten zurückkehren – falls er noch da ist”, fügte Guy ironisch hinzu.
“Oh.” Einen Moment lang verspürte sie Schuldgefühle, aber wahrscheinlich existierte dieser Mandant überhaupt nicht. “Du kannst dich ja in meinem Namen bei ihm entschuldigen.”
“Das werde ich. Bis bald.”
Die letzten Worte waren wahrscheinlich nur eine Floskel gewesen, da Meg nicht vorhatte, nach Cornwall zurückzukehren, geschweige denn Guy wiederzusehen. Als Nächstes wollte sie sich mit dem Anwalt in Verbindung setzen.
Es dauerte eine ganze Weile, bis sie Gerry Banks erreichte, und obwohl dieser wesentlich höflicher war als Guy, sprach er genauso in verworrenen Rätseln. Er bestätigte, dass Jack ihr in seinem Testament zwar etwas vererbt hatte, doch leider habe man es versäumt, ihr die Seite mit dem Zusatz mitzuschicken. Da es jedoch Komplikationen gebe, müsse sie jetzt persönlich in der Kanzlei erscheinen – am besten in Begleitung
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