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Ferdinand Graf Zeppelin

Ferdinand Graf Zeppelin

Titel: Ferdinand Graf Zeppelin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunter Haug
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verbanden. An den Hallenwänden waren die insgesamt 3000 Wasserstoffflaschen in fünf langen Reihen zu je 65 Stück gestapelt. Mit einem langen Güterzug aus 24 großen Güterwagen waren die 80 Kilogramm schweren Flaschen von Griesheim nach Friedrichshafen an den Hafenbahnhof transportiert und dort ganz vorsichtig in Transportkähne umgeladen worden, um sie das letzte Stück auf dem sicherer scheinenden Wasserweg nach Manzell zu bringen. Diese Vorsichtsmaßnahmen hatten ihren guten Grund, denn immerhin enthielt jede der Gasflaschen 4,8 Kubikmeter Wasserstoff mit einem Fülldruck von 150 Atmosphären. Die Explosionsgefahr war enorm! Grundsätzlich mussten die Flaschen deshalb von zwei Mann getragen werden. Vor allem das am Flaschenhals angebrachte bronzene Ventil galt es, sorgsam im Auge zu behalten: eine einzige, unvorsichtige Bewegung, und schon würde eine verheerende Explosion die Folge sein! Allein das Umladen zog sich aus diesem Grund über viele Stunden hin.
    Und dann erst das eigentliche Befüllen der 16 großen Gaszellen aus Gummi! Wiederum jeweils zwei Mann waren für eine Gasflasche zuständig. Nachdem sie unter der Aufsicht eines dritten Mannes sorgfältig die Stapelschläuche angeschlossen hatten, öffneten sie mit einem großen Steckschlüssel das Bronzeventil. Erst ganz langsam, dann immer schneller, um den Druck in den buchstäblich bis zum Bersten beanspruchten Schläuchen einigermaßen konstant zu halten. Und dennoch kam es bei dieser Aktion immer wieder zu Undichtigkeiten und damit entstehenden Flammenbildungen, wofür ebenfalls der dritte Mann bereit stand, der die Flammen sofort mit Hilfe von Wassereimern und nassen Tüchern erstickte.
    Vor allem galt es, die Zuleitungen ständig zu überwachen: nur die erfahrensten Arbeiter durften diese verantwortungsvolle Aufgabe übernehmen. Mit Argusaugen achtete der Aufseher auf eventuelle Flammen, dazu musste er am allmählich tiefer werdenden Ton der sich entleerenden Gasflasche deren Füllstand ableiten. Besonders strikt hatte er auf die Kommandos der Männer an den Gaszellen im Bauch des Luftschiffs zu horchen: »Ventil auf! Ventil zu! Langsamer! Wieder schneller! Auf geht’s! Schneller! Halt! Jetzt langsam!«
    Und dennoch war es kürzlich zu einer Beinahe-Katastrophe gekommen, als trotz aller Vorsicht beim Befüllen ein Stapelschlauch geplatzt und eine mannshohe Flamme in die Höhe geschossen war. Mit viel Glück war es ihnen gelungen, die Flamme gerade noch rechtzeitig auszulöschen. Dieses Erlebnis steckte ihnen allen noch immer so tief in den Knochen, dass weder Graf Zeppelin noch der Gasexperte Bassus weitere Ermahnungen zur besonderen Sorgfalt im Umgang mit dem Wasserstoff erteilen mussten.
    Alle Männer waren mit höchster Konzentration bei der Sache. Es war eine eigentümlich angespannte Atmosphäre, die in der Schwimmhalle herrschte. Das scharfe Zischen des Gases, wenn sie die Ventile öffneten, das tiefe Rauschen in den Schläuchen, das dumpfe Schlagen der sich allmählich aufblähenden Gaszellen, die knappen, scharfen Kommandos der Arbeiter an den Gasflaschen: all das vermengte sich zu einem undefinierbaren Knäuel von Geräuschen, die von den Holzwänden der Riesenhalle als gespenstisches Echo zurück geworfen wurden und der Füllmannschaft in den Ohren dröhnte.
    «Halt! Das Ventil ist undicht. Schnell ein Lappen her!« zischte plötzlich wieder ein Alarmruf durch die Halle. Sofort wurde der nasse Lappen um das undichte Ventil gewickelt und gefror durch den Druck des ausströmenden Gases innerhalb von Sekunden zu einem festen, undurchdringlichen Klumpen. Gefahr gebannt! Es konnte weiter gehen. »Die Arbeit fortsetzen!«
    Parallel zum Befüllen der Gaszellen hatte ein anderer Teil für den notwendigen Ballast zu sorgen. Wassersäcke mussten aufgenommen und befüllt, das Schiff immer wieder sorgfältig abgewogen und ausbalanciert werden, ganz am Ende waren noch Öl und Benzin für die Motoren in der genau berechneten Menge einzuladen.
    So langwierig und ätzend diese Prozedur den weit entfernten Zaungästen auch scheinen mochte, es galt dabei tunlichst, Geduld zu bewahren und immerzu auf das richtige Verhältnis von Ballast und Gasfüllung zu achten. »Nur ja nicht aus der Ruhe bringen lassen – egal wie lange es dauert und was ihr von draußen an ungeduldigen Zurufen hört!« schärfte der Graf seinen angesichts der von Stunde zu Stunde anwachsenden Zuschauermenge sichtlich nervös gewordenen Leuten wieder und wieder ein. Ein einziger Funke

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