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Fenster zum Tod

Fenster zum Tod

Titel: Fenster zum Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linwood Barclay
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schlief, während ihre Mitbewohnerin, diese Courtney Walmers, die einen normalen Tagesjob hatte, außer Haus war.
    An dieser Stelle hatte Howard Talliman bereits eine böse Ahnung.
    An diesem Tag jedoch, so berichtete Lewis weiter, war etwas Unvorhergesehenes geschehen.
    »Die Frau in der Wohnung war nicht Allison Fitch. Es erwischte die Falsche.«
    Howard hatte in seinem Büro gesessen und sich bemüht, die Ruhe zu bewahren. Mein Gott, die Mitbewohnerin? Tot? Jemand, der nie eine Bedrohung dargestellt hatte? Jemand, den er nicht einmal kannte? Sicher, auch in der Vergangenheit hatte Howard schon Kollateralschäden verursacht. Seine politischen Machenschaften hatten mehr als den Ruf seiner Gegner zerstört. Er hatte unterlegene Kandidaten erlebt, die ihr Haus verkaufen mussten, um ihre Wahlkampfschulden bezahlen zu können. Die ihre Frauen oder deren Frauen sie verlassen hatten. Einer griff zur Flasche, fuhr mit dem Wagen gegen einen Brückenpfeiler und war für den Rest seines Lebens an den Rollstuhl gefesselt.
    Aber so etwas war noch nie passiert. Gestorben war noch nie jemand.
    Diese Nachricht war unerwartet und schlecht. Was Howard jedoch noch immer nicht wusste, war, ob diese Frau, die Lewis da angeheuert hatte, schließlich doch noch ihren ursprünglichen Auftrag ausgeführt hatte. Was war aus dem eigentlichen Opfer geworden?
    »Was ist mit Fitch?«, hatte er Lewis gefragt.
    »Weg«, hatte Lewis geantwortet. »Sie ist reingeplatzt. Hat gesehen, was los ist. War schneller wieder zur Tür raus, als du Scheiße sagen kannst.«
    In den folgenden Monaten blieb Allison Fitch unauffindbar. Wahrscheinlich hatte sie die Hosen gestrichen voll und eine Mordsangst, sich irgendwo blicken zu lassen.
    Solange sie noch da draußen war, war sie eine tickende Zeitbombe, die jeden Augenblick hochgehen konnte.
    Als Lewis ihn damals angerufen hatte, war Howard vor unterdrückter Wut und blankem Entsetzen explodiert.
    »Was für ein kolossaler Griff ins Klo!«
    Und Lewis hatte gesagt: »Es kommt noch schlimmer.«

Achtundzwanzig
    T homas hatte wahrscheinlich zu großes Vertrauen in mich gesetzt. Er war sich so sicher gewesen, dass ich aus Manhattan zurückkehren und Das Geheimnis des Kopfes am Fenster gelüftet mitbringen würde. Ich sah meiner Exkursion in die Orchard Street mit weniger Begeisterung entgegen.
    Ich meine, was sollte ich denn tun, wenn ich das fragliche Fenster schließlich vor mir hatte? Meine Hoffnung war, dass der Kopf noch immer da sein und sich tatsächlich als einer dieser Perückenhalter aus Styropor entpuppen würde. Dass der persönliche Augenschein die Vermutung bestätigen würde.
    An der Ecke East Houston, vor Ray’s Pizza und ein paar Türen westlich von Katz’s Delicatessen sprang ich aus dem Taxi. Dass ich keinen Schimmer hatte, was ich tun sollte, wenn der Kopf nicht da war, lag mir schwer im Magen.
    Kehrtmachen und nach Hause fahren vermutlich.
    Dieser Stadtteil war nicht gerade das Village oder SoHo, hatte aber seinen eigenen Charme. Die alten Mietshäuser waren reich an architektonischen Details und Geschichte. An der Hausnummer 200 marschierte ich los, vorbei an einem Geschenkeladen, einem Diner und einigen Gebäuden, die von Grund auf renoviert wurden. An der Ecke Stanton stieg mir vor Rosario’s Pizzaduft in die Nase.
    Ich ging weiter Richtung Süden. Da war ein Koffergeschäft, dessen Sortiment den halben Gehsteig beanspruchte, dann kamen ein paar Kleiderläden und ein Gitarrengeschäft. Keine dieser Fassaden glich der Ansicht auf dem Foto, das ich zusammengefaltet in der Jackentasche trug. Ich zog es heraus, um meine Erinnerung aufzufrischen, und stellte fest, dass die Nummer des Hauses, das Thomas vergrößert hatte, mit einer Sechs anfing. Ich war zu weit nördlich aus dem Taxi gesprungen, musste also noch weiter bis zur Delancey Street.
    Ein paar Minuten später schien mir, dass ich in der richtigen Gegend war. Im Erdgeschoss des Hauses mit dem gesuchten Fenster musste ein Laden sein, der Schals verkaufte, und daneben ein Tabak- und Zeitungskiosk. Der Eingang zu dem Haus lag zwischen diesen beiden Läden. Das Haus selbst stand auf der Westseite der Straße.
    Vermutlich konnte ich es von der Ostseite besser erkennen. Da hatte ich eine bessere Aussicht.
    Und plötzlich sah ich es.
    Das Fenster.
    Noch einmal studierte ich das Foto, das Thomas mir ausgedruckt hatte, nur um ganz sicherzugehen. Betrachtete die Anordnung der benachbarten Fenster, die Position der Feuertreppe, die

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