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Femme Fatales

Femme Fatales

Titel: Femme Fatales Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gray
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war es ihr brennender Durst, der dazu führte, dass sie doch wieder so etwas, wie eine Ahnung von sich selbst erlangte.
    Zeit hatte jegliche Bedeutung für Milena verloren. Sie befand sich in einem Zustand, in dem nur noch das Jetzt zählte. Und was das Jetzt ausmachte, war einzig ihr brennender Durst.
     
    6.
    Milena musste für geraume Zeit in einen Dämmerzustand zwischen Schlaf und Halbschlaf gefallen sein. Nach und nach wieder zu sich gekommen , stellte sie fest, dass ihr quälender Durst erträglicher geworden war. Dafür brannten ihre zuvor tauben Glieder umso heftiger.
    Obwohl ihr Hirn sich noch immer anfühlte wie zähes graues Gelee, realisierte sie, dass ihre schalldichte Zelle wieder beleuchtet war. Ein mühsam ausgeführter Seitenblick informierte sie außerdem darüber, dass auch die Kamera lief.
    Es dauerte jedoch eine kleine Ewigkeit, bis ihr klar wurde, dass sie nicht allein im Raum war, sondern eine oder gar mehrere ihrer Entführer hinter dem Stuhl standen und dort mit etwas beschäftigt waren, das Milena, in den Stuhl fixiert, unmöglich sehen konnte.
    Sie hatte nicht lange auf die Lösung jenes Rätsels zu warten. Nummer EINS hielt Milena ihr Diktiergerät ins Gesicht.
    KLICK
    „Du öffnest jetzt Deine Augen so weit Du nur kannst.“
    KLICK.
    Milena öffnete ihre verquollenen Augen. Sie kam gar nicht auf den Gedanken, dem Befehl nicht Folge zu leisten.
    KLICK.
    „Du hältst Deine Augen geöffnet. Egal was passiert.“
    KLICK.
    Milena nickte mühsam.
    KLICK.
    Nummer EINS legte das Diktiergerät weg und presste dann Milenas Kopf hart gegen die Stuhllehne.
    Plötzlich näherten sich Nummer ZWEIs Finger ihrem rechten Auge und hielten es sacht und geschickt offen. Dann – dann führte sie zu Milenas stummem Entsetzen etwas an ihr linkes Auge, das sie entfernt an eine Drahtklemme oder merkwürdig geformte übergroße Büroklammer erinnerte. Kaum war dies geschehen, so wiederholte sich der Vorgang mit Milenas rechtem Auge.
    Was immer diese seltsame Drahtklemme war, sie sorgte dafür, dass Milena ihre Augen nicht mehr schließen konnte.
    Nun – endlich – regte sich instinktiv Widerstand in Milena. Sie versuchte ihren Kopf herumzuwerfen und riss trotz der brennenden Gliederschmerzen, die dies verursachte, an ihren Fixierungsbändern.
    Die Bänder gaben jedoch kaum um einige Millimeter nach und Nummer EINS und Nummer ZWEI waren auch längst einige Schritte von Milenas Stuhl weggetreten, um jetzt ungerührt von dem Entsetzen, das in Milenas Gesicht stand, ihr Werk zu betrachten.
    Aus Milenas Kehle löste sich ein dumpfes Krächzen – aller Widerstand, dessen sie noch fähig war, erschöpfte sich darin.
    Die beiden maskierten Frauen verließen den Raum, nur um gleich darauf mit zwei mannshohen gerahmten Spiegeln zurückzukehren, die auf einem Metallgestell mit kleinen Rollen darunter angebracht waren.
    Nacheinander postierten sie jene Spiegel dann so vor Milenas Stuhl, dass ihr gar nichts weiter übrig blieb, als ihr Spiegelbild auf jenen beiden glatten Glasflächen anzustarren.
    Wie um einen letzten, längst unnötigen Beweis ihrer Allmacht über Milena zu liefern, trat Nummer ZWEI noch einmal an sie heran, um ihr ein weiteres Fixierungsband um die Stirn zu legen und festzuziehen.
    Milena war nun außerstande ihren Blick auch nur noch einen einzigen Zentimeter vom Anblick ihres eigenen Spiegelbildes abzuwenden.
    Was da irgendwann, nachdem die beiden Maskierten die Zelle wieder verlassen hatten, über Milenas Lippen drang, hätte wohl kein anderer, als sie selbst für einen Schrei gehalten. Denn eigentlich war es nicht mehr, als ein dunkles Röcheln. Allmählich wurde sich die röchelnd schreiende Milena bewusst: Wer immer sich hinter den gepolsterten Wänden ihrer Zelle verbarg, konnte selbst jetzt noch längst nicht fertig mit ihr sein.
    Nach einer kleinen Ewigkeit der Finsternis flammte das grelle Licht erneut auf. Und diesmal schien man keine Anstalten zu machen, es in absehbarer Zeit wieder löschen zu wollen.
    Milenas Durst wurde drängender. Mund und Kehle fühlten sich so rau an, als hätte man sie mit fein gekörntem Sandpapier überzogen.
    Und da waren die Bilder in den beiden Spiegeln.
    Nummer ZWEI erschien, um wortlos die Kamera abzubauen und wieder in ihren Koffer zu packen.
    Sie trug den Koffer hinaus und ließ Milena wieder mit sich selbst und den Spiegeln allein.
     
    7.
    Milenas Gesicht wirkte durch die Drahtklemmen in ihren Augen grotesk entstellt. Hinzukam dieser schreckliche Durst,

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