Fenster zum Zoo
mich mal aus der Bredouille gerettet. Eine rein finanzielle Angelegenheit, eigentlich nicht weiter aufregend. Aufregend daran sind nur die Zahlen. Ich werde dann später meinen Verteidiger fragen, ob ich hierzu noch genauer werden muss.«
»Wo ist Albert Schneider?«, fragte Muschalik weiter und unterdrückte den heftigen Wunsch, Bergers Lächeln zu ersticken.
»Das wüsste ich auch gern.«
»Dann sagen Sie uns wenigstens, wie er aussieht.«
»Er ist ein Niemand und ein Nichts. Aber er hat ein verstümmeltes Ohr, ich glaube das linke. Daran werden Sie ihn erkennen«, sagte Berger und zog an seinem linken Ohrläppchen.
Muschalik nickte Lise zu, sie hatte mitgeschrieben und ließ das Protokoll ausdrucken.
Berger unterschrieb ohne zu zögern. Plötzlich sah er auf und sagte zu Muschalik: »Sie können die Wohnung jetzt haben, das wollten Sie doch immer.«
»Nein. Danke, ich verzichte. Die Geschichte dieser Wohnung gefällt mir nicht.«
Berger lachte auf.
22. Kapitel
Muschalik schlief zu Hause sofort ein. Die Nächte im Zoo und die furchtbare Enttäuschung über den »falschen« Albert, all das forderte Tribut, und plötzliche Müdigkeit befiel ihn wie ein gefährlicher Virus, gegen den er sich nicht wehren konnte. In Sekunden breitete er sich in seinem ganzen Körper aus und machte ihn bewegungsunfähig.
Irgendwann wurde er von Hundebeilen ganz in der Nähe wach. Sofort fielen ihm Frau Kruse und ihre Schwester ein. Er sah auf die Uhr, es war drei Uhr nachmittags. Er hatte den halben Sonntag verschlafen.
Er wankte zu seinem Kleiderschrank und suchte seine alte Polizeimütze heraus. Zu seiner großen Überraschung fand er noch einen ausrangierten Schlagstock, den er an seinem letzten Tag im Dienst abzugeben vergessen hatte, und ein rostiges Polizeiabzeichen. Er setzte die Mütze auf, heftete das Abzeichen an das Revers seines karierten Schlafanzugs, nahm den Schlagstock in die Rechte und klingelte bei Frau Kruse Sturm.
Das Kläffen wurde lauter. Der Hund hatte eine unangenehme Tonlage erwischt. Frau Kruse öffnete ihm und strahlte, aber als sie erkannte, dass sich Muschalik im Schlafanzug befand, ließ ihre Freude nach. Er schubste sie beiseite und rannte mit kreisendem Schlagstock ins Wohnzimmer. Dem Hund verschlug es die Sprache, und Frau Kruses Schwester verschluckte sich am Likör. Köbes fauchte drohend auf seinem Fensterplatz.
»Hier ist ein Hund! Ich habe es gehört!«, rief Muschalik außer sich.
Der Hund, der ein harmloser Terrier war, versteckte sich unter dem Wohnzimmertisch.
»Hunde sind in diesem Hause nicht geduldet. Es ist bei Strafe verboten, Hunde in dieses Haus zu führen. Dies ist ein ordentliches Haus! Und ich bin Polizist. Ich werde unverzüglich Strafanzeige erstatten.«
»Mein Gott. Komm, Pipo«, lockte Frau Kruses Schwester entsetzt den Hund unter dem Tisch hervor.
Aber Pipo blieb standhaft. Schließlich musste sie ihn am Halsband hervorzerren.
»Und auch noch ohne Leine!«
Frau Kruse packte Pipo unter den Arm, nahm ihre Kroko-Handtasche und lief in die Diele. Frau Kruse reichte ihr dort hilfsbereit die Kostümjacke und öffnete die Wohnungstür.
»Adieu!« rief sie fröhlich hinter ihrer Schwester her, die sich in großer Panik die Treppen hinunterstürzte.
Was vom Tage übrig blieb, verschlief Muschalik – auch den sonntäglichen Tatort mit Kommissar Ehrlicher und Inspektor Kain.
* * *
Kraft weckte ihn am Montagmorgen. Da trug er noch das Polizeiabzeichen. Der Schlagstock und die Mütze lagen neben seinem Kopfkissen.
»Heute haben die Zwillinge ihren ersten Schultag. Willst du nicht dabei sein?«
Kraft hatte einen schwarzen Anzug angezogen mit weißem Hemd und roter Fliege. Muschalik fand, dass er aussah, als hätte er heute ebenfalls seinen ersten Schultag. Er warf einen verschlafenen Blick auf den Kalender. Der 14. August war rot angestrichen, und heute war der 14. August.
»Wo sind sie denn?«
»Unten im Auto. Beeil dich. Es ist gleich acht Uhr. Die Feier beginnt.«
Kraft setzte sich an den Küchentisch und wartete, dass Muschalik fertig würde. »Trägst du das öfter?«, rief er von dort.
Muschalik sah sich gerade im Badezimmerspiegel – das Polizeiabzeichen an seinem karierten Schlafanzug. Er strich sich die Falten aus dem Gesicht. »Ja. Nachts immer.«
»Dann ist alles klar. Ich dachte schon, es wäre etwas passiert. Professor Nogge haben wir übrigens wirklich glücklich gemacht, der Grizzly ist unschuldig, Nelly ist unschuldig, sein Zoo steht wieder gut
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