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Ferdinand Graf Zeppelin

Ferdinand Graf Zeppelin

Titel: Ferdinand Graf Zeppelin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunter Haug
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wieder gelungen, wertvolle Erkenntnisse für den zukünftigen Alltagsbetrieb zu sammeln.
    »Und gleich morgen werden wir den dritten Aufstieg absolvieren«, teilte der hochzufriedene Graf den Männern unmittelbar nach dem sicheren Vertäuen des Luftschiffs in der Reichsschwimmhalle mit. »Diese Fahrt wird eine ganz besondere, denn wir werden einige Gäste mitnehmen, in der vorderen Gondel den Dr. Eckener, der dann künftig aus eigener Erfahrung über die Fahrt mit einem Luftschiff berichten kann und hinten wird der Fabrikant Gradewitz mitfahren. Gegen 12 Uhr sollten wir für den Aufstieg bereit sein.«
    Die Mitnahme der beiden Fahrgäste blieb nicht das einzige Novum an diesem Tag, denn nach einer gut anderthalbstündigen Fahrt gab der Graf in der Nähe von Seemoos, ungefähr auf halbem Weg zwischen Manzell und dem Friedrichshafener Schloss gelegen, den Befehl zu einer Zwischenlandung auf dem Wasser. »Hier wechseln wir die Fahrgäste. Schauen Sie, Hacker, da auf dem Boot dort vorne, da warten schon unsere nächsten Passagiere!« Zur kompletten Überraschung seiner gesamten Mannschaft entpuppte sich einer der beiden neuen Gäste als Zeppelins Tochter, die Komtesse Hella. »Das habe ich schön geheim gehalten, nicht wahr«, strahlte der alte Mann über das ganze Gesicht. Es glitzerte verdächtig in seinen Augen, als er beobachtete, wie die junge Frau flink in die hintere Gondel kletterte und ihrem Papa danach fröhlich zuwinkte. Kaum waren die beiden Passagiere an Bord gegangen, da löste sich die gewaltige »Luftzigarre« schon wieder von der Wasserfläche und stieg ruhig empor. »Wir nehmen jetzt Kurs auf Konstanz«, gab der Graf seinem Steuermann die entsprechende Anweisung. Über der alten, ehemaligen Bischofsstadt beschrieb das Schiff einen großen Bogen. »Da, sehen Sie die großen Pappeln dort vorne? Da wollen wir hin! Das ist Girsberg, mein Besitz. Versuchen Sie, direkt über das Schloss hinwegzufahren.«
    Hacker nickte und hielt den mächtigen Schiffskörper exakt über der kleinen Straße, die direkt auf das Schlösschen Girsberg zuführte. Längst hatten die Angestellten dort ihren himmlischen Besuch entdeckt und waren auf dem Vorplatz zusammengeströmt, um dem Luftschiff, ihrem Grafen Zeppelin und dessen Tochter begeistert zuzuwinken. Längst hatte es sich in Emmishofen, in Kreuzlingen und in Konstanz wie ein Lauffeuer herumgesprochen, dass sie am heutigen Nachmittag Zeugen eines wunderbaren technischen Schauspiels werden konnten. Eine unüberschaubare Menschenmenge jubelte »ihrem Luftgrafen«, den viele von ihnen noch vor gar nicht allzu langer Zeit als den »Narren von Girsberg« verspottet hatten, begeistert zu.
    Auch der heutige Tag endete mit einer respektablen Bilanz: Immerhin 94 Kilometer hatten sie zurückgelegt und eine Höhe von bis zu 565 Metern erreicht, als »LZ 3« am späteren Nachmittag wieder sanft auf der Wasserfläche aufsetzte. Dazu die problemlose Zwischenlandung mit dem Austausch ihrer Passagiere: kein Wunder, dass sich sogar die offiziellen Abgesandten des Reiches, an ihrer Spitze der Geheime Regierungsrat Dr. Lewald vom Innenministerium dementsprechend beeindruckt zeigten. Ja, mehr noch: kaum hatte sich das Schiff dem Schleppfloß genähert, das es wieder zurück in die Reichsschwimmhalle bringen sollte, da schmetterte der Beamte ein lautes »Hoch« auf den Grafen Zeppelin, das seine tausendfache Fortsetzung aus den Kehlen der Zaungäste auf den Booten und am Ufer fand. Der Graf zeigte sich tief gerührt und schwenkte unablässig seine graue Bordmütze, bis er sich schließlich mit belegter Stimme an seinen Steuermann wandte: »Nun wird niemand mehr sagen können, dass ich kein Vertrauen zu meinem Schiffe habe, denn ich habe heute meine Tochter, mein einziges Kind, mitgenommen!«
    Am nächsten Tag wurde die Reichsschwimmhalle offiziell ihrer Bestimmung übergeben – ein willkommener Anlass für die Luftschiffmannschaft, den Schiffskörper nach den langen Fahrten ganz genau auf eventuelle kleinere Beschädigungen zu überprüfen und vorsichtig die Gaszellen nachzufüllen, da sich deren Inhalt deutlich reduziert hatte. Das war eine höchst diffizile Arbeit, weil nur noch wenige Gasflaschen mit frischem Wasserstoff vorhanden waren, im Grunde genommen reichten sie kaum aus. Dazu schienen einige Gaszellen nicht mehr völlig dicht zu sein. »Das sind dann zusätzliche Anforderungen an eine besonders sorgfältige Austarierung«, schärfte Dürr seinen Männern nachdrücklich ein, nachdem

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