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Ferdinand Graf Zeppelin

Ferdinand Graf Zeppelin

Titel: Ferdinand Graf Zeppelin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunter Haug
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Macaires, eine wohlhabende Genfer Tuchfabrikanten- und Bankiersfamilie, waren im Jahr 1785 vor den politischen Unruhen in ihrer Heimat geflohen. Seitdem betrieb man hier in den alten Klostergebäuden der Dominikanerinsel, die von den Konstanzern deshalb von nun an auch »Genferinsel« oder »Macair’sche Insel« genannt wurde, eine recht einträgliche »Indienne« – Baumwollmanufaktur, der einige Jahre später die Gründung des Bankhauses »Macaire & Compagnie« folgen sollte.
    Bei den Macaires handelte es sich um Ferdinands Urgroßeltern mütterlicherseits, denn Amelie Macaire, die Enkelin des Firmengründers, hatte als 18-jährige im Jahr 1834 Friedrich Jerome Graf von Zeppelin geheiratet. Das war der Grund für diesen doch recht bemerkenswerten Geburtsort auf der Dominikanerinsel, bei dem es sich im übrigen auch noch um ziemlich geschichtsträchtigen Boden handelte, worauf der Graf im Familienkreis immer wieder gerne und mit einem leichten Schmunzeln auf den Lippen verwies. Denn schon Karl der Große, so hieß es, habe sich hier aufgehalten und auch Heinrich Suso, einer der großen deutschen Mystiker des späten Mittelalters, war einer der Mönche im Dominikanerkloster gewesen. Nicht zu vergessen der unglückliche Jan Hus, der während des Konstanzer Konzils in den Jahren 1414 und 1415 im Klosterkerker gefangen gehalten wurde. Im krassen Kontrast zu den Leiden des böhmischen Reformators standen knapp einhundert Jahre danach die prächtigen Feste des späteren Kaisers Maximilian I., die er beim Reichstag 1507 auf der Insel ausrichten ließ. Wahrlich kein uninteressantes Fleckchen Erde, das Ferdinand von Zeppelin Zeit seines Lebens immer wieder gerne besuchte.
    Ebenso gerne wie seinen, eine gute Viertelstunde von Konstanz gelegenen Sommersitz, Schloss Girsberg bei Emmishofen, das Landgut, in dem er eine überaus glückliche Kindheit hatte verbringen dürfen. Zwei Jahre nach seiner Geburt war Schloss Girsberg der Familie Zeppelin an Weihnachten 1840 von Amelies Vater David Macaire geschenkt worden – womit sich in gewisser Hinsicht ein Kreis wieder schloss, denn die Familie Macaire hatte gut drei Jahrzehnte zuvor Girsberg dank der tatkräftigen Mithilfe von Ferdinands Großvater väterlicherseits, dem württembergischen Minister Ferdinand Ludwig von Zeppelin, ersteigern können.
    Bei diesem Landschlösschen handelte es sich um eine Besitzung des ehemaligen Klosters Zwiefalten, die im Zuge der Säkularisierung an Württemberg gefallen war. Seit dieser Zeit pflegten die beiden Familien einen freundschaftlichen Kontakt. Ob es daran lag, dass Großvater Ferdinand Ludwig zuvor als württembergischer Gesandter in Paris fungiert hatte und seitdem der französischen Sprache und Kultur sehr zugetan war, oder weil die Zeppelins genauso wie die Macaires von auswärts kamen? Schwer zu sagen: jedenfalls gab es seitdem bei den zahlreichen Begegnungen reichlich Gelegenheit, sich gegenseitig näher kennenzulernen, was dann ja auch zur Heirat von Amelie Macaire und Friedrich Jerome von Zeppelin führte.
    Ja, die Zeppelins waren kein einheimisches Adelsgeschlecht, sondern stammten ursprünglich aus Mecklenburg. Erst Ende des 18. Jahrhunderts war Großvater Ferdinand Ludwig von Zepelin, der damals nur ein »p« in seinem Familiennamen führte, nach Süddeutschland gekommen, hatte sich in die Dienste des Hauses Württemberg gestellt und als Diplomat eine beachtliche Karriere gemacht. Seit dieser Zeit fühlte sich die Familie Zeppelin auf das Engste mit Württemberg verbunden. Im Zuge der Königserhebung des bisherigen Kurfürsten Friedrich I. von Württemberg war Ferdinand Ludwig von Zepelin aus Dank für sein Verhandlungsgeschick bei der »napoleonischen Flurbereinigung« der deutschen Landkarte vom neuen König in den Grafenstand erhoben worden. Wohl zur besseren Unterscheidung von den norddeutschen Verwandten schrieb er sich fortan mit doppeltem »P«: Graf von Zeppelin. Und genau diese Schreibweise sollte wenige Jahrzehnte später durch seinen Enkel Ferdinand unauslöschlich in die Deutsche Geschichte eingehen.
    Während Ferdinands Großvater also höchste Ämter am württembergischen Königshof bekleidete, sollte sein Vater Friedrich Jerome als eines von sieben Kindern des Ministers zunächst am hohenzollerischen Fürstenhof in Sigmaringen für die Diplomatie geschult werden und brachte es hier immerhin bis in den Rang eines Hofmarschalls. Doch der eher den schöngeistigen Dingen des Lebens zugewandte Mann, der gerne Gedichte

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