Femme fatale: Der fünfte Fall für Bruno, Chef de Police (German Edition)
bewachen schienen. Bruno zwängte sich durch eine Lücke im Fels und tastete nach dem Ring der schweren Falltür.
»Komm, aber sei vorsichtig, die Stufen sind steil und sehr schmal. Am besten gehst du rückwärts«, sagte er. Die Taschenlampe zwischen den Zähnen, stieg er nach unten. Der Staub am Boden war, wie er feststellte, immer noch unberührt. Isabelle, die ihm durch den engen Treppenschacht folgte, schirmte das Licht von oben ab. Er legte die Taschenlampe auf den Boden, um ihr beim Abstieg zu helfen.
»Ich hab dich«, sagte er und stützte sie mit beiden Händen an der Taille, überrascht, wie leicht sie war.
»Zugegeben, auf den ersten Blick sind hier keine Spuren zu sehen«, sagte sie. »Aber denk an deinen Sherlock Holmes. Wenn alle anderen Möglichkeiten ausscheiden, sollte man sich die verbleibenden genauer anschauen, egal wie unwahrscheinlich sie auch sind.«
Sie richtete den Strahl ihrer Taschenlampe auf die staubigen Stufen, über die sie gerade hinabgestiegen waren, dann auf die Stelle, an der sie stand, und schließlich in die Tiefe des Tunnels. Sie bückte sich, griff in den Staub und rieb ihn prüfend zwischen den Fingern.
»Tierhaare und Flusen, wahrscheinlich von einem Teppich«, stellte sie fest. »So was findet man in Staubsaugerbeuteln, aber nicht in Felsgrotten.«
Sie füllte eine Handvoll Staub in eine Beweismitteltüte und forderte Bruno auf, ein paar Schritte tiefer in den Tunnel zu gehen und eine weitere Probe zu nehmen.
»Du hast recht«, sagte er, als er wieder bei ihr war. »Da hinten liegen nur Schutt und Geröll, und es sind Fuß- und Schleifspuren zu erkennen. Der Gang scheint also benutzt worden zu sein.«
»Und zwar von jemandem, der Wert darauf gelegt hat, hier und auf der Treppe seine Spuren zu verwischen«, fügte sie hinzu. »Wer außer dir und dem Baron könnte sonst noch von diesem Schleichweg wissen?«
»Résistance-Veteranen und alle, denen sie davon erzählt haben. Wo wir schon mal hier unten sind, sollten wir vielleicht den anderen Ausgang suchen.«
»Marcel und Alphonse werden sich fragen, wo wir geblieben sind.«
»Du könntest zurückgehen, ihnen sagen, dass ich die Suche fortsetze, und mich dann mit meinem Transporter am Friedhof von Saint-Philippon abholen. In der Seitentasche der Fahrertür steckt eine Karte.«
»Oder andersherum: Ich setze die Suche fort, und du kommst mit deinem Wagen nach«, entgegnete sie. »Ich weiß, du willst mich schonen, aber mir wäre es lieber, du würdest mich nicht wie eine Schwerbehinderte behandeln.«
Sie machte sich auf den Weg in den Tunnel und rief über die Schulter zurück: »Glaub mir, es ist besser so. Wir treffen uns dann am Friedhof.«
»Du weißt doch gar nicht, wie weit es ist«, protestierte er.
»Wir werden sehen. Und jetzt geh.«
Dennoch machte sich Bruno Sorgen, als er die Stufen wieder hinaufstieg, die Falltür schloss und mit Steinschutt bedeckte. Er vergewisserte sich, alle Beweismitteltüten beschriftet zu haben, und ging den langen Weg zurück zum Höhlenausgang, wo Delaron und Marcel auf ihn warteten. Er zeigte ihnen, was er gefunden hatte, und erklärte, dass die Inspectrice noch weitere Beweismittel suchte. Er wolle den Schlüssel einstecken und sie später abholen.
»Da ist jemand, der Sie sprechen möchte«, sagte Marcel. »Ein Journalist, der behauptet, Sie aus Bosnien zu kennen. Er wartet in der Snackbar.«
»Ich habe nicht viel Zeit und würde gern noch mit Philippe unter vier Augen reden«, erwiderte Bruno.
Er führte den Fotografen auf den Parkplatz und öffnete die Heckklappe seines Transporters, um nach Balzac zu sehen. Der hatte sich in einer Angelschnur verheddert und kaute fleißig an einem von Brunos Rugbyschuhen. Bruno grinste, seufzte aber gleichzeitig und erinnerte sich daran, wie lange es gedauert hatte, Gigi zu erziehen. Er tätschelte den Welpen, nahm dann Lemontins Aktenordner aus seiner Mappe und wandte sich Delaron zu.
»Dass Sie die Kinder angestiftet haben, kann ich nicht auf sich beruhen lassen. Wir sollten uns in dem Zusammenhang über Fragen journalistischer Ethik unterhalten«, hob er an. »Und vielleicht wäre es gut, Ihr Verleger in Bordeaux würde sich an unserem Gespräch beteiligen. Wie finden Sie das?«
Delaron zuckte mit den Achseln. »Die Ereignisse haben diese alberne Geschichte längst eingeholt. In die Höhle ist tatsächlich eingebrochen worden, und wie es aussieht, waren Satanisten am Werk.«
»Glück für Sie. Ob das auch Ihr Verleger so sieht?
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