Felsenfest: Alpenkrimi (German Edition)
Stress, der Horror, die stundenlangen Todesqualen, und dann kommen Sie daher und verdächtigen mich!«
»Herr Fichtl, entspannen Sie sich!«
»Rufen Sie mir eine Schwester, ich habe mich so aufgeregt, ich brauche jetzt ein BERUHIGUNGSMITTEL !«
(handschriftliche Bemerkung von Schwattke:)
Hocherregt. Simulant?
Helmut Stadler Maschinenbauingenieur
verh., ein Sohn (Tobi Stadler)
Vernehmender Beamter: Ostler
»Ja, ich habe dabei auf die Uhr gesehen. Genau um 10 . 45 Uhr sind wir auf dem Gipfel angekommen, um 10 . 57 hat er begonnen, ins Megaphon zu sprechen, um 11 . 05 Uhr ist der erste Schuss gefallen. – Soll ich es Ihnen aufschreiben?«
»Ja, bitte. Aber sagen Sie mal, haben Sie sich das alles so genau gemerkt?«
»Ja, ich habe ein fotografisches Gedächtnis. Wenn ich auf die Uhr blicke, kann ich mir das Ereignis dazu gut merken.«
» 11 . 10 Uhr – was haben Sie da gesehen?«
»Gar nichts. Aber wenn ich etwas gesehen hätte, dann hätte ich es mir gemerkt.«
»Also, um 11 . 05 Uhr ist der erste Schuss gefallen.«
»Soll ich es Ihnen nicht doch lieber aufschreiben?«
»Bitte, schreiben Sie. Wann ist nochmals der erste Schuss gefallen?«
»Um 11 . 05 Uhr. Es war eine Garbe von Schüssen. Wurde denn jemand getroffen?«
»Allerdings. Gustl Halfinger.«
»Um Gottes Willen! Gustl Halfinger! Wie geht es ihr?«
»Sehr schlecht.«
»Kann ich mit ihr sprechen?«
»Nein, das geht leider nicht. Sie wurde in ein künstliches Koma versetzt.«
(handschriftliche Bemerkung von Ostler:)
Zwangscharakter
Schorsch Meyer III
Beruf: Lehrer
verh., drei Kinder (Tobel, Torsten und Tessy Meyer)
Vernehmender Beamter: Jennerwein (Gedächtnisprotokoll)
»Grüß Gott, Herr Jennerwein!«
»Hallo, Jeanette! Das ist aber schön. Du bist doch die Tochter vom Ronni Ploch! Ist ja nett, dass du auch die Freunde deiner Eltern besuchst.«
»Ja, ich muss dann wieder.«
»Jetzt aber zu dir, Schorsch. – Schorsch?«
»Mensch, Hubertus! Es ist grauenvoll! Entsetzlich! Wäre ich bloß daheim geblieben! Jedes Jahr nehme ich mir vor, nicht zum Klassentreffen zu kommen. Die meisten sind doch inzwischen nur noch nervige Idioten.«
»Ja, aber, Schorsch, sag einmal, wenn dich die Klasse so furchtbar nervt, warum bist du dann überhaupt hier?«
»Das hat jetzt mit der Sache nichts zu tun … das ist ganz privat, verstehst du …«
»Warum machst du mir Zeichen, Schorsch? Ich nehme nichts auf. Ich habe kein verstecktes Tonband, das musst du mir glauben.«
»Ich war das nicht, ich wäre gar nicht fähig dazu.«
»Das hat doch niemand behauptet. Aber jetzt muss ich schon noch mal nachfragen: Was ist das Private?«
»Ich treffe mich mit jemandem.«
»Habe ich richtig verstanden? Du hast eine Freundin im Ort und benützt das Klassentreffen dazu, dich mit ihr heimlich zu verabreden?«
»Nein, so ist es auch wieder nicht … Das muss unter uns bleiben, hörst du, Hubertus? Ich bin am Anfang immer hingegangen, weil es sich so gehört … meine Frau hat mich quasi hingeschickt … sie ist ja eigentlich selber schuld daran … Und vor einem Jahr ist es dann passiert … da hat es geschnackelt …«
»Du hast also ein Verhältnis mit jemandem aus unserem Jahrgang angefangen –«
»Ja, nicht direkt … aus unserem Jahrgang … Aus einem anderen Jahrgang …«
»Aus einem jüngeren Jahrgang.«
»Ja. Viel jünger.«
»Sag einmal, Schorsch, ist das nicht anstrengend? Du hast in deinem Alter noch ein Verhältnis, von dem niemand wissen darf?«
»Und jetzt will sie nichts mehr von mir wissen.«
(handschriftliche Bemerkung von Jennerwein:)
Vernehmung abgebrochen, Weinkrampf.
Gunnar Viskacz Beruf: Tontechniker, Klangdesigner
gesch., ein Sohn (Manuel Viskacz)
Vernehmende Beamtin: Schmalfuß
»Sie sehen gar nicht aus wie eine Polizistin, Frau Schmalfuß.«
»Darf ich das Gespräch mitschneiden? Es ist kein Verhör, es ist keine Vernehmung, es ist lediglich ein Gespräch. – Was machen Sie da, Herr Viskacz?«
»Ich schneide das Gespräch ebenfalls mit.«
»Das – das ist nicht möglich.«
»Wieso? Wer verbietet das?«
»Das versteht sich von selbst, dass Sie eine polizeiliche Befragung nicht mitschneiden dürfen.«
»Ich dachte, es ist nur ein Gespräch.«
»Gut, andersherum: Warum wollen Sie unser Gespräch mitschneiden? Für Ihren Rechtsanwalt?«
»Nein, ich habe gar keinen Rechtsanwalt, ich habe ein reines Gewissen. Ich schneide immer alles mit. Das Interessanteste davon
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