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Fenster zum Tod

Fenster zum Tod

Titel: Fenster zum Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linwood Barclay
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Hinweis geben auf seine Absichten.
    »Ich wäre ja nicht durch die Vordertür gegangen. Ist doch meist besser, man schleicht sich ins Haus und überrumpelt die Leute.«
    Lewis umklammerte das Lenkrad. »Ja, wahrscheinlich hast du recht. Ab jetzt machen wir’s auf deine Art.«
    Die freundliche Tour also.
    Da wusste sie, dass er sie umbringen würde, wenn alles vorüber war. Er war freundlich, um sie in Sicherheit zu wiegen.
    Es wäre leicht, ihm zuvorzukommen. Sie konnte ihm den Eispick während der Fahrt in den Hals stoßen, dann das Lenkrad packen, auf die Bremse steigen. In einem großen Wagen wie dem hier war es kein Problem, auf den Fahrersitz zu rutschen.
    Nicole wusste, es würde ihr gelingen.
    Doch sie musste bis zum Ende dranbleiben. Sie musste genauso wie Lewis und seine Leute wissen, was Sache war. Ob Kilbride für sie ein ebenso großes Risiko war wie für ihre Auftraggeber. Und dann musste sie sich darüber klarwerden, welches Risiko ihre Geschäftspartner – nicht nur Lewis – darstellten. Ob sie ihretwegen etwas unternehmen musste. Denn sie hatte die Schnauze voll. Sie war es leid. Sie hatte endgültig genug.
    Irgendetwas war in diesem Keller in Chicago mit ihr passiert. Als sie die Frau dieses Typen von Whirl360 getötet hatte. Nicole wollte von Männern wie Lewis keine Anweisungen mehr entgegennehmen.
    Das hier würde sie noch bis zum Schluss durchziehen und Lewis dabei nicht aus den Augen lassen. Eine wichtige Vorsichtsmaßnahme hatte sie zumindest getroffen, um ihm nicht ganz ausgeliefert zu sein.
    »Vielleicht können wir kurz irgendwo haltmachen und einen Kaffee trinken. Geht auf mich.«
    O ja, er würde sie definitiv umbringen.

Vierundfünfzig
    S chmeckt gut«, sagte Thomas und schaufelte sich noch eine Gabel voll Thunfischauflauf in den Mund.
    »Ja, nicht schlecht«, sagte ich. Doch mit Marie war auch mein Appetit verschwunden. Mir ging nicht aus dem Kopf, was Len zu ihr gesagt und sie mir weitererzählt hatte. Ich wurde das Gefühl nicht los, dass er etwas ausheckte. Dass er Thomas etwas anhängen wollte, das der nicht getan hatte.
    »Davon nehm ich mir noch was«, sagte Thomas.
    »Mach das. Und hinterher könntest du vielleicht abräumen.«
    »Findest du das in Ordnung?«, fragte er.
    »Wie meinst du das? Natürlich finde ich das in Ordnung.«
    »Aber du hast das Essen ja gar nicht gemacht. Ich dachte, du machst Essen, und ich räume ab. Oder ich mache Essen, und du räumst ab. Aber Marie hat das Essen gemacht.« Er schaufelte noch mehr in sich hinein.
    »Wenn ich deine Logik also richtig verstehe«, sagte ich, »dann heißt das: Wenn jemand uns etwas von unserer Hausarbeit abnimmt, dann ist das, was übrig bleibt, immer noch meine Arbeit?«
    Er kaute langsam, als lege er sich ein Argument zurecht. »Na ja«, sagte er, »so habe ich das zumindest verstanden.«
    »Dann sollten wir vielleicht alle beide abräumen«, sagte ich. »Wie wär’s damit? Du räumst den Tisch ab und stellst die Sachen in den Geschirrspüler, und ich mach diese Auflaufform sauber. So, wie du reinhaust, wird eh nichts übrigbleiben.«
    »Einverstanden«, sagte er.
    Zehn Minuten später standen wir Seite an Seite an der Arbeitsplatte. Ich ließ Wasser in die Spüle ein, und Thomas räumte Gläser und Besteck in den Geschirrspüler. Wir streiften einander immer wieder und hatten sogar so etwas wie einen gemeinsamen Rhythmus. Wir redeten nicht miteinander, trotzdem fühlte ich mich ihm so nahe wie in den ganzen Tagen seit meiner Ankunft nicht.
    Aber später, als er den Tisch abwischte, fragte Thomas mich: »Kennst du das Gefühl, dass jemand, der mal dein Freund war, gar nicht mehr dein Freund ist?«
    Dabei sah er nicht mich an, sondern konzentrierte sich darauf, den Tisch blitzblank zu wischen.
    »Ja, das ist mir schon ein paarmal passiert. Von wem reden wir hier?«
    »Ich weiß nicht, ob ich es sagen darf.«
    »Das geht schon klar. Wenn du’s mir nicht sagen darfst, wem dann?«
    Er sah mich an. »Vom Präsidenten«
    »Clinton?«
    Thomas nickte, kam herüber, spülte den Wischlappen aus und hängte ihn über den Wasserhahn. »Er war immer nett zu mir, aber die letzten beiden Male war’s irgendwie anders.«
    »Wie anders?«
    »Ich weiß auch nicht. Er setzt mich ziemlich unter Druck.«
    »Vielleicht solltest du nicht mehr mit ihm reden.«
    »Wenn sich ein Präsident bei einem meldet, muss man doch mit ihm reden«, sagte Thomas.
    »Na ja, da hast du wahrscheinlich recht.«
    »Aber er sagt, ich darf über bestimmte

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