Felsen der Liebe
seinen Freunden davon erzählte, wollte sie ihm nicht in den Rücken fallen. “Das Ganze ist ein bisschen kompliziert”, wich Meg daher aus. “Es wäre besser, wenn du Guy fragen würdest.”
“Na gut”, erwiderte Beth. “Allerdings bekommt man aus ihm kaum etwas heraus. Wir wussten nicht einmal, dass du ein Kind hast. Ich konnte es kaum glauben, als er uns Maxine im Club vorgestellt hat. Sie sieht ihm sehr ähnlich, nicht?” Wieder lächelte Beth. “Ich meine Guy, nicht Jack.”
Meg fragte sich, was dieses Lächeln bedeutete. Hatte Beth einen Verdacht, oder wusste sie womöglich Bescheid? Aber vielleicht meinte sie tatsächlich nur die Ähnlichkeit zwischen Maxine und ihrem vermeintlichen Onkel.
Meg lächelte gezwungen, antwortete aber nicht, da es sich bestimmt um eine rhetorische Frage handelte.
“Sie ist ein ganz reizendes Mädchen”, fuhr Beth fort. “So nett und wohlerzogen.”
“Redest du tatsächlich von meiner Maxine?”, erkundigte Meg sich ungläubig.
Beth lachte. “Mir geht es bei Natalie genauso. Ständig höre ich, was sie für ein entzückendes Kind ist, während ich sie als regelrechtes Monster kenne. Sie ist schwierig, launisch und trotzig.”
“Schlimmer als Maxine kann sie jedenfalls nicht sein.”
“Das bezweifle ich”, widersprach Beth. “Allerdings scheinen die beiden sich auf Anhieb verstanden zu haben.”
“Wie alt ist Natalie denn?” Meg befürchtete, dass Natalie älter war als Maxine und somit einen schlechten Einfluss auf sie ausüben konnte.
“Dreizehn.”
Meg war erleichtert. “Maxine wird in diesem Monat dreizehn.”
“Und sie können es nicht abwarten, stimmt ‘s?” Beth schüttelte den Kopf. “Dann sind sie Teenager und machen uns das Leben noch mehr zur Hölle.”
“Schon möglich.” Meg lächelte zustimmend.
“Als sie klein war, widerstrebte es mir, sie auf ein Internat zu schicken”, gestand Beth, “aber jetzt finde ich die Vorstellung gar nicht so schlecht.”
“Auf welche Schule geht sie?”
“Greenbroke’s. Das ist eine Privatschule in der Nähe von St. Ives”, berichtete Beth. “Der künstlerische Zweig wird dort besonders gefördert. Natalie behauptet, sie würde die Schule hassen, aber als ich sie woanders hinschicken wollte, ist sie fast hysterisch geworden.”
Meg überlegte, ob sie Maxine ebenfalls nach Greenbroke’s schicken sollte. Bisher hatte sie ihre Musikalität lediglich durch Klavierunterricht fördern können.
“Guy hat angedeutet, dass die Schule ideal für Maxine wäre”, fügte Beth hinzu.
Unwillkürlich fragte sich Meg, woher Guy Delacroix sich das Recht nahm, über Maxines Ausbildung zu bestimmen.
“Es hätte keinen Sinn”, erklärte sie daher. “Wir sind nur ein paar Monate hier.”
“Oh, das wusste ich nicht.” Beth wirkte überrascht. “In dem Fall würde es sich wohl nicht lohnen, Maxine nach Greenbroke’s zu schicken. Die Eltern werden nämlich auf Herz und Nieren überprüft, ob sie die richtige Einstellung haben und so weiter.” Sie lachte wieder. “Ich habe das Ganze nicht so ernst genommen und wohl nicht so ganz den Vorstellungen der Direktorin entsprochen.”
“Dann hätte ich sicher keine Chance”, meinte Meg, und beide tauschten ein verschwörerisches Lächeln.
Als der Tee fertig war, schlug Beth vor: “Lass ihn uns hier in der Küche trinken. Die Männer können sich selbst versorgen.”
Meg, die dankbar war, dass sie Guy vorerst nicht gegenübertreten musste, setzte sich mit Beth an den Küchentisch. Sie plauderten eine Weile angeregt miteinander, bis schließlich die beiden Mädchen in die Küche kamen.
“Was ist denn so komisch?”, fragte Natalie, da die beiden Frauen lachten.
“Nichts, mein Schatz”, meinte Beth, die sich fast ausschütten wollte.
“Wie Schulmädchen”, bemerkte Maxine missbilligend. Nachdem sie Cola und Chips aus dem Schrank genommen hatte, ging sie wieder mit Natalie nach oben.
Kurz darauf erschienen Guy und Richard in der Küche.
“Möchtet ihr auch Tee?”, erkundigte sich Meg.
“Mach dir um die beiden keine Sorgen”, sagte Beth. “Sie können auch selbst Wasser aufsetzen.”
“Meine Frau, die Feministin”, warf Richard ein. “Halte sie lieber von Meg fern, Guy. Es ist bestimmt ansteckend.”
“Meg braucht keine Tipps von mir”, erwiderte Beth. “Immerhin hat sie allein eine Tochter großgezogen und war gleichzeitig berufstätig.”
“Ich glaube nicht, dass es ihr an männlicher Gesellschaft gemangelt hat”, sagte Guy
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