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Ferdinand Graf Zeppelin

Ferdinand Graf Zeppelin

Titel: Ferdinand Graf Zeppelin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunter Haug
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ihr Luftschiff fertig zu stellen, dann bin ich mir ganz sicher, dass dieser Motor hier leistungsfähig genug sein wird, es auch nach Ihren Wünschen zu bewegen. Ich freue mich schon jetzt darauf, Zeuge dieses epochalen Ereignisses werden zu dürfen.«
    »Danke sehr, Majestät«, erwiderte Daimler. »Ich glaube, dass ich jetzt schon sagen kann, es wird im nächsten Jahr einen nochmals stärkeren Motor geben, der von seinem Gewicht her dennoch eher leichter sein kann, als dieser hier. Das käme dem Vorhaben dann sicher noch mehr gelegen. Wenn sich in Deutschland nur endlich genügend Unterstützer für das Luftschiff finden würden«, setzte er mit bedauerndem Unterton noch hinzu. »In Russland ist das ganz anders!«
    Zeppelin stutzte. »In Russland? Woher wissen Sie das, Herr Daimler?«
    »Weil ich von einem Mann mit Namen David Schwarz, einem Holzhändler aus Dalmatien, den Auftrag für die Lieferung eines Vierzylindermotors bekommen habe. Der Schwarz befasst sich ebenfalls seit Jahren mit der Konstruktion von Luftschiffen. Er will sie ganz aus Aluminium machen …«
    »… eine Hülle aus Aluminium?« Der König staunte nicht schlecht.
    »Ja, das ist in etwa dieselbe Grundidee, wie bei mir: auch Schwarz, dessen theoretische Pläne mir bekannt sind, geht davon aus, dass die Hülle eines Luftschiffes starr sein muss – allerdings halte ich eine Hülle komplett aus Aluminium für viel zu schwer – ganz abgesehen von den Kosten. Ich bevorzuge deshalb bekanntlich eher die Variante mit den Aluminiumträgern, über die eine Stoffhülle gespannt ist, samt den einzelnen Gaszellen im Inneren … Aber nun noch einmal zum Kern meiner Frage, Herr Daimler: was hat der Schwarz mit Russland zu schaffen?«
    »Die Russen haben sich für die Idee interessiert und Schwarz in St. Petersburg ein geeignetes Gelände und Hilfskräfte zur Verfügung gestellt, um sein Luftschiff dort bauen zu können. Deshalb sollen wir den Motor dorthin liefern«, erklärte Daimler seinen staunenden Zuhörern. »Sie sehen also, Majestät: überall in der Welt experimentiert man mit Luftschiffen, nur bei uns hier in Deutschland wird ausgerechnet dem Mann, der seine Idee seit Jahren propagiert, regelmäßig die Türe vor der Nase zugeschlagen. Soll hinterher aber keiner kommen und sagen, er habe nicht geahnt, dass es bei uns den Grafen Zeppelin gegeben habe, mit dessen Hilfe man hätte verhindern können, dass Deutschland in der Luftfahrt militärstrategisch hoffnungslos ins Hintertreffen geraten ist.«
    Der Eindruck, den Daimlers Worte bei König Wilhelm II. hinterließen, war enorm. »Sie haben recht, Herr Daimler. Wir müssen alles tun, damit genau das nicht geschieht, was Sie uns gerade eben vor Augen gehalten haben. Ich für meinen Teil war ja schon immer ein überzeugter Anhänger der Luftschiffpläne. Das Problem scheint mir vielmehr beim preußischen Generalstab zu liegen. Und – das sage ich Ihnen aber nur im Vertrauen – leider auch bei seiner Majestät, dem Kaiser.«
    »Das ist leider wahr«, nickte Zeppelin. »Alle Türen scheinen in Berlin wie vernagelt für mich …«
    »… ich werde versuchen, sie zu öffnen, das verspreche ich Ihnen, Exzellenz. Aber nun genug der trüben Gedanken. Tun Sie mir bitte den Gefallen und begleiten Sie mich ins Schloss. Und dann lassen Sie uns eine gute Flasche Wein öffnen, mit deren Inhalt wir auf die wunderbare Bootsfahrt anstoßen wollen, die ich heute zusammen mit Ihnen genießen durfte, meine Herren.«
    Die Russen hatten David Schwarz also nicht nur ein Gelände zur Verfügung gestellt – sie waren ihm auch aktiv beim Bau seines Luftschiffs behilflich. Und ein Daimlermotor würde für den Antrieb sorgen.
    Tagelang ging Zeppelin dieser Gedanke nicht mehr aus dem Kopf. Ein weiterer Ansporn, sich mit aller Kraft auf die Verwirklichung seiner eigenen Pläne zu konzentrieren.
    Ein ganzes Jahr ging seitdem ins Land – vom Schwarzschen Luftschiff war aus Russland wenig zu hören – offenbar war es mehrfach zu Problemen mit der Qualität der Gasfüllung gekommen, das war das Einzige, was Zeppelin zumindest gerüchteweise in Erfahrung bringen konnte.
    Doch immerhin genoss Schwarz in Russland eine Art der Unterstützung, von der ein Graf Zeppelin in Deutschland noch nicht einmal träumen konnte. Keine einzige Hand war zu seiner Hilfe ausgestreckt worden. Weder Duttenhofer noch das Militär und noch nicht einmal der »Alldeutsche Verein« hatten ihm irgendeine Summe zur Unterstützung zukommen lassen. Und dabei

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