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Ferdinand Graf Zeppelin

Ferdinand Graf Zeppelin

Titel: Ferdinand Graf Zeppelin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunter Haug
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irgendetwas von Kornsand gesagt, aber einen solchen Ort kenne ich nicht. Vielleicht habe ich sie ja auch nur wegen ihrem Dialekt nicht richtig verstanden. Oder finden Sie das etwa? Kornsand?« Interessiert beugte sich Zeppelin über die Landkarte. »Kornsand … ich sehe hier keinen Ort, der so heißt.«
    »Kornsand …« murmelte Hacker. »Das sagt mir ehrlich gesagt auch nichts. Das dürfte aber schon ziemlich in der Nähe von Mainz liegen …«
    »Richtig, unsere letzte Position war südlich von Mainz, etwa zehn Kilometer südlich.«
    »Zehn Kilometer«, wiederholte der Steuermann und beschrieb mit dem Finger auf der Landkarte einen Halbkreis von maßstäblich schätzungsweise zehn bis fünfzehn Kilometern südlich von Mainz. »Da liegt Nierstein in der Nähe. Und Oppenheim. Und … ja – ach richtig, jetzt sehe ich es. Hier: genau gegenüber von Nierstein, also auf der rechten Rheinseite, an der wir gelandet sind, da ist dieses Kornsand, sehen Sie, Exzellenz. Eine winzige Siedlung – und dort drüben, der nächste richtige Ort, der heißt laut Karte Geinsheim. Dürfte schätzungsweise anderthalb Kilometer von uns entfernt liegen. Und hinter Geinsheim kommt dann Trebur. Seltsamer Name, finden Sie nicht auch, Exzellenz? Trebur!«
    »Trebur… sinnierte der Graf und warf einen nachdenklichen Blick auf die Landkarte. »Der Name kommt mir irgendwie bekannt vor … Trebur … ja, richtig! Das ist ein Ort, der mit der deutschen Geschichte zu tun hat. Ein wahrhaft historischer Boden, auf dem wir uns befinden, Hacker. Dort hat nämlich im Herbst 1076 ein deutscher Fürstentag stattgefunden, an dem die Großen des Reiches ein Ultimatum an König Heinrich IV. gestellt haben. Er müsse sich bis spätestens Frühjahr 1077 vom Kirchenbann des Papstes befreien, haben sie von dem König gefordert und haben ihn damit zu diesem legendären Bußgang gezwungen, der dann als der berühmte Gang nach Canossa in die Geschichte eingegangen ist. Hoffentlich wird das für uns nicht auch ein Canossagang«, sinnierte der alte Graf und strich sich dabei nachdenklich über seinen weißen Schnurrbart.
    Überrascht wandte Hacker den Kopf und streifte Ferdinand von Zeppelin mit einem kurzen, prüfenden Blick. War hier etwa ein Anflug von Pessimismus herauszuhören gewesen? Das war doch sonst nicht seine Art! »Aber nein, Exzellenz. Soviel ich weiß, hat der Canossagang damals ja ein gutes Ende gefunden. Wir haben also kein bisschen Grund zu Pessimismus. Und überhaupt: mit der bisher zurückgelegten Strecke haben wir ohnehin im Großen und Ganzen schon eine beeindruckende Demonstration der Leistungsfähigkeit unseres Luftschiffes hinter uns gebracht.«
    »Ach Hacker, das war ja auch nur als kleiner Spaß gemeint – passend zu meiner kleinen Geschichtslektion«, lachte der Graf und war jetzt wieder ganz der Alte, als er fortfuhr: »Wir sollten freilich dafür sorgen, dass in Nierstein rasch eine Depesche abgeschickt wird. In Nierstein wird es ja wohl sicherlich einen Telegraphen geben, von dem wir eine Nachricht an das Mainzer Militär absetzen können, mit der Bitte um sofortige Hilfe. Die Reparatur wird zwar sicherlich nicht allzu lange dauern, aber die vielen Schaulustigen könnten schon ein Problem werden.«
    In der Tat strömten die Menschen mittlerweile in hellen Scharen aus der ganzen Gegend zusammen, um das Luftschiff und seinen berühmten Konstrukteur, den schon zu Lebzeiten zu einer Legende gewordenen Grafen Zeppelin, mit weit aufgerissenen Augen zu begaffen.
    »Nun gut, solange sie nicht näher heran kommen und sich so dreist aufführen, wie unser Souvenirjäger von vorher, dann geht es ja noch«, brummte Dürr und betrachtete die Menschenansammlung am Ufer mit zusammengekniffenen Augen. »Aber sicher ist sicher, da: schauen Sie doch nur einmal, Exzellenz! Jetzt kommen sie von der anderen Seite schon auf Floßen daher!« Tatsächlich näherte sich mit einem Mal eine wahre Armada von Booten und Floßen dem Luftschiff, das wie ein überdimensionaler, gestrandeter Walfisch friedlich im ruhigen Wasser zwischen den zwei Buhnen vor sich hindümpelte.
    »Die Leute sind doch ganz friedlich und absolut nicht unverschämt«, entgegnete Hacker. »Und außerdem sehe ich da drüben jetzt auch zwei Gendarmen, die für Ordnung sorgen.«
    »Das wird auf Dauer nicht reichen«, schüttelte Zeppelin seinen Kopf. »Schon wegen unserem neuerlichen Aufstieg. Die Leute sind viel zu nahe bei uns. Bedenken sie nur, was passieren kann, wenn unser Schiff

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