Fenster zum Tod
verwischen. Die Chronik Ihres Computers löschen, zum Beispiel –«
»Das tue ich bereits.«
»Und auch Ihre Anrufliste.«
»Klar. Das mache ich alles, Bill.«
»Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie stolz ich auf Sie bin, Thomas. Alle hier sind enorm beeindruckt.«
»Ich werde Sie nicht enttäuschen. Wo ich Sie gerade dran habe, ich wollte Ihnen noch etwas erzählen. Beim Studieren der Straßen von New York habe ich gesehen –«
»Ich muss jetzt Schluss machen, Thomas. Vielleicht beim nächsten Mal, ja?«
»Ja gut, Bill. Gut. Auf Wiederhören.«
Sechsunddreißig
A ls Julie gegangen war, wollte Thomas mir nicht von seinem Gespräch mit dem Vermieter erzählen. Er sagte, er habe sich zu sehr über mich geärgert. Er ging wieder in sein Zimmer hinauf und schloss die Tür. Ich konnte hören, wie er mit einem unserer früheren Präsidenten plauderte.
Daher stellte ich am nächsten Morgen keine Fragen. Als er in die Küche kam, erkundigte ich mich nur, welche Frühstücksflocken er wolle.
Thomas hatte seine Schale halb leer gegessen und ich schenkte mir gerade eine zweite Tasse Kaffee ein, da fragte er: »Willst du gar nicht wissen, was ich gestern erfahren habe?«
»Von wem?«, fragte ich zurück in der Annahme, er spräche von Bill Clinton.
»Na, vom Vermieter. Mr. Papadapolous.«
»Wenn du’s mir sagen willst. Gestern Abend wolltest du ja nicht. Es ist deine Entscheidung.«
»Ich glaube, ich hab ihn aufgeweckt«, sagte Thomas. »Er klang sehr verärgert. Und es war auch nicht leicht, ihn zu verstehen. Er hatte so einen Akzent.«
»Ich wette, einen griechischen.«
»Wieso?«
»Egal. Erzähl weiter.«
»Ich habe ihm gesagt, wie ich heiße, und dass ich ein freier Mitarbeiter der CIA bin.«
Ich stellte meine Tasse ab. »Mensch, Thomas!«
»Ich wollte nicht lügen. Und ich glaube, dass er eher bereit war, meine Fragen zu beantworten, nachdem ich ihm gesagt hatte, wer ich bin.«
Wahrscheinlich war es nur eine Frage der Zeit, bis das FBI wieder vor der Tür stand. Dass Thomas die CIA mit E-Mails bombardierte, hatten sie ihm vielleicht noch durchgehen lassen. Aber wenn er anfing, sich als Mitarbeiter der CIA auszugeben? Jetzt konnte es nur noch schlimmer werden.
»Ich habe ihn gefragt, wer früher da gewohnt hat.«
»Und?«
»Zwei Frauen.«
»Das hat die Nachbarin auch gesagt«, erinnerte ich ihn.
»Ich habe ihn gefragt, ob die beiden Schwestern waren oder Mutter und Tochter oder nur Freundinnen, und er hat gesagt, sie hätten zusammen gewohnt, wären aber keine besonders guten Freundinnen gewesen, denn manchmal bezahlte die eine ihren Teil der Miete nicht rechtzeitig, und dann musste die andere einspringen.«
Ich nickte. »Gute Fragestellung.«
»Er hat mir ihre Namen gesagt. Die eine hieß Courtney und die andere … ich glaube, er hat Olsen gesagt, aber bei seinem Akzent war das kaum zu verstehen.«
»Das ist ein Vorname und ein Nachname.«
»›Olsen‹ ist auch ein Vorname. Die Nachnamen weiß ich. Ich hab sie aufgeschrieben. Er hat gesagt, soweit er weiß, haben sie Olsen noch immer nicht gefunden.«
Jetzt wurde es interessant. »Nicht gefunden? Was soll das heißen, sie haben sie noch immer nicht gefunden?«
»Das hab ich ihn auch gefragt. Da hat er gesagt, die bei der CIA müssen ganz schön dämlich sein, wenn sie das nicht alles längst schon wissen, und da musste ich ihm erklären, dass die CIA eine riesige Organisation ist und viele Unterabteilungen hat und –«
»Und dann? Was hat er dir noch gesagt?«
»Dass Olsen verschwunden ist. Ich hab ihn gefragt, wer jetzt in der Wohnung wohnt, und er hat gesagt niemand.«
»Das hab ich dir auch gesagt.«
»Aber«, sagte Thomas mit erhobenem Zeigefinger, als wäre er Sherlock Holmes, »die Wohnung ist vermietet.«
»An wen?«
»Einen Mr. Blocker«, sagte Thomas.
»Wer ist das?«
»Der Mann, der die Wohnung gemietet hat.«
»Das weiß ich, aber wer ist er?«
»Keine Ahnung«, sagte Thomas. »Warum sollte jemand eine Wohnung mieten, sie dann aber nicht benutzen?«
»Dafür gibt es viele Gründe. Vielleicht wohnt er nicht in New York, muss aber geschäftlich oft hin.«
Thomas hatte Zweifel. »Das kommt mir aber sehr verschwenderisch vor.«
»Leute, die Geld haben, kümmern sich nicht darum, ob etwas verschwenderisch ist oder nicht. Für sie ist es einfach praktischer, eine eigene Wohnung zu haben, als jedes Mal ein Zimmer zu mieten, wenn sie in die Stadt kommen.«
Das war für Thomas nur schwer zu akzeptieren. »Ich weiß
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