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Femme Fatales

Femme Fatales

Titel: Femme Fatales Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gray
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und ihre Kehle zu ausgedorrt, als das sie noch hätte aufschreien können. Selbst jenes dumpfe Krächzen wollte ihr nicht mehr gelingen. Trotz der Schmerzen, die mit jeglicher ihrer Bewegung einhergingen, riss Milena heftig an ihren Gurten.
    Licht.
    Finsternis.
    Licht.
    Finsternis.
    Licht.
    Finsternis.
    Milena begann am ganzen Leib zu zittern.
    Licht.
    Finsternis.
    Licht.
    Finsternis.
    Licht.
    Finsternis.
    Licht.
    Finsternis.
    Licht.
    Finsternis.
    Licht.
    Finsternis.
    Milena ertrug das nicht mehr länger.
    Licht.
    Finsternis.
    Licht.
    Finsternis.
    Licht.
    Finsternis.
    Licht.
    Finsternis.
    Licht.
    Finsternis.
    Licht.
    Finsternis.
    Irgendeine neuronale Verbindung in Milenas Hirn produzierte die Information, dass ab und an Menschen Selbstmord begangen hatten, indem sie ihre eigene Zunge verschluckten.
    War sie so oder so nicht bereits tot?
    Besser es dann gleich selbst zu tun, und an ihrer eigenen Zunge zu ersticken, als sich noch länger diesen bizarren Spiegelbildern, der Angst und Erwartung ihres Endes ausgesetzt zu sehen.
    Vielleicht waren Gaumen und Hals bereits zu weit ausgetrocknet oder Milena brachte einfach gar nicht mehr die nötige Selbstbeherrschung und Kraft dazu auf,  mit ihrer  Zunge ihre Atemwege zu verstopfen. Jedenfalls stellte sie schließlich enttäuscht fest, dass sie es nicht fertig brachte, jetzt und hier selbst ein Ende mit sich zu machen.
    Finsternis.
    Licht.
    Finsternis.
    Licht.
    Finsternis.
    Licht.
    Finsternis.
    Licht.
    Finsternis.
    Licht.
    Finsternis.
    Licht.
    Finsternis.
    Licht.
    Nach dieser letzten ganz besonders raschen Folge von Licht- und Finsternisphasen hielt sich das Licht schließlich länger.
    Über das weiße Rauschen in ihrem Hirn hinweg, fragte sich irgendetwas in Milena ungerührt, wie man es anstellen würde, sie zu töten.
    Würde man sie erschießen?
    Vielleicht noch das Beste: schnell und effizient.
    Würde man sie enthaupten? Erdrosseln?
    Beide Todesarten waren zweifellos brutal und direkt genug, um im Zuschauer genau den Grad Horror hervorzurufen, den die Terroristen mit ihrer Aufzeichnung wohl auslösen wollten.
    Milena erinnerte sich, dass die Terroristen solche Morde als „Hinrichtungen“ bezeichneten.
    Was für eine Perversion von Begriffen.
    Das war so atemberaubend bizarr.
    Und der Setzkasten der Überzeugungen, Religionen und Ideologien, für die es sich angeblich zu töten lohnte, war so unübersichtlich und vielfältig - er bot für jede Art von Wahnsinn etwas.
    Finsternis.
    Licht.
    Finsternis.
    Das wieder heftiger werdende weiße Rauschen in Milenas Hirn verhinderte jede weitere halbwegs klare Überlegung.
    Licht.
    Finsternis.
    Licht.
    Finsternis.
    Licht.
    Finsternis.
    Licht.
    Finsternis.
    Licht.
    Finsternis.
    Licht.
    Sowie sich jetzt das Licht wieder länger hielt, ahnte Milena, dass ihr weitere, neue Folter bevorstand.
    Nummer ZWEI betrat den Raum. Unbeeindruckt von Milenas Zittern und den krächzenden Geräuschen, die jetzt doch noch aus ihrer Kehle drangen, installierte sie zwischen den beiden Spiegeln wieder die Kamera und richtete sie auf Milena aus.
    Nummer ZWEI verließ den Raum.
    Wieder: Finsternis.
    Langanhaltende Finsternis.
    Diesmal jedoch gebrochen vom gespenstischen Leuchten jener kleinen roten Lampe an der Kamera, die anzeigte, dass sie absurderweise aufzeichnete, obwohl in der Zelle Finsternis herrschte.
    In einer gewaltigen Anstrengung gelang es Milena sich wach zu halten, indem sie sich auf das rote Lämpchen konzentrierte.
    Mit der Zeit schien es ein Eigenleben anzunehmen, durch den Raum zu wandern, sein Leuchten mal stärker, mal schwächer zu werden.
    Allmählich bekam Milena jedoch den Eindruck von der roten Leuchte ginge irgendeine unbestimmte Bedrohung aus.
    Es schien ihr als krieche jener rote Leuchtpunkt näher und näher auf sie zu, um sich schließlich durch die weit aufgerissenen Fenster ihrer Augen hindurch unaufhaltsam in ihr Hirn zu bohren.
     
    8 .
    Nummer ZWEI und Nummer EINS betraten den Raum. Sie fanden ihren Weg so sicher, als hätten sie ihn bereits dutzende Male im Dunkel zurückgelegt.
    Milena mochte sie weder sehen noch hören, doch sie spürte die Anwesenheit anderer Personen im Raum.
    Plötzlich flammte das grelle Licht wieder auf.
    Das grelle Licht stach wie Nadeln in ihre Netzhaut und schien diese nicht nur zu durchlöchern, sondern sogar auszubrennen. 
    Trotz des Brennens in ihren Augen nahm Milena schemenhaft wahr, dass da zusammen mit EINS und ZWEI eine dritte, offenbar größere Person den Raum betreten hatte.

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