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Felsenfest: Alpenkrimi (German Edition)

Felsenfest: Alpenkrimi (German Edition)

Titel: Felsenfest: Alpenkrimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Maurer
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dir?
Kommt es dir so vor, als sei es seit der Schulzeit nur abwärts gegangen?
     
    Und so weiter. Die ausführlichen Fragebogen schicke ich jedem von euch einzeln zu.
     
    Bis bald
    Eure Sozio-Uta

21

    Als Jennerwein losgelaufen war, hatten sich die asphaltschwarzen Wolken gerade aufgetürmt. Dann kam der Guss. Jennerwein musste sich beeilen. Er lief über abschüssige glitschige Wiesen, er sprang über Pfützen, er kürzte die Wege ab, schlidderte Abhänge hinunter und wich dabei den scharfen Kalksteinen aus, die überall aus der grünen Romantik stachen. Jennerwein kannte diese Gegend sehr gut, er war früher oft hier gewesen. Sein Mobiltelefon hielt er in der Hand, ab und zu, wenn er verschnaufen musste, blieb er stehen und wählte eine Nummer aus seinen Kontaktdaten. Keine Spur mehr von einem freien Tag, Jennerwein war hochkonzentriert, er hatte sich voll und ganz in einen energischen Ermittler verwandelt. Sein erster Anruf galt dem örtlichen Polizeirevier. Eine gemütliche Stimme meldete sich. Es war Polizeiobermeister Johann Ostler. Im Hintergrund erklang breite, langsame Blasmusik. Das Tempo des Landlers passte überhaupt nicht zu dem steilen, steinigen Hang, den Jennerwein gerade in rasendem Tempo hinunterspurtete. Eher hinunterrutschte.
    »Grüß Gott. Hier ist Poli-«
    »Hallo, Ostler, hier ist Jennerwein. Höchste Alarmstufe. Ich bin schon unterwegs ins Revier, in ein paar Minuten bin ich da. Ich versuche, ein Taxi zu bekommen.«
    »Wo sind Sie genau, Chef? Soll ich Sie abholen?«
    »Nein, bleiben Sie, wo Sie sind. Rufen Sie das Team zusammen. Machen Sie es dringend. Sie übernehmen Stengele, Schwattke und Hölleisen, um Maria kümmere ich mich.«
    »Hölleisen ist krankgeschrieben, Chef. Aber Sie klingen so – was ist denn los?«
    »Erklär ich Ihnen später.«
    Jennerwein legte auf und rannte weiter. Er ärgerte sich. Warum hatte er seiner Unruhe nicht vertraut? Dann wäre ihm das mit dem Geiselnahme-Paragraphen viel früher eingefallen! Vermutlich hatte er durch seine Begriffsstutzigkeit wertvolle Zeit verloren. Es musste jetzt alles sehr schnell gehen. Für Geiselnahmen war ein bestimmter, in allen Details geregelter Dienstweg vorgesehen, die Ermessensspielräume waren klein. Wenn es sich wirklich um eine Geiselnahme handelte, dann hatte er ein großes Problem. Er würde sich für sein Zögern rechtfertigen müssen. Auf einem geraden Wegestück blieb er abermals stehen und rang nach Atem, während er die Nummer von seinem direkten Vorgesetzten wählte, Polizeioberrat Dr. Rosenberger. Dessen Sekretärin meldete sich.
    »Dr. Rosenberger ist in Urlaub. Bis nächste Woche.«
    »Wissen Sie, wo er ist?«
    »Nein. Er hat nichts hinterlassen.«
    »Kann ich seine Mobil –«
    »Die habe ich nicht.«
    »Der Schmied von Kochel.«
    Der Schmied von Kochel, das war die Chiffre für allerdringendste Fälle von GiV, also Gefahr in Verzug: Bürgerkrieg bricht aus, Meteor rast auf die Erde zu, Bierpreiserhöhung. Offenbar war die Sekretärin in diese Chiffre eingeweiht. Sie gab ihm eine Telefonnummer. Jennerwein wählte und rannte wieder los. Im Laufen hörte er eine ihm unbekannte Stimme.
    »El teléfono al que usted llama está apagado o fuera de cobertura …«
    Der Teilnehmer ist im Moment nicht erreichbar. Das war doch wohl Spanisch. Das auch noch. Jennerwein erhöhte das Lauftempo. Dann musste er eben alleine handeln. Der Regen wurde stärker, die ersten Blitze zuckten schon über die Wettersteinwand. Doch er hatte keinen Blick für dieses Schauspiel. Hölleisen krank, der Chef im Urlaub, das war ja wie verhext. Er war jetzt bis auf die Haut durchnässt, aber er hatte das Zentrum des Kurorts erreicht und spurtete die große Hauptstraße entlang. Natürlich war jetzt kein Mensch unterwegs, der ihn mitnehmen konnte. Ein besonders wüster Blitz flammte auf. Er sah zwei Taxis in der Ferne, er winkte, sie bemerkten ihn nicht. Die verwinkelte und fußgängerzonenverstellte Innenstadt lag vor ihm, dort war es ohnehin nicht mehr sinnvoll, ein Auto anzuhalten. Zu Fuß kam man hier schneller weiter.
     
    Er lief durch den Markt. Alle Besucher standen unter den Markisen der Stände. Jennerweins Blick fiel im Laufen auf das Kästchen mit dem Graffito, es wischte vorbei, er sah es aus den Augenwinkeln. Ein Gedanke durchfuhr ihn: Hatte er noch etwas übersehen? Am Ende der Fußgängerzone musste er verschnaufen. Er zückte nochmals das Telefon. Er wählte Marias Nummer.
    »Hallo, Hubertus!«
    Jennerwein war völlig

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