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Fenster zum Tod

Fenster zum Tod

Titel: Fenster zum Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linwood Barclay
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Instrumententafel an. »Das machen wir nicht!«
    Rasch löschte ich die Einstellungen und brachte Maria zum Schweigen.
    »Es ist vorbei«, sagte ich. »Ich hab ihr den Saft abgedreht.«
    Thomas lehnte sich zurück und atmete tief durch. Schließlich sah er mich an und sagte: »Sieh zu, dass du dieses Auto loswirst.«

Acht
    J etzt, wo das Navigationssystem seinen Reiz verloren hatte, war es auch um seinen Gleichmut geschehen, und Thomas verlangte, dass wir umdrehten und nach Hause fuhren. Doch ich ließ mich nicht breitschlagen und erinnerte ihn daran, dass er einen Termin habe, und den müssten wir einhalten.
    Er schmollte.

    Als Thomas zu Dr. Grigorin ins Sprechzimmer ging, setzte ich mich ins Wartezimmer, wo außer mir nur ein einziger Patient saß, eine sehr dünne Frau, Ende zwanzig, mit langem blondem Zottelhaar, das sie sich die ganze Zeit um den Zeigefinger wickelte. Ihr ganzes Interesse galt einem Punkt an der Wand, als hocke dort eine Spinne, die nur sie sehen konnte.
    Ich sah auf die Uhr, rechnete mir aus, dass ich noch ein bisschen Zeit hatte, und trat hinaus auf den Flur. Ich zog mein Handy heraus, schlug online im Telefonbuch nach. Die Nummer wurde angezeigt, und ich tippte sie ein.
    »Promise Falls Standard«, sagte eine weibliche Tonbandstimme. »Wenn Ihnen die Durchwahl bekannt ist, geben Sie diese bitte jetzt ein. Wenn Sie durch unser Telefonbuch geführt werden wollen, drücken Sie bitte die Zwei.«
    Ich kämpfte mich durch die Prozedur, bis schließlich ein richtiges Telefon klingelte.
    »Julie McGill.«
    »Hi, Julie, hier ist Ray Kilbride.«
    »Ah, hallo, Ray. Wie geht’s denn?«
    »So einigermaßen. Hör mal, stör ich dich gerade?«
    »Kein Problem, ich erwarte nur gerade einen anderen Anruf«, sagte Julie. Sie sprach sehr schnell. »Ich dachte schon, es wäre der Direktor unserer Highschool. Ich bemühe mich gerade, etwas Näheres über eine kleine Explosion im Chemiesaal zu erfahren.«
    »Mensch.«
    »Niemand ist zu Schaden gekommen. Hätte aber leicht passieren können. Was kann ich für dich tun?«
    »Ich wollte mich vor allem bei dir bedanken, dass du zur Beerdigung gekommen bist. Das war wirklich lieb von dir.«
    »Keine Ursache«, sagte sie.
    »Und dann wollte ich fragen, ob du vielleicht mal Zeit für einen Kaffee hast. Ich würde dir gern ein paar Fragen stellen. Es geht um meinen Vater. Du hast schließlich den Artikel über ihn geschrieben.«
    »War nur was Kurzes. Nicht viel mehr als eine Zusammenfassung. Mit Einzelheiten kann ich eigentlich nicht dienen.«
    An ihrer Stimme hörte ich, dass sie es eilig hatte, weil jeden Moment der andere Anruf kommen konnte. Ich wollte schon sagen, sie solle das Ganze vergessen, und mich entschuldigen, dass ich sie aufgehalten habe, da sagte sie: »Aber trotzdem. Komm doch so um vier vorbei, dann gehen wir auf ein Bier. Wir treffen uns vor der Redaktion.«
    »Ja … also ja, das wäre –«
    »Muss Schluss machen.« Sie legte auf.
    Gerade als die Ärztin und Thomas aus dem Sprechzimmer kamen, kehrte ich ins Wartezimmer zurück. »Machen Sie sich nicht so rar«, sagte Dr. Grigorin gerade zu Thomas. »Sie müssen mich öfter besuchen. Es ist gut, wenn wir in Verbindung bleiben.«
    Thomas zeigte auf mich. »Sie werden also mit ihm reden.«
    »Das werde ich.«
    »Sagen Sie ihm, dass er aufhören soll, mir Vorschriften zu machen.«
    »Mach ich.«
    Dr. Grigorin – es stellte sich heraus, dass ihr Vorname Laura war – hatte feuerrotes Haar, das ihr auf die Schultern gefallen wäre, hätte sie es nicht zu einem Dutt hochgesteckt. Ich schätzte sie auf etwas über eins sechzig, wobei sie mindestens acht Zentimeter davon ihren Absätzen zu verdanken hatte. Sie war eine aparte Frau Anfang sechzig und trug anstelle des üblichen Arztkittels eine rote Bluse und einen geradegeschnittenen Rock, der ihr bis knapp unter das Knie reichte.
    »Mr. Kilbride«, sagte sie zu mir. »Kommen Sie doch herein.«
    »Ray«, sagte ich. »Sagen Sie Ray zu mir.«
    Sie forderte Thomas auf, sich inzwischen ins Wartezimmer zu setzen.
    »Ich soll Ihnen etwas verschreiben«, sagte sie und lächelte. Mit einer Geste lud sie mich ein, Platz zu nehmen. Sie selbst setzte sich nicht hinter ihren Schreibtisch, sondern auf einen Stuhl mir gegenüber und schlug die Beine übereinander. Hübsche Beine übrigens.
    »Damit ich meine Veranlagung, über andere zu bestimmen, in den Griff bekomme«, ergänzte ich.
    »Genau.« Ich mochte ihr Lächeln. Zwischen ihren Schneidezähnen hatte

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