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Fenster zum Tod

Fenster zum Tod

Titel: Fenster zum Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linwood Barclay
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Familienmenschen darstellte und gleichzeitig durchblicken ließ, dass der Gegenkandidatin das Wohlergehen Fremder wichtiger war als die eigene Familie.
    Dass einem Mann Karriere vor Familie ging, interessierte niemanden. Aber bei einer Frau?
    Es war eine unappetitliche, feige Kampagne, und noch dazu eine Verkehrung der Tatsachen. Und sie wirkte. »Karl Rove hätte es nicht besser deichseln können«, sagten seine Bewunderer ebenso wie seine Widersacher, nachdem die Frau die Wahl mit mehr als dreitausend Stimmen Rückstand verloren hatte.
    Ungefähr um diese Zeit bekam Lewis Blocker seine Festanstellung bei Howard.
    Für Lewis hätte sie zu keinem besseren Zeitpunkt kommen können, denn er brauchte Geld. Er war aus dem Polizeidienst ausgeschieden, noch ehe er einen Pensionsanspruch erworben hatte. Zusammen mit anderen Kollegen war er zu einer Geiselnahme gerufen worden. Ein Mann hatte sich in seiner Wohnung verschanzt und drohte, seine Familie umzubringen. Schüsse wurden aus der Wohnung abgefeuert. Dann flog die Tür auf und jemand stürmte heraus. Lewis, der im Flur postiert war, schoss.
    Pech nur, dass er den sechzehnjährigen Sohn des Schützen erwischt hatte, der einen Fluchtversuch gewagt hatte.
    Es wurde zwar keine Anklage erhoben, doch Lewis Blockers Polizeikarriere war damit zu Ende.
    Manchmal, sinnierte Howard Talliman, gab es einen Grund, warum etwas geschah. Wenn ein junger Mann sterben musste, damit Lewis Blocker bei der Förderung der politischen Karriere großer Männer mitwirken konnte, tja, wer war er, Howard Talliman, die göttliche Vorsehung in Frage zu stellen?
    Aber dass die Dinge letzten August den Lauf nahmen, den sie schließlich genommen hatten, dachte Howard weiter, das konnte unmöglich Gottes Wille sein.
    Die Aktion, die er damals genehmigt hatte, die Maschinerie, die in Gang zu setzen er Lewis gestattet hatte, um Morris Sawchuck zu schützen, hatte ein Zerstörungspotenzial, das für sie alle das Ende bedeuten konnte.
    Sawchuck war für Howard mehr als ein enger Freund. Er war Tallimans Eintrittskarte zur ganz großen Show. Wenn Sawchuck einmal Gouverneur von New York war, das wusste Howard, dann war es nur eine Frage der Zeit, bis er von da die Leiter ganz nach oben kletterte. Sawchuck besaß die Persönlichkeit, die Strahlkraft – bis hin zu den Zähnen  –, um es bis ins Weiße Haus zu schaffen.
    Howard hatte befürchtet, dass Bridgets lesbische Beziehung zu Allison Fitch und – noch schlimmer – das, was diese über Morris’ politische Probleme wusste, all diese Aussichten zunichtemachen könnten. Er hatte auf Lewis’ Instinkt vertraut: dass er wusste, was getan werden musste. Und dass er wusste, wer am besten geeignet war, zu tun, was getan werden musste.
    Nicht, dass Howard damit gerechnet hatte, dass mit der Erledigung des Auftrags automatisch auch alles andere erledigt wäre. Wenn eine junge Frau ermordet oder vermisst wurde, dann blieb das nicht unbeachtet.
    Die Times schrieb, die Polizei bitte um Informationen über den Verbleib von Allison Fitch, die nicht zur Arbeit erschienen war. Sie schrieb auch, dass Fitch aus Dayton stammte und ihre dort lebende Mutter ebenfalls ohne Nachricht von ihr wäre.
    Auch in der New York Post stand etwas, ganz weit hinten, unmittelbar vor dem Sport. Und eines Tages brachte sogar NY1 etwas darüber. Fünf Sekunden lang war das lächelnde Gesicht der Fitch auf dem Bildschirm zu sehen.
    Danach nichts mehr. Eine vermisste Person hatte in Manhattan keinen anhaltenden Nachrichtenwert. Eine junge Frau aus Ohio erscheint eines Tages nicht zur Arbeit? Sehr spannend! Sie hat’s halt nicht gepackt in der großen Stadt und ist wieder nach Hause gegangen. Solange niemand über eine Leiche stolperte, überlebte eine Vermisstenmeldung nicht einmal die Zeitspanne von einer Nachrichtensendung zur nächsten.
    Leider war niemand über eine Leiche gestolpert.
    Unter anderen Umständen wäre das für Howard Talliman ein Grund gewesen, sich zu entspannen. Wenn auch der Rest der Welt nicht gewusst hätte, was Allison Fitch zugestoßen war, er hätte es gewusst.
    Leider wusste er es nicht.
    Ebenso wenig wie Lewis.
    Lange Zeit wusste es überhaupt niemand.
    Kurz nachdem Nicole losgeschickt worden war, um ihren Auftrag auszuführen, hatte Lewis bei Howard angerufen.
    »Sie hat sich bei mir gemeldet. Es gibt ein Problem.«
    »Was für ein Problem?«
    Lewis hatte ihm erklärt, dass Allison Fitch, die nachts arbeitete, gewöhnlich tagsüber zu Hause war und

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