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Femme Fatales

Femme Fatales

Titel: Femme Fatales Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gray
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verdreifachte. Ich sollte beleidigt sein, dass es Ihnen offenbar mehr Skrupel bereitet, mein Geld anzunehmen, als das Madames.“
    Nach dem Zuckerbrot war jetzt wohl die moralische Peitsche an der Reihe, dachte Nolde.
    „Ich hab nicht gesagt, dass ich Ihr Geld nicht nehmen würde, weil ich es dreckig fände. Sondern weil es IHR Geld ist. Sie haben sich jeden Cent davon zu hart verdient, um zu teilen. Ganz egal, wie viel es nun eigentlich ist - für das, was Madame Ihnen angetan hat, wird es sowieso nie genug sein.“
    „Woher wollen Sie wissen, dass es nicht genug war?“
    Gerade jetzt hätte Nolde Milenas Gesicht gern deutlicher vor sich gesehen. Doch sie hielt ihren Kopf wie zufällig etwas gesenkt, so dass weder der Ausdruck ihrer Augen, noch das feine Spiel ihres Mundes für ihn wirklich zu deuten waren.
    „Na gut, dann stelle ich die Frage eben anders“, flüsterte Nolde und wies in Richtung des Hauses. „Wenn ich jetzt dort in die Villa ginge, würde ich dort mehr an Einrichtung vorfinden, als ein paar Kleiderstangen und eine Matratze am Boden?“
    Milena zögerte wohl einen Augenblick, dann lachte sie.
    Nolde war es gewohnt sich im Hintergrund zu halten und er wusste aus langer Erfahrung, wie man das am Besten anzustellen hatte. Aber er war auch kein Roboter. Er hätte erwartet, dass seine Bemerkung Milena härter treffen würde. Dass die sie zumindest für einen Augenblick aus dem Konzept bringen müsste. Aber Milena zögerte keine Sekunde mit ihrer Antwort.
    „Ja.“
    „Auch einen Spiegel?“, setzte Nolde nach. Und kam sich dabei ziemlich schäbig vor.
    Milena schüttelte den Kopf. „Nein, aber vielleicht später mal.“
    Sie trank von ihrem Kaffee und Nolde rauchte seine Zigarette. Die drei oder vier Meter Abstand zwischen ihnen stellten spätestens jetzt ein unüberwindliches Hindernis dar.
    „Also hat es sich doch gelohnt?“, fragte Nolde irgendwann.
    „Das ist die falsche Frage“, entgegnete Milena.
    „Was wäre denn die richtige?“
    „Ob der Preis, den ich dafür bezahlt habe, zu hoch war.“
    „Und - war er das?“
    Diesmal dauerte es eine Winzigkeit länger, ehe Milena reagierte.
    „Ja.“
    Eine Weile rauchte Nolde wieder still seine Zigarette.
    Milena trank ihren Kaffee aus und stellte die Tasse ab.
    „Ich nehme an, dass Madame Vaux irgendwann wieder Gäste empfangen wird. Falls Sie dazu zählen sollten, bestellen Sie ihr etwas von mir?“
    „Ich halte es zwar für sehr unwahrscheinlich, dass Madame irgendwann ausgerechnet mich zu sehen wünscht. Aber falls sie es tun sollte – werde ich gerne als Bote dienen.“
    Milena zögerte einen Moment, dann erhob sie sich und trat einen halben Schritt auf Nolde zu. Wobei ihr klar sein musste, dass sie sich damit in den langen Schatten des Hauses begab, was dazu führte, dass Nolde ihr Gesicht und ihre Augen plötzlich klarer erkennen konnte.
    „Sagen sie Ihr, dass ich seit meiner Entführung Schmerzen hatte, Alpträume und Panikattacken. Aber sagen Sie ihr auch, dass ich inzwischen weiß, dass es meine Schmerzen, meine Alpträume und meine Angst sind, die mich heimsuchen. Und sagen Sie ihr, dass sie sich in einem Punkt immer geirrt hat: Es sind nicht Ehrgeiz, Hoffnung oder Glaube worauf es ankommt, sondern darauf, dass es keine Gewissheiten gibt und zwar für keinen von uns. Und sagen Sie ihr vor allem auch, dass ich sie für ihre Naivität bedaure.“
    Nolde dachte einen Moment darüber nach.
    „Madames Vauxs Naivität?“
    Milena schien lächeln zu wollen, es sich aber in letzter Sekunde anders überlegt zu haben.
    „Stellen Sie sich nicht dümmer als Sie sind, Nolde. Madame war wie alle Tyrannen: Sie dachte in Kategorien, aber nie in Möglichkeiten. Madame glaubte, dass Menschen so etwas wie bessere Maschinen seien –  für jede Empfindung ein Knopf, den man nur zu drücken braucht, um exakt das erwartete Ergebnis zu bekommen. Ein Knopf für Sehnsüchte, einer für Verachtung, ein anderer für Liebe, Sex, Hass oder Angst…“
    „Und sie hat Ihrer Meinung nach zu heftig und zu oft auf Ihrem Angstknopf herumgedrückt?“
    Milena schüttelte selbstsicher den Kopf.
    „Ihr Hauptfehler war, dass sie glaubte er sei der einzige, der wirklich zählte.“
    Nolde hatte zwar immer noch das Gefühl, dass Madame Vaux ihn nie wieder mit irgendeiner Einladung beehren würde, doch er wusste auch, dass es ihm sehr viel Freude bereiten würde, Madame irgendwann einmal von Milenas Botschaft und ihrer Meinung über sie berichten zu dürfen.
    Obwohl

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