Ferien Auf Saltkrokan
ihm auszusetzen habe.«
Na, das gehört nicht hierher, zurück zum Anleger! Die Grankvist-Amazonen – so nennt Papa Teddy und Freddy –, die Grankvist-Amazonen waren auch da in neuen Jeans und roten T-Shirts. Sie saßen mit Johann und Niklas auf ein paar leeren Benzinfässern und krächzten ab und zu wie Krähen. Sie haben offenbar irgendeine Art geheimen Klub, diese vier, und laufen herum und sind von morgens bis abends geheim, was die Kleineren bis zur Weißglut ärgert, weil sie nicht mit dabeisein dürfen. Pelle rächt sich, indem er seine Brüder »geheimer Johann« und »geheimer Niklas« nennt und hämisch grinst, wenn er es sagt. Tjorven versichert, der Klub sei ganz albern, und nach dem Verhalten der Klubmitglieder gestern abend glaube ich ihr aufs Wort.
Als wir auf dem Anleger standen und warteten, daß der Dampfer festmachte, kamen Johann und Niklas plötzlich auf mich zugerannt und packten mich jeder an einem Arm.
»Komm, Malin, jetzt gehen wir nach Hause«, sagte Johann. Ich sträubte mich natürlich und fragte, was wir denn zu Hause sollten. »Wir können irgendein schönes Buch lesen oder so«, sagte Niklas. »Du hast doch Vorlesen so gern«, sagte Johann.
Das habe ich allerdings, aber nicht mitten am schönsten Sommertag, und das hab ich ihnen gesagt.
Ich bekam die Erklärung fast sofort. Sie kam in all ihrer Herrlichkeit den Laufsteg heruntergegangen, und es war niemand anders als Krister, der damals, als wir herkamen, auch auf dem Dampfer gewesen war.
Ich bin es gewohnt, daß meine Brüder jeden, aber auch jeden ablehnen, der »ankommt und mit Malin schöntut« – so drücken sie sich aus, nicht ich. Aber dieser arme Krister hat es offenbar schon von Anfang an geschafft, sich beliebter zu machen als irgendein anderer. Ich finde nicht, daß er besondere Mängel hat. Er ist vollkommen selbstsicher, aber das werde ich ihm schon noch austreiben, falls es nötig wird. Er sieht gut aus und ist, wie Papa sagt, »gut angezogen«. Kaum war er ausgestiegen, da kam er auf mich zu, und als er lächelte, fand ich, er sah wirklich gut aus, denn er hat auch hübsche Zähne. Aber Johann und Niklas starrten ihn an, als hätte er ein Wolfsgrinsen aufgesetzt – und kein Wolf sollte hier etwa ankommen und ihre Schwester verschlingen, besten Dank!
»Arme kleine Malin«, sagte Krister, »steht da so allein an einem Mittsommerabend. Komm, jetzt kehren wir beide auf Saltkrokan das Unterste zuoberst.«
Das machte ihn bei Johann und Niklas nicht gerade beliebter.
»Sie ist nicht allein«, sagte Johann wütend. »Wir sind ja bei ihr.« Krister klopfte ihm auf die Schulter.
»Jaja, aber nun nehmt euren Eimer und eure Schaufel und geht wieder zu eurem Sandhaufen. Ich kümmere mich schon um Malin.«
Ich glaube, in diesem Augenblick erklärten sie Krister ernstlich den Krieg. Ich konnte sehen, wie sie mit den Zähnen knirschten, als sie sich zu Teddy und Freddy zurückzogen, und gleich darauf ertönte aus ihrer Richtung ein fürchterliches Krähengekrächze, das sehr rachsüchtig und schicksalsschwer klang.
»Malin, heute abend gehen wir tanzen, das hab ich entschieden«, sagte Krister, und als ich ihm klarmachte, ich würde allein entscheiden, mit wem ich tanzen wollte, da sagte er: »Dann entscheide dich für mich, dann brauchen wir uns nicht weiter darüber zu streiten.«
Björn war nicht zu sehen, und ich weiß auch nicht, ob er tanzt. Und ich wollte tanzen, in meinem Hellblauen und am Mittsommerabend, und so sagte ich zu Krister: »Wir wollen mal sehen.«
Aber wenn noch so sehr Mittsommer ist, höhere Gewalten haben ein für allemal bestimmt, daß ich meinen drei Brüdern eine Mutter zu sein habe, und das kleinste Brüderchen hätte ich offenbar nicht Tjorven überlassen dürfen, nicht, wenn er seine Sonntagssachen anhatte. Ich hörte plötzlich die Leute lachen und sagte zu Krister: »Komm, ich möchte sehen, was da so lustig ist.«
Und das sah ich dann. Was ich sah, war Pelle, der sich nicht naß machen sollte. Jetzt stand er bis zum Bauch im Wasser, Tjorven ebenfalls, und sie bespritzten sich, sosehr sie nur konnten. Sie waren wassertoll – es gibt kein Wort, das besser paßt, und Tjorven schrie: »Jetzt können wir genausogut gleich baden!« Und das taten sie. Sie warfen sich ins Wasser und kamen wieder hoch und jauchzten und schrien und bespritzten sich noch mehr. Eben wassertoll und so ganz ihrer eigenen Freude hingegeben, daß sie die Umwelt völlig vergessen hatten. Aber sie erwachten aus ihrem
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