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Ferdinand Graf Zeppelin

Ferdinand Graf Zeppelin

Titel: Ferdinand Graf Zeppelin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunter Haug
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einem völlig irrealen Traumzustand. Was für ein Tag: Erst ganz oben, dann ganz unten – um schließlich an ein und demselben Tag für meinen Lebenstraum mehr bewegt zu haben, als in hundert anstrengenden Wochen zuvor«, rekapitulierte er noch einmal staunend.
    »Das ist tatsächlich mit Worten kaum zu beschreiben: jetzt sind noch nicht einmal zwölf Stunden seit der Katastrophe von Echterdingen vergangen und du befindest dich schon wieder ganz oben. Höher denn je«, ergänzte Isabella und schüttelte dabei verwundert ihren Kopf.
    »Es ist ein Wunder, anders kann man es nicht nennen«, flüsterte Zeppelin mit belegter Stimme. »Ich möchte im übrigen meinen Entschluss dir gegenüber noch einmal bekräftigen: du hattest recht, wir sollten morgen wirklich zusammen nach Girsberg fahren. Schließlich ist es ja unser Hochzeitstag. Ich muss allerdings zunächst noch im Büro und in der Halle in Manzell kurz nach dem Rechten sehen. Aber dann, morgen Nachmittag spätestens, können wir meinetwegen gerne aufbrechen …«
    »Versprochen?«
    »Fest versprochen! Wenngleich ich wahrscheinlich höchstens einen Tag werde bleiben können – aber immerhin, das sind wir den lieben Menschen in Emmishofen in der Tat schuldig. Da hast du schon recht. Ich bin auch ehrlich gespannt, was sie diesmal für uns vorbereitet haben.«
    »Wie schön!« Seufzend atmete Isabella aus. »Wir dürfen dem Herrgott wahrhaft dankbar sein: für unser Leben – und für unsere wunderbare Zweisamkeit, die uns schon so viele herrliche Stunden beschert hat. Wann wäre der Zeitpunkt dafür geeigneter, wenn nicht am Ende dieses Tages?«
    Er drückte seiner Ehefrau einen innigen Kuss auf die Wange, dann ließ er seinen Kopf langsam auf das Federkissen zurücksinken und schloss erschöpft die Augen. Wenige Augenblicke später war er endlich in einen erholsamen Schlaf gefallen. Es war der Einstieg in eine Traumreise, die ihn tief in die eigene Vergangenheit zurück führen sollte: bis zu seinen ersten Erinnerungen.
    Wer hätte am 8. Juli 1838 bei der Geburt des Ferdinand Adolf Heinrich August von Zeppelin schon zu denken gewagt, wie spektakulär sich der Lebensweg des zweitgeborenen Kindes einer Adelsfamilie in den Diensten des württembergischen Königshauses gestalten würde? Rückblickend betrachtet, war es zunächst ja eine eher durchschnittliche Karriere gewesen, die den gut situierten Knaben, der nach dem viel zu frühen Tod der Mutter seine geliebte Bodenseeheimat hatte verlassen müssen, erst nach Ludwigsburg zum Militär und dann durch die halbe Welt führte, bis er den Militärdienst im Alter von 51 Jahren hatte quittieren müssen. Zwangsweise – aufgrund einer preußischen Intrige. Eine bittere Erfahrung, doch im Nachhinein dürfte sie entscheidend dafür gewesen sein, dass er seinen Traum vom Prinzip »leichter als Luft«, die Vision von in den Himmel schwebenden Luftschiffen, verwirklichen konnte. Wie später noch so häufig in seinem Leben hatte ausgerechnet das scheinbare Ende jenen staunenswerten Neubeginn markiert, der aus dem weithin unbekannten Provinzadeligen Ferdinand Graf Zeppelin schließlich den weltbekannten Luftschiffpionier und Volkshelden Zeppelin erwachsen ließ. Ein wahres Märchen! Die Krönung eines langen und ereignisreichen Lebens …

Allein schon Zeppelins Geburtsort, die Konstanzer Dominikanerinsel, hatte über die Jahre hinweg immer wieder für ein amüsiertes Schmunzeln bei seinen Gesprächspartnern gesorgt. Und auch wenn es keiner ihm gegenüber jemals direkt ausgesprochen hatte, war ihm schon bewusst, welche Verbindung die Leute in Gedanken knüpften – vor allem diejenigen, bei denen er (zumeist vergeblich) um eine finanzielle Unterstützung für den Luftschiffbau vorstellig geworden war. Dass es sich bei den Dominikanern um Bettelmönche handelte, war ja allgemein bekannt. Und ehrlich gesagt, oft genug hatte er sich auch kaum anders als ein lästiger Bittsteller gefühlt, wenn sie ihm wieder einmal mit brüsken Worten die Tür vor der Nase zugeschlagen hatten und jegliche Beteiligung an dem »Zeppelinschen Himmelfahrtskommando« kategorisch verweigerten.
    Dabei war das Dominikanerkloster, das der gleichnamigen Insel unmittelbar am Bodenseeufer den Namen gegeben hatte, schon ein halbes Jahrhundert vor Zeppelins Geburt auf Anordnung von Kaiser Joseph II., einem entschiedenen Gegner des Bettelordens, aufgehoben worden und zunächst pachtweise, später durch Kauf, in den Besitz der Familie Macaire übergegangen. Die

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