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Ferdinand Graf Zeppelin

Ferdinand Graf Zeppelin

Titel: Ferdinand Graf Zeppelin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunter Haug
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der Graf trotz dieser Hinweise eine weitere Fahrt für den nächsten Tag angesetzt hatte. »Wir werden das mit all den Erfahrungen, die wir inzwischen gewonnen haben, gut bewältigen können. Gerade jetzt, zu diesem Zeitpunkt erscheint mir eine neuerliche Fahrt von ganz besonderer Wichtigkeit.«
    Stolz und feierlich wehte seither die Reichsflagge an der neuen Halle, als sichtbares äußeres Zeichen, dass dem Grafen Zeppelin nun endlich die Unterstützung der Berliner Behörden zuteil geworden war. Der Umgang mit den maßgeblichen Mitarbeitern der Reichsregierung sollte sich freilich weiterhin als schwierig erweisen. Das zeigte sich bereits am darauffolgenden Tag, an dem auch Major Groß, dessen Ingenieur Basenach und Geheimrat Lewald mit an Bord kommen sollten. Ausgerechnet bei diesem Aufstieg kam es jedoch zu einer ganzen Serie von Pannen, gerade so, als ob das Schicksal die erbitterte Gegnerschaft von Seiten des Majors Groß noch zementieren wolle. »Wir haben – verglichen mit unserer ersten Fahrt – einen um 950 Kilogramm verminderten Auftrieb«, hatte Dürr noch einmal zu bedenken gegeben und damit alle Beteiligten auf die schwierigen Bedingungen eingestellt, unter denen sie die Fahrt antreten würden. Zunächst verlief alles einwandfrei. Selbst auf Dürrs Miene waren die Sorgenfalten bald verflogen. Doch dann, nur sieben Minuten nach dem Aufstieg, signalisierte der Mechaniker plötzlich ein Problem am hinteren Motor, und schaltete ihn unverzüglich ab.
    Sicherheitshalber lenkten sie das Luftschiff in die Nähe der Reichsschwimmhalle zurück, um den Schaden dort zu reparieren. »Das dürfte innerhalb kürzester Frist gelingen«, versicherten die Motorenfachleute. »Wir können bald wieder aufsteigen, Exzellenz!«
    Dennoch wurmte es den Grafen natürlich ganz besonders, dass ausgerechnet bei dieser Fahrt ein Problem aufgetaucht war. Aber es sollte noch schlimmer kommen: Bei der Landung verwickelte sich die Schleppleine von »LZ 3« durch einen dummen Zufall in der Schraube des Dampfers »Buchhorn«, der das Luftschiff eigentlich zur Halle hätte ziehen sollen und dadurch nun manövrierunfähig war. Genauso wie das Luftschiff, das jedoch unaufhaltsam auf den Dampfer zutrieb, der nicht mehr von der Stelle kam. »Das kann gefährlich werden!« analysierte Dürr beunruhigt. »Wenn der heiße Schornstein an unserer Hülle reibt, oder der Funkenflug überspringt, dann herrscht höchste Brandgefahr!«
    Auch Zeppelin hatte die Gefahr längst erkannt. »Das Feuer aus auf der »Buchhorn«! Sofort!« rief er durch einen Schalltrichter hinüber.
    Alle Versuche der dortigen Besatzung, mit einem geradezu verzweifelten Einsatz der Notruder mehr Distanz zwischen sich und den bedrohlich näher kommenden Luftschiffrumpf zu schaffen, scheiterten kläglich. Nun setzten sie, sogar unterstützt von den Ehrengästen, lange Stangen zur Abwehr ein! Auch diese Aktion verpuffte wirkungslos. »Achtung! Wir stoßen zusammen!« Ein leises Knirschen und Mahlen: schon schrammte der schwarze Schornstein der »Buchhorn« an der Außenhülle des Luftschiffs vorbei und hinterließ an dem weißen Baumwollstoff eine hässliche, rußige Spur.
    Unwillkürlich schlugen die Beobachter am Ufer die Hände vor die Augen, doch die befürchtete Katastrophe blieb aus. Zum guten Glück hatte der Maschinist das Feuer im Kessel des Schleppers noch rechtzeitig ersticken können. Glücklicherweise kam in diesem Augenblick ein leichter Windhauch auf, der das Luftschiff von dem Schlepper fort bewegte. Die Frage war nur, wie lange der Wind anhalten würde. Denn noch immer war der Schornstein der »Buchhorn« bedrohlich heiß. Niemand konnte sagen, ob ein zweiter Zusammenstoß genauso glimpflich ablaufen würde. Jetzt galt es, zu handeln! In aller Eile entledigte sich der »junge Graf«, Zeppelins Neffe, an Bord der »Buchhorn« seiner Kleider, sprang in das zu dieser Jahreszeit schon empfindlich kalte Bodenseewasser und tauchte mutig unter, um irgendwie die Halteleine in die Hände zu bekommen und sie von der Schiffsschraube zu lösen. Keiner seiner tapferen Versuche führte jedoch zum erhofften Ergebnis.
    Inzwischen war der bis auf den letzten Platz mit Schaulustigen besetzte Ausflugsdampfer »Konstanz« längsseits gekommen. Deren Kapitän handelte rasch und ließ der »Buchhorn« ein dickes Seil herüberwerfen, mit dessen Hilfe man nun gleich beide Havaristen in Schlepptau nahm – sehr zur Freude der Passagiere, deren Begeisterung sich in ein vielstimmiges

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