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Femme Fatales

Femme Fatales

Titel: Femme Fatales Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gray
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ausgesetzt sah.
    Unwillkürlich ging sie davon aus, dass dies nur das Vorspiel für eine neue Reihe von Torturen bildete. Eine weitere Drehung der Schraube: neuer Schmerz, neue Demütigungen.
    Dass diese weitere Steigerung dann länger und länger auf sich warten ließ, erhöhten Milenas Verunsicherung und angstvolle Erwartung nur noch.
    So plötzlich, wie jegliches Licht aus Milenas Zelle geschwunden war, so plötzlich flammte es wieder auf. Greller und stechender jetzt. Fast so, als hätte man die Deckenlampe unter ihrem Drahtgitter ausschließlich auf Milenas Gesicht fokussiert. Sie kniff die Augen zusammen und stöhnte überrascht auf.
    Mit der plötzlichen Rückkehr des Lichts meldete sich auch das nervtötende Surren der Kamera zurück – sie musste sich durch irgendeinen Mechanismus selbsttätig eingeschaltet haben.
    Von einer der hinteren Ecken des Raumes ertönte eine blecherne Stimme.
    „Wie lautet die Quadratwurzel aus 84?“
    Milena, so überrascht und verstört, hielt die Frage zunächst für eine Halluzination.
    Nachdem sie die Frage allerdings nicht beantwortete, verlosch das Licht erneut für einige Zeit, nur um dann wieder genauso grell und plötzlich erneut aufzuflammen. Auch die Kamera begann dazu wieder zu surren.
    „Wann hatten Sie das letzte Mal ungeschützten Geschlechtsverkehr?“
    Wie zuvor brauchte Milena zu lange, um die Frage zu verarbeiten. Nachdem es ihr endlich gelang, traf sie deren intimer Inhalt als ein zusätzlicher Schock.
    Wieder verlöschte das Licht, ohne dass Milena eine Chance gehabt hätte auf die Frage zu reagieren.
    Wieder diese absolute Dunkelheit -  die diesmal länger anhielt.
    Als das Licht erneut aufflammte, dazu auch die Kamera anlief und man Milena erneut kurz nacheinander eine Reihe von unzusammenhängenden Fragen stellte, konnte sie diese so wenig verarbeiten, wie zuvor.
    Dann, wieder allein in der Dunkelheit, schien die blecherne Stimme allmählich ein seltsames Eigenleben zu entfalten.
    Echoartig rollten die Worte der Fragen in Milenas Hirn umher, schoben sich um- und übereinander und lösten sich zuletzt in weißes Rauschen auf.
    Was steckte hinter diesen Fragen? Und wer war es, der sie da von irgendwoher mit diesen Fragen traktierte, und - weshalb?
    Was waren das für eigenartige Terroristen, die sich für so grundlegend verschiedene Dinge, wie die Quadratwurzel aus 84 und ihren letzten ungeschützten Geschlechtsverkehr interessierten?
    Erneut jener abrupte Wechsel von grellem Licht und absoluter Dunkelheit.
    Licht.
    „Mit wie vielen Männern hatten Sie je Geschlechtsverkehr?“
    Finsternis.
    Licht.
    „Der Vater von Charles de Gaulle wurde geboren - wann?“
    Finsternis.
    Licht.
    „Welche Augenfarbe hatte ihre Mutter?“
    Finsternis.
    Licht.
    „Wo endet, wo beginnt und über welche Stationen führt die orange Metrolinie?“
    Finsternis.
    Licht.
    „Die Marke der Zigaretten, die Sie mit 15 Jahren aus dem Supermarkt in der Rue Delaque gestohlen haben?“
    Finsternis.
    Licht.
    „Der Ellysee Palast wurde errichtet - wann?“
    Finsternis.
    Licht.
    „Ihr Vorgesetzter hat Sie bisher nur zu zwei Gelegenheiten geduzt. Wann und wo?“
    Finsternis.
    Licht.
    „Wie hoch ist der Kredit, den sie für Ihr Appartement aufgenommen haben?“
    Finsternis.
    Licht.
    „Weshalb haben Sie bei der Angabe Ihrer Körpergröße in Ihrem Pass gelogen?“
    Finsternis.
    Milena war so verstört von dem willkürlichen Wechsel aus Licht und Finsternis und jenen unsinnigen Fragen aus dem Lautsprecher, sie versank in einen Zustand zwischen dumpfer Angst und pochendem Schmerz, der sich durch sämtliche Glieder zog.
    Licht.
    Irgendeine absurde Frage.
    Finsternis.
    Licht.
    Irgendeine absurde Frage.
    Finsternis.
    Licht.
    Milena war unfähig einen klaren Gedanken zu fassen. Geschweige denn sich an irgendetwas zu entsinnen, das ihr durch den Sinn gegangen war, bevor man sie dieser Licht-Finsternis-Folter auszusetzen begann.
    Finsternis.
    Licht.
    Irgendeine absurde Frage.
    Finsternis.
    Licht.
    Irgendeine absurde Frage.
    Finsternis.
    Langandauernde Finsternis.
    Eine halbe Ewigkeit andauernde Finsternis.
    Milena atmete, weil irgendein Mechanismus in ihr befahl zu atmen. Sie verspürte Schmerz, weil bestimmte Nervenbahnen in ihrem Rückgrat jenen Schmerz ihrem Hirn vermeldeten. Und sie verspürte Hunger und Durst, einfach nur deswegen, weil ihre Zellen nach neuer Energie verlangten, wie sie dies in jeglichem belebten Organismus taten, ob er sich seiner selbst bewusst war oder nicht.
    Zuletzt

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