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Ferdinand Graf Zeppelin

Ferdinand Graf Zeppelin

Titel: Ferdinand Graf Zeppelin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunter Haug
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standhielt. »Das ist nicht Ihr Ernst!«
    »Leider doch!« entgegnete Dürr. »Und ich darf Sie daran erinnern, Exzellenz, dass Sie selbst und Freiherr von Bassus ein solches Vorgehen klipp und klar angeordnet haben, als wir das genaue Procedere für den ersten Aufstieg festgelegt haben. Nach spätestens drei Stunden müssen die Ventile und sämtliche 16 Gaszellen erneut auf ihre Dichtigkeit überprüft werden und dabei ist …«
    »… ich weiß selbst, was ich angeordnete habe!« zischte Zeppelin verdrossen, um sich nur wenige Augenblick später wieder in der Gewalt zu haben. Dürr hatte ja recht – Sicherheit ging vor Schnelligkeit. Und der arme Bursche hatte schlichtweg nichts anderes getan, als seine Pflicht zu erfüllen, in dem er seinen Einwand vorgebracht hatte. »Es ist schon in Ordnung, Dürr. Entschuldige bitte, dass ich dir so harsch in die Parade gefahren bin. Es wäre wirklich unverantwortlich, wenn wir diese Revision nicht durchführen würden.« Der Graf wandte sich um und bedachte seine engsten Mitarbeiter, die sich mittlerweile vollzählig um ihn versammelt hatten, mit einem ernsten Blick. »Nun gut, Sie alle wissen, was das zu bedeuten hat: es wird heute mit dem Aufstieg nichts mehr werden. Bis die Revision abgeschlossen sein wird und wir das Schiff aus der Halle gezogen haben, ist es mindestens acht Uhr. Wer weiß, welche Verzögerungen dann noch dazu kommen werden: die Gefahr, dass wir mit dem geplanten Aufstieg in die Dämmerung kommen, ist vor diesem Hintergrund viel zu hoch. Es hilft alles nichts: Wilcke! Sie müssen den Ehrengästen die Mitteilung überbringen, dass der Aufstieg für den heutigen Tag leider endgültig abgesagt ist.«
    »Die Herrschaften werden sich freuen!« brach es spontan aus dem Sekretär heraus.
    »Ich kann es nicht ändern«, gab Zeppelin scharf zurück.
    »Meinen Sie etwa, mich freut das?«
    Augenblicklich überzog sich Wilckes Gesicht mit einem tiefen Rot. »N … nein, n … natürlich nicht«, stammelte er.
    »Ich … ich wollte damit auch gar nicht …«
    »Ist schon gut, Wilcke. Ich verstehe Sie ja. Aber wie gesagt: mir wäre es anders auch lieber gewesen. Noch ein Tag des Wartens! Hoffentlich nicht mehr.« Sein Blick suchte den Kontakt mit dem Meteorologen. »Was meinen Sie, Herr Professor: werden wir morgen an einen Aufstieg denken können?«
    Hergesell nickte eifrig. »Nach allem, was ich an Erkenntnissen habe: ja. Zumindest bis zum Nachmittag dürfte sich an der Wetterlage keine entscheidende Änderung ergeben.«
    »Wenigstens das!« Zeppelin atmete langsam aus. »Nun denn, dann eben bis morgen, meine Herren. Planen wir den Aufstieg also für die Mittagszeit ein. Für die Vorbereitung des Schiffs werden wird uns früh um 7 Uhr hier in der Halle wiedersehen. Bis dahin wünsche ich Ihnen einen guten Schlaf.« Er wandte sich um und bestieg das bereits wartende Motorboot, mit dem ihn Bootsmann Marx zurück nach Friedrichshafen brachte.
    Spät in der Nacht, wenn sich längst die Dämmerung über Manzell und die Luftschiffhalle gelegt hätte, würde Dürr ganz alleine in der Halle stehen, um in der nun herrschenden Stille ein weiteres Mal hochkonzentriert die Ohren zu spitzen. »Es ist der beste Zeitpunkt, um eine Undichtigkeit in den Gaszellen oder bei den Ventilen zu entdecken«, war Dürr aufgrund seiner zahlreichen Erfahrungen in den vergangenen Monaten überzeugt und ließ diese nochmalige Schlussüberprüfung seitdem zu einem festen Bestandteil der Startvorbereitungen werden. Ein einzelnes, ganz leichtes Sausen hätte genügt, um ihm die Gewissheit zu geben, dass irgendwo ein Leck sein musste, das sie vor dem Aufstieg unbedingt abdichten mussten …

Erstaunlicherweise verbrachte Zeppelin eine ruhige Nacht – und das, trotz all der Nervenanspannung und der beinahe mit Händen zu greifenden Ungeduld, die ihm von allen Seiten – besonders von den Ehrengästen – entgegenschlug.
    Gleich bei Tagesanbruch erwachte er nach einem tiefen, ruhigen Schlaf und schlüpfte ganz leise aus dem Bett, um seine Isabella nicht aufzuwecken. Doch im Gegensatz zu ihrem Ehemann hatte Bella kaum ein Auge zugetan. Sie seufzte tief. »Ach, wenn es doch nur heute klappen könnte mit dem Aufstieg. Meine Nerven jedenfalls sind zum Zerreißen gespannt. Es ist ja geradezu unerträglich, wie sie dich alle ständig erwartungsvoll anstarren und dann immer mit diesem Vorwurf im Blick die Nachricht entgegennehmen, dass es zu einer Verzögerung gekommen ist. Sie tun gerade so, als glaubten

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