Felsen der Liebe
ausdruckslos.
“Ich auch nicht”, stimmte Richard zu, doch im Gegensatz zu Guy meinte er es offenbar als Kompliment.
Meg warf Guy einen wütenden Blick zu. Anscheinend dachte er, sie hätte Dutzende von Affären gehabt.
“Typisch Mann!”, versuchte Beth einzulenken. “Sie können den Gedanken nicht ertragen, dass wir auch ohne sie leben könnten. Dabei sind sie von uns abhängig.”
Richard lachte ein wenig spöttisch. “Na, dann macht es euch sicher nichts aus, wenn Guy und ich für ein paar Stunden verschwinden. Wir müssen uns um die ‘Geliebte’ kümmern.”
“Geht nur.” Beth zuckte die Schultern. “Aber lass mir auf jeden Fall den Wagen da.”
“Klar. Wir fahren mit Guys Auto.”
“Ich setze Richard später zu Hause ab”, erklärte Guy.
Meg glaubte, sich verhört zu haben. Richard hatte gerade zugegeben, dass er seine Geliebte besuchen würde, und Beth hatte nicht einmal mit der Wimper gezuckt. Das war ja richtig dekadent!
Beth, die ihre entgeisterte Miene als Erstes bemerkte, lachte plötzlich schallend. Dann stimmte auch Richard ein.
“Die ‘Geliebte’ ist Richards Boot”, bemerkte Guy trocken.
“Oh.” Meg errötete verlegen.
“Den Namen habe ich mir ausgedacht”, berichtete Beth. “Wenn man bedenkt, wie viel Zeit und Geld er in das Boot investiert, wäre eine echte Geliebte bestimmt weniger kostspielig.”
“Also, falls wir mal sparen müssen …” begann Richard.
“Ich warne dich!”, rief Beth.
Er gab ihr einen Kuss auf die Stirn, bevor er sich an Guy wandte. “Lass uns ein Bier trinken, dann kann ich mich bei dir ausweinen.”
“Glaub ihm kein Wort”, sagte Beth zu Guy.
“Keine Angst, ich bin wie immer unparteiisch.” Guy küsste sie auf die Wange und wandte sich anschließend an Meg. “Bis später.”
Sobald die beiden Männer gegangen waren, ergriff Beth wieder das Wort. “Manchmal frage ich mich, ob Richard sich tatsächlich bei Guy beklagt und Guy deshalb davor zurückschreckt, zu heiraten.”
“Tut Guy das denn?”, erkundigte sich Meg.
“Na ja, mir scheint es, als würde er jedes Mal kalte Füße bekommen, wenn er auch nur von weitem die Hochzeitsglocken läuten hört. Ich möchte nicht klatschen, aber …” Beth verstummte, doch es war offensichtlich, dass sie darauf brannte, es Meg zu erzählen.
Beth deutete ihr Schweigen anscheinend als Desinteresse und nahm daher an, Meg würde es für sich behalten.
“Bei einigen seiner Freundinnen war ich natürlich froh, dass er sie nicht geheiratet hat”, fuhr Beth fort, “aber es waren auch ein paar nette dabei. Der Ärmste ist wohl bindungsunfähig.”
“Mir tun eher die Frauen leid!”, entgegnete Meg so heftig, dass Beth sie überrascht ansah. “Ich meine, wenn er sie einfach fallen lässt.”
“O nein!”, protestierte Beth. “Das würde Guy niemals tun! Es ist eher so, dass er sich allmählich zurückzieht oder sie ihm ein Ultimatum stellen. Jedenfalls kenne ich keine Frau, die sich von ihm schlecht behandelt gefühlt hat.”
Irrtum, dachte Meg. Sie fühlte sich von Guy schlecht behandelt, denn er hatte ihr leere Versprechungen gemacht.
“Richard dachte mal, dass du und Guy …” begann Beth. “Na ja, dass Guy, wenn Jack nicht gewesen wäre …”
“Was?”, erkundigte Meg sich kühl.
“Ach nichts.” Anscheinend verwarf Beth den Gedanken wieder. “Aber vielleicht ist seine derzeitige Freundin die Richtige – Miss Liz Downing, oder besser gesagt, Mrs. Downing.”
“Er ist mit einer verheirateten Frau zusammen?” Kaum hatte Meg die Worte ausgesprochen, wurde ihr bewusst, wie heuchlerisch sie waren. Weder sie noch Guy hatten sich damals darum gekümmert, dass sie verheiratet war.
“Sie ist geschieden”, korrigierte Beth sie. “Vielleicht erinnerst du dich an sie. Ihr Mädchenname ist Elizabeth Tremayne.”
Obwohl ihr der Name irgendwie bekannt vorkam, schüttelte Meg den Kopf. Sie war sich nicht sicher, ob sie mehr über Guys derzeitige Freundin erfahren wollte.
Beth hingegen fuhr bereits fort: “Sie war ungefähr zehn Jahre mit Paul Downing verheiratet, einem Politiker. Sie ist Mitte dreißig und hat keine Kinder. Anscheinend hat sie es auf Guy abgesehen, und er könnte es wirklich schlimmer treffen. Aber wenn die beiden noch Kinder haben wollen, muss er sich ranhalten.”
“Ich glaube nicht, dass Guy Kinder haben will”, erklärte Meg, die gar nicht hören wollte, wie toll Guys Freundin war.
“Wirklich?”, meinte Beth überrascht. “Ich dachte immer, er
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