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Felsenfest: Alpenkrimi (German Edition)

Felsenfest: Alpenkrimi (German Edition)

Titel: Felsenfest: Alpenkrimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Maurer
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der Rücknahme einer beleidigenden Äußerung im letzten Jahr, wobei die von mir in gutwilliger Absicht zur Verfügung gestellten (und in mühevoller Handarbeit verfertigten) Apfel-Maracuja-Muffins als (Zitat) »hart und ungenießbar«, später auch als »sauhart« oder, noch beleidigender, als »arschhart« bezeichnet wurden. Das entspricht dem Tatbestand der Beleidigung (§  185  St GB ), das wiederholte Absingen des Spottliedes (Zitat) »Marmor, Stein und Eisen bricht, aber Antonias Muffins nicht«, gesungen zu später Stunde, entspricht sogar dem Tatbestand der Üblen Nachrede (§  186  St GB ), der Alkoholeinfluss kann nicht strafmildernd herangezogen werden, denn wie sagt der Lateiner: In vino veritas. Bei einer Beleidigung vor einem größeren Auditorium ist sogar von Verleumdung (§  187  St GB ) auszugehen. Keine Rolle spielt in diesem Fall auch die Darbietungsform all dieser Beleidigungsdelikte, nach einem Urteil des BGH aus dem Jahre 1963 ist es unerheblich, ob sie gesungen, gereimt oder sonst künstlerisch dargebracht werden. Die Freiheit der Kunst (Grundgesetz, Artikel  5 , Absatz  3 ) ist hier nicht ins Feld zu führen, da das von Herrn Gunnar Viskacz interpretierte Lied jeglichen künstlerischen Werts entbehrte.
     
    Eine diesfällige Entschuldigung (im Sinn einer tätigen Reue) würde mich allerdings dazu bewegen, von einer Anzeige abzusehen und erneut eine Lage Apfel-Maracuja-Muffins zu backen.
     
    In Erwartung der raschen Beantwortung dieses Schreibens –
     
    Dr. jur. Antonia Paula Beissle, leitende Oberstaatsanwältin am Landgericht der Landeshauptstadt
    (Kein Kommentar zu den Muffins. Zahnarztrechnung anbei. Harry Fichtl)

16

    Der Mann blutete. Die eine Hand war am Boden gefesselt, mit der anderen Hand befühlte er die Platzwunde an der Augenbraue. Er trug keine Maske mehr. Der Geiselnehmer hatte sie ihm heruntergerissen. Man konnte dem Mann ansehen, dass er normalerweise den ganzen Tag am Schreibtisch saß und auf sein äußeres Erscheinungsbild achtete. Es war der Typ gemütlicher Knuddelbär. Jetzt japste er und rang nach Luft.
     
    »Was wollen Sie von mir?«, keuchte er. Sein Hemd hing in Fetzen herunter, der Geiselnehmer hatte ihn vorher kurzerhand am Kragen und an der Hemdbrust gepackt und ihn die zwanzig Meter vom Gipfelplateau bis zu dieser abgelegen Stelle geschleift. Dann hatte er ihn wieder am Boden fixiert. Alles war vorbereitet gewesen.
    »Du weißt genau, was ich von dir will! Rede endlich!«
    Pistolenlauf am Hals, Stiefel auf dem Fußknöchel.
    »Ich habe es Ihnen doch schon fünfmal gesagt: Ich weiß es nicht! Ich! Weiß! Es! Nicht!«
    »Wo finde ich das Zeugs?«
    Der Mann am Boden hustete und sprotzte. Der Geiselnehmer riss ihn am Kragen hoch, so dass die Fessel schmerzhaft in sein Handgelenk schnitt.
    »Natürlich weißt du es, du sturer Bock. Spucks endlich aus. Dann hast dus hinter dir.«
    Verstärkter Druck mit dem Stiefel. Ein Schlag ins Gesicht. Der Mann am Boden schrie auf.
    »Wer sind Sie?«
    Noch ein Schlag ins Gesicht.
    »Ich weiß nicht, was Sie von mir wollen!«, wimmerte er verzweifelt.
    Ausholen mit der Maschinenpistole. Andeutung eines Schlags.
    »Stell dich nicht dümmer als du bist.«
    »Ich weiß nichts! Ich weiß nichts!«
    Der Geiselnehmer beugte sich noch weiter zu ihm hinunter.
    »Du sagst mir jetzt sofort, wo das Zeugs zu finden ist«, zischte er ihm ins Ohr. »Ich habe genau recherchiert. Bei dir laufen alle Fäden zusammen. Du bist mein Mann. Mit deinem Schweigen gefährdest du nicht nur dich, du gefährdest die ganze Gruppe.«
    »Und wenn ich es sage – was geschieht dann?«
    »Also, es geht doch. Du weißt also was. – Wenn du redest, passiert gar nichts. Ich lasse euch alle gefesselt hier oben liegen und verschwinde. Nach einer Stunde rufe ich die Bergwacht. Die kommt in fünf Minuten. Du hast es in der Hand.«
    Der Mann am Boden richtete sich ein Stück weit auf. Sein erschrockenes Gesicht war kreidebleich.
    »Jetzt weiß ich, wer Sie sind! Ich bin mir ganz sicher! Du bist – das ist doch nicht möglich! Was ist aus dir geworden! Warum machst du das?«
    Noch ein Tritt, ein Schlag mit der Pistole. Ein Ächzen.
    »Ich gebe dir jetzt noch eine Minute Bedenkzeit.«
     
    Der Geiselnehmer stand schnell auf und blickte sich um. Er hatte dort hinten auf dem Plateau bei den anderen Gefesselten ein Geräusch gehört. Er beugte sich abermals über sein Opfer.
    »Jetzt pass mal genau auf. Ich gehe dorthin zu den anderen und werfe einen deiner

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