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Fenster zum Tod

Fenster zum Tod

Titel: Fenster zum Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linwood Barclay
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mir anseh?«
    »Ja«, sagte er.
    »Gut. Ich seh’s mir an.«
    Ich folgte ihm die Treppe hinauf. Doch ehe ich sein Zimmer betreten konnte, forderte er mich auf, mir einen Stuhl zu holen, damit ich ihm nicht ständig über die Schulter gucken musste. Das Ganze würde also eine Weile dauern.
    In Dads Kleiderschrank gab es einen Plastikklappstuhl. Ich holte ihn und kehrte in Thomas’ Zimmer zurück. Er saß schon am Computer und schnippte gegen die Maus, um die Bildschirme wieder zum Leben zu erwecken. Ich klappte meinem Stuhl auf und stellte ihn neben seinen.
    »Also, wo sind wir denn heute Abend?«, fragte ich.
    »In der Orchard Street.«
    »Und wo ist diese Orchard Street?«
    »In New York. Lower Manhattan.«
    »Alles klar«, sagte ich. »Zeig mir, was du entdeckt hast.«
    Thomas zeigte mit dem Finger auf ein Fenster auf dem Bildschirm. Eines von mehreren in regelmäßigen Abständen aneinandergereihten Fenstern in einem Gebäude mit insgesamt anscheinend vier Etagen. Eins dieser alten Mietshäuser, spätes 19. Jahrhundert schätzte ich, obwohl die New Yorker Architektur dieser Epoche nicht gerade mein Spezialgebiet war.
    »Siehst du das Fenster da?«, fragte Thomas. »Im zweiten Stock?«
    Ich guckte genauer hin. Im unteren Teil des Fensters war irgendetwas Weißes zu sehen. »Ja, ich seh’s.«
    »Was glaubst du, was das ist?«
    »Keinen Schimmer.«
    »Ich zoom mal ran.« Thomas klickte zweimal auf das Bild. Es wurde größer, verlor jedoch ein wenig an Schärfe. Aber langsam nahm etwas Gestalt an.
    »Und? Wie sieht das für dich aus?«, fragte mein Bruder.
    »Sieht irgendwie … das sieht wie ein Kopf aus«, sagte ich. »Aber mit irgendwas drum herum.«
    »Genau. Und wenn du hier guckst, siehst du die Konturen der Nase und des Mundes. Da ist das Kinn, und das da oben ist die Stirn. Es ist ein Gesicht.«
    »Ich glaub, du hast recht, Thomas. Es ist wirklich ein Gesicht.«
    »Was hältst du davon?«
    »Ich weiß nicht, was ich davon halten soll. Sieht aus wie jemand mit einer Tüte über dem Kopf.«
    Thomas nickte. »Ja. Aber man kann die Einzelheiten recht gut erkennen, das heißt, die Tüte muss richtig eng anliegen.«
    »Wahrscheinlich. Vielleicht ist es eine Maske oder so was.«
    »Aber es gibt keine Löcher für die Augen oder den Mund oder die Nase. Wenn das eine Maske ist, wie soll der Mensch dann Luft holen?«
    »Kannst du’s noch ein bisschen vergrößern? Näher rangehen?«
    »Ich könnte es schon noch größer machen, aber es ist schon ziemlich unscharf. Das ist das Beste, was ich rausholen kann.«
    Ich starrte das Bild an und wusste nicht, was ich davon halten sollte. »Tja, Thomas, was soll ich sagen. Es ist, was es ist. Jemand, der mit einer Tüte auf dem Kopf rumkaspert. Die Leute machen einen Haufen Unsinn. Vielleicht wusste der da, dass der Whirl360-Wagen unterwegs war, und wollte irgendeinen Scheiß für die Kamera machen, als sie vorüberfuhr.«
    »Im zweiten Stock? Wenn du dich zum Affen machen willst, dann würdest du doch runter auf die Straße gehen, oder?«
    »Vielleicht. Keine Ahnung.«
    »Ich glaub nicht, dass der hier rumkaspert«, sagte Thomas.
    »Also gut, dann sag mir, was deiner Meinung nach hier los ist.«
    »Ich glaube, dass dieser Mensch gerade umgebracht wird«, sagte Thomas. »Hier findet ein Mord statt.«
    »Klar doch. Komm schon, Thomas.«
    »Dieser Mensch wird gerade erstickt.«
    Jetzt starrte ich statt dem Bildschirm meinen Bruder an. »Das glaubst du also.«
    »Ja.«
    »Und was zum Teufel soll ich jetzt tun?«
    »Du sollst dem auf den Grund gehen.«
    »Auf den Grund gehen«, wiederholte ich.
    »Genau. Du sollst da hinfahren.«
    »Ich soll also nach New York fahren und mir ansehen, was es mit diesem Fenster auf sich hat«, sagte ich. »Das glaubst du doch selbst nicht.«
    »Tja, dann muss ich halt ein bisschen herumtelefonieren«, sagte Thomas. »Und mir wird leider auch nichts anderes übrigbleiben, als der CIA eine Mail zu schicken, damit die sich darum kümmern.«
    »Thomas, jetzt hör mir ganz genau zu. Erstens wirst du niemanden anrufen. Nicht die CIA, nicht den Heimatschutz, und auch nicht die Feuerwehr von Promise Falls. Und wenn du glaubst, dass ich extra nach New York fahre, um mir dieses dämliche Fenster anzusehen, dann bist du schief gewickelt.«
    Ich ging hinunter.
    Ein paar Minuten später, ich machte es mir gerade auf der Couch gemütlich und überlegte, was ich mir auf Dads Riesenbildschirm ansehen sollte, kam auch Thomas herunter.
    Er sagte kein Wort,

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