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Fenster zum Tod

Fenster zum Tod

Titel: Fenster zum Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linwood Barclay
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gleichgültig ihr das Ganze war.
    »Einem Gangster?«
    »Und«, fuhr ich fort, »der schätzt Thomas so sehr, dass er ihn nicht aus den Augen lässt. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass seine Leute diesen Laden hier gerade beobachten.«

Einundsechzig
    G rotesk«, sagte Howard. »Das ist einfach grotesk.«
    »Moment, Moment, Moment«, wandte sich Lewis mit einer abwehrenden Geste an Howard. »Als ich den Typ durchleuchtet habe«, dabei deutete er mit einer Kopfbewegung auf mich, »bin ich auf eine seiner Illustrationen gestoßen. Das war eine von Carlo Vachon.«
    »Genau«, sagte ich. »Die hab ich für eine Zeitschrift gemacht, und sie gefiel ihm so, dass er sie kaufen wollte.«
    »Es war kein sehr schmeichelhaftes Porträt«, sagte Lewis. »Sie haben ihn gezeichnet, wie er der Freiheitsstatue die Knarre unter die Nase hält.«
    »Gangster lieben so was«, sagte ich. »Da sind sie wie Politiker. Selbst wenn man sie in einer Karikatur total niedermacht, wollen sie das Original gerahmt an der Wand. Lieber diese Art von Aufmerksamkeit als überhaupt keine.«
    »Ich glaub’s trotzdem nicht«, sagte Howard.
    »Ich wollte kein Geld dafür – nicht, dass er mir was angeboten hätte. Ich glaube, er hat sowieso erwartet, dass er es gratis bekommt. Und als wir sagten, er könne es haben, hat er mich zum Mittagessen eingeladen.«
    »Sie haben also mit Carlo Vachon zu Mittag gegessen«, sagte Howard.
    »Ja.«
    »Wo?«
    Lass dir was einfallen. »Im Tribeca Grand.« Wo Jeremy und ich uns mit Kathleen Ford getroffen hatten.
    »Was haben Sie gegessen?«, fragte Howard.
    Nicht mehr lügen als unbedingt sein muss.
    »Keine Ahnung. Ich hatte eine Scheißangst. Ich erinnere mich an gar nichts.« Nach einer Pause fügte ich hinzu: »Aber getrunken hab ich eine Menge. Er hat mich nach meiner Familie gefragt, und da kam ich auf meinen Bruder zu sprechen, und was er macht. Das fand Vachon ausgesprochen interessant.«
    Diesmal sagte Howard nichts. Er wartete ab.
    Aber Thomas funkte dazwischen. »Davon hast du mir nie was gesagt. Wann war das denn?«
    »Jetzt wart mal«, sagte ich zu ihm. Und zu Howard: »Vachon interessiert sich nicht besonders für den Rest der Welt, aber jemand, der sich buchstäblich mit geschlossenen Augen in New York City zurechtfindet, der sich an jedes Detail einer Straße erinnert, so jemanden könne er gebrauchen, hat er gesagt. Zum Teil aus den Gründen, die Thomas schon genannt hat, wie Unterstützung eines Agenten auf der Flucht. Nur sind es natürlich keine Agenten, sondern die Leute von Vachon.«
    »Das gefällt mir aber gar nicht, Ray«, sagte Thomas. »Das hättest du mir sagen müssen.«
    »Vachon ist keiner, dem man was abschlägt«, sagte ich. »Weißt du, wie viele Morde sein Clan auf dem Gewissen hat? Glaubst du, so einem Typ sag ich, er kann mich mal?«
    Howard und Lewis wechselten einen Blick. Was sollten sie von dieser Räuberpistole halten? Das Gute daran war, dass ich damit Zeit gewann. Zeit wofür? Das wusste ich nicht. Aber wir lebten noch, und das war definitiv ein Gewinn. Ich fragte mich, ob und welche Bemühungen unternommen wurden, uns zu finden. Julie hatte noch vorbeikommen wollen. Was hatte sie wohl getan, als sie sah, dass das Haus leer war, von uns keine Spur, mein Wagen in der Einfahrt?
    Howard wollte eben etwas sagen, da klingelte sein Handy. Er zog es heraus, erkannte die Nummer und schnitt eine Grimasse.
    Er hielt sich das Telefon ans Ohr. »Hi, Morris … Nein, nein, keine Sorge, du hast mich nicht geweckt … Ja, ich bin im Bett, aber irgendwie komme ich nicht zur Ruhe … Ja, klar, ich kann ihn morgen anrufen … Mhm … bei dieser Kampagne hat er echt gute Arbeit geleistet … Nein, kein Problem, und noch mal, es tut mir leid, dass ich absagen musste. Das wäre mir heute wirklich zu viel geworden … Mhm … Also, dann … Gleichfalls. Mach’s gut.«
    Howard steckte das Handy wieder ein, sah Lewis an und sagte: »Er wollte sich heute Abend mit mir treffen.«
    Jetzt wandte Howard seine Aufmerksamkeit wieder mir zu. »Also, wo waren wir? Ach ja, Ihre Geschichte. Klingt, gelinde gesagt, ziemlich unglaubwürdig.«
    »Was von all dem, was Sie bisher gehört haben, klingt denn überhaupt glaubwürdig?«, fragte ich ihn. »Mein Bruder stößt im Internet auf einen Mord, den Sie und Ihre Leute auf dem Gewissen haben. Klingt das glaubwürdig? Und wer würde glauben, dass sich ein Haufen Profis wie Sie so blamiert?«
    Das hatte gesessen.
    »Wenn Sie mir nicht glauben«, sagte

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