Femme fatale: Der fünfte Fall für Bruno, Chef de Police (German Edition)
fühlte sich im Stab des Ministers wohl. Sie arbeitete eng mit Scotland Yard zusammen, sammelte internationale Erfahrungen, leitete verdeckte Operationen und würde es noch weit bringen – besonders nach ihrer kürzlich während einer Ermittlung zugezogenen Schussverletzung. Und das wusste sie auch. Umso mehr wollte Bruno die Zeit genießen, die er mit ihr verbringen konnte.
Jean-Jacques trank seine Tasse aus und verabschiedete sich. Als er in seinem Citroën davonfuhr, lehnte sich Isabelle zurück, hob das Gesicht mit geschlossenen Augen in die Sonne und sagte: »Unser Hündchen hat mich nassgemacht. Ich müsste deshalb kurz unter die Dusche springen. Aber warum kommst du nicht mal her und gibst mir einen Kuss?«
17
Als er aufwachte und Isabelles Kopf an seiner Schulter spürte, musste er wieder daran denken, dass sie von »unserem Hündchen« gesprochen hatte. Aufgeweckt hatten ihn Geräusche, die daher rührten, dass Balzac auf einem seiner Flipflops kaute, Brunos Hausschuhen. Inzwischen war auch Isabelle wach geworden. Sie schmiegte sich an ihn und fragte: »Was ist da los?«
»Balzac macht sich über meinen Schlappen her.« Er hob den Welpen vom Boden und setzte ihn auf seine Brust. Balzac ließ den Schlappen fallen und beschnüffelte stattdessen Brunos Hals und Isabelles Schulter.
»Wann schließt die Höhle?«, fragte sie.
Er schaute auf seine Uhr. »In ungefähr einer halben Stunde. Aber vielleicht gibt’s heute eine Extratour. Das haben wir gleich.« Er griff nach seinem Handy, ignorierte die lange Liste eingegangener SMS und verpasster Anrufe und verabredete ein Treffen mit Marcel und Delaron vor der Höhle zur regulären Schließungszeit.
Er gab Isabelle einen Kuss, stieg aus dem Bett und ging unter die Dusche. Nachdem er seine Uniform angezogen hatte, machte er sich daran, die Textnachrichten zu beantworten, während Isabelle duschte und frische Kleider anzog. Dann rief er Alphonse an, einen Übriggebliebenen der 68er Originalhippies, der vor vielen Jahren eine Kommune in dieser Region gegründet hatte und den besten Ziegenkäse weit und breit herstellte. Er war als erstes Mitglied der Grünen in den Stadtrat gewählt worden und eine respektierte Persönlichkeit in der Stadt. Bruno fragte, ob er sich kurzfristig freimachen und zur Höhle kommen könne, er brauche seinen Rat.
Balzac war im Heck des Transporters mit dem Rest von Brunos Sandalen beschäftigt, als sie den Eintrittskartenschalter vor der Höhle erreichten. Marcel verabschiedete gerade die letzten Besucher. Der Parkplatz war voller Fahrzeuge, ebenso die Straßenränder. Delaron machte, wie konnte es anders sein, jede Menge Fotos.
»Haben Sie inzwischen mit Ihrem Neffen gesprochen? Ich weiß von ihm, was tatsächlich passiert ist«, sagte Bruno.
Delaron nickte nervös.
»Geben Sie mir Ihr Wort darauf, dass Sie nichts mit dem Ziegenkopf und der angemalten Madonna zu tun haben?«
»Ehrlich nicht. Auch Marcel hat damit nichts zu tun«, antwortete er. »Er hat Sie deswegen anrufen wollen. Wir machen uns Sorgen.«
Als Marcel hinzukam, stellte Bruno Isabelle als Inspectrice der police nationale vor, was eigentlich nicht korrekt war, und sagte, sie wollten sich noch einmal gründlich umschauen.
»Ich habe die Kapelle mit einem Seil abgesperrt. Die Besucher können alles sehen, aber nicht näher herangehen«, erklärte Marcel.
»Hat Ihr Sohn Ihnen mitgeteilt, was er mir gesagt hat?«, fragte Bruno mit missbilligendem Unterton. Marcel nickte und wiederholte Delarons Beteuerung. Als Bruno sich nach den Geschäften erkundigte, deutete Marcel auf den Parkplatz und sagte, so gut habe er schon lange nicht mehr verdient.
»Dann darf ich ja darauf hoffen, dass Sie eine großzügige Spende für unsere Schulsportkasse lockermachen«, sagte Bruno. Er bat um den Schlüssel der Höhle und forderte Marcel auf, alle Lichter einzuschalten. Außerdem verlangte er nach der größten Plastiktüte, die im Souvenirladen aufzutreiben war, und als er auf den Höhleneingang zusteuerte, kam Alphonse gerade mit seinem Truck vorgefahren, wie immer mit einer selbstgedrehten Zigarette zwischen den Lippen. Nachdem Bruno ihn Isabelle vorgestellt und erklärt hatte, weshalb er Alphonse gerufen hatte, stiegen sie die Stufen hinab zu den Tretbooten und überquerten den unterirdischen Teich.
»Meine Frau hat den ganzen Tag aufgepasst, dass niemand die Kapelle betritt«, sagte Marcel und entfernte die provisorische Schranke, bestehend aus zwei Stühlen und einem
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