Felsen der Liebe
es von mir, etwas anderes zu glauben. Du bist zu Jack zurückgekehrt, um mit ihm Schluss zu machen. Er hat es nicht anders verdient. Aber tu nicht so, als wärst du das Opfer. Ich habe dich nicht benutzt, sondern du mich”, fügte Guy vorwurfsvoll hinzu.
“Nein, ich … Das habe ich nicht”, erwiderte sie stockend. Für sie war das gemeinsame Wochenende nach einem Jahr der Einsamkeit wie ein Traum gewesen. Dass Jack aufgetaucht war, hatte sie völlig durcheinander gebracht. Sie hatte von Guy erwartet, dass er um sie kämpfen würde, aber er hatte sich gleichgültig gegeben.
“Ich war dir völlig egal”, erklärte sie leise, als sie sich daran erinnerte, wie sehr sein Verhalten sie verletzt hatte.
“Arme Meg!”, spottete Guy. “Du machst es dir wirklich einfach, wenn du Jack und mich als die Bösen hinstellst. Es mag ja sein, dass Jack dich wie den letzten Dreck behandelt hat, aber ich habe es nicht getan. Ich weiß nicht, warum, aber du warst mir nicht egal.”
Meg schüttelte den Kopf. Nach all den Jahren konnte sie es nicht ertragen, das aus seinem Mund zu hören. “Du lügst!” Sie wandte sich ab und wollte aus der Küche laufen.
Guy folgte ihr zur Tür. Dort packte er sie am Arm und drehte sie zu sich herum. “Warum sollte ich dich anlügen? Ich habe es dir damals gesagt, und ich sage es dir jetzt. Ich habe dich geliebt. Ich habe dich so sehr geliebt, dass ich mich deinetwegen mit meinem Bruder und sogar mit meiner Mutter überworfen hätte.”
“Nein!”, rief sie. Sie wollte und konnte es nicht glauben.
Sie befreite sich aus Guys Griff und lief nach oben, um sich in ihrem Zimmer zu verkriechen. Er sollte nicht merken, wie entsetzlich sie sich fühlte.
In ihrem Zimmer warf sie sich aufs Bett und rief sich ins Gedächtnis, was damals an jenem letzten Tag passiert war …
Es war am Montag gewesen. Guy hatte eine Besprechung in Truro, die er nicht absagen konnte. Er versprach ihr, Meg, sie am Nachmittag in Heron’s View abzuholen, bevor seine Mutter zurückkam. Zum Abschied küsste er Meg so verlangend, als könnte er es nicht ertragen, sie allein zu lassen. Meg ging es genauso. Sie liebte Guy und glaubte ihm. Sie würde Heron’s View verlassen und mit ihm in Truro zusammenleben.
Irgendwann am Nachmittag hörte sie, wie ein Auto mit quietschenden Reifen vor dem Haus hielt. Da sie dachte, es wäre Guy, lief sie zur Haustür. Als sie dann jedoch Jack gegenüberstand, wich sie zurück.
Offenbar deutete Jack ihren verzweifelten Gesichtsausdruck falsch, denn er sagte: “Du hast also auch einen Brief bekommen.”
“Einen Brief?”, wiederholte sie verwirrt. Zuerst wusste sie gar nicht, wovon er sprach.
“Von Vicki”, erklärte Jack, der offenbar merkte, dass sie nicht gerade begeistert über sein plötzliches Auftauchen war.
“Ach ja, natürlich. Vicki hat mir geschrieben, ihr hättet ein Verhältnis miteinander”, fügte Meg ausdruckslos hinzu.
Er runzelte die Stirn, verwundert über ihre gleichgültige Reaktion. “Es war kein Verhältnis, das musst du mir glauben,
chérie.
Es stimmt, dass ich mit ihr … Ich bin schwach geworden, aber sie bedeutet mir nichts.”
“Oh.” Es dauerte eine Weile, bis ihr die Bedeutung seiner Worte bewusst wurde; Jack hatte mit Vicki geschlafen, obwohl er nichts für sie empfand. Unwillkürlich fragte sich Meg, was er hier wollte. Dann erinnerte sie sich an das, was er zuerst gesagt hatte. “Hat sie dir auch einen Brief geschrieben?”
Jack nickte. “Sie ist sauer auf mich, weil ich dich nicht verlassen wollte. Sie weiß, dass du diejenige bist, die ich liebe.” Er sah Meg eindringlich an, als wollte er seine Worte damit noch unterstreichen.
Meg wurde plötzlich übel. Wenn sie nicht mit Guy geschlafen hätte, hätte sie Jack angeschrien und ihn sofort verlassen. Doch nun wusste sie nicht, was sie tun sollte.
Jack bemerkte ihre Koffer, die auf der Treppe standen. “Bitte verlass mich nicht. Ich habe mich wie ein Idiot benommen, aber das habe ich nicht verdient. Ich liebe dich. Du bist meine Frau.”
Sie schaute ihn ungläubig an. “Du hast dich hier monatelang nicht blicken lassen.”
“Ich weiß.” Er fuhr sich mit der Hand durchs Haar. “Ich wollte dich längst besuchen, doch es ist immer etwas dazwischengekommen. Ich schwöre dir, dass sich von nun an alles ändern wird. Du musst mir nur eine Chance geben.”
Unwillkürlich wünschte sie sich, Heron’s View schon früher verlassen zu haben. Als Jack beteuerte, was er alles tun würde,
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