Ferien Auf Saltkrokan
Ich hörte, wie Krister sie fragte, wo man baden könnte, und Teddy zeigte es ihm.
»Ist es dort flach?« fragte Krister.
»Ja, da ist es flach, du kannst bis nach Finnland spazieren«, sagte Johann mit einem Grinsen.
»Und das solltest du auch tun, finde ich«, sagte Niklas. Aber da war Krister schon gegangen, und so hörte er das nicht mehr.
Für die Kleinen sollte gerade das Sacklaufen anfangen, und ich ging hin, um zuzugucken. Aber plötzlich kam Johann angerannt, ganz blaß im Gesicht. Er packte mich am Arm.
»Weißt du, ob Krister schwimmen kann?« fragte er. »Wenn aber nicht, was dann? Da drüben ist es ja gleich ganz tief!«
Ich wußte auch, daß es an der Stelle steil abwärts ging, aber ebensowenig wie Johann war mir der Gedanke gekommen, daß es tatsächlich Menschen gibt, die nicht schwimmen können, und ich hatte keine Ahnung, ob Krister dazugehörte.
»Komm«, sagte ich, und dann rannten wir hin, so schnell wir konnten, Johann und Niklas und Teddy und Freddy und ich.
Wir kamen gerade rechtzeitig, um zu sehen, wie Krister ins Wasser hineinstapfte.
»Halt!« schrie Johann.
Krister hörte offenbar nicht. Er ging rasch weiter, als ob er wirklich nach Finnland hinüberstrebte, aber nach wenigen Schritten war er schon im tiefen Wasser, und dort verschwand er einfach, mein Gott, er verschwand einfach, und von dem Schrecken habe ich mich noch immer nicht erholt.
Johann streifte die Schuhe ab und tauchte sofort, und ich rief den anderen zu:
»Lauft und holt Leute!«
Niklas und Freddy rannten los, Teddy und ich blieben zitternd stehen, und der kalte Schweiß brach uns aus. Johann blieb lange unter Wasser, und jede Sekunde war eine Qual. Ich wäre beinahe hinterhergesprungen, aber da kam er endlich wieder hoch. Allerdings ohne Krister. Er schüttelte verzweifelt den Kopf.
»Ich kann ihn nicht finden!«
»Du mußt mehr in dieser Richtung suchen«, rief Teddy. »Dort ist er untergegangen.«
Da streckte jemand hinter mir einen Zeigefinger vor und sagte: »Stimmt nicht! Es war da drüben. Und da hinten bei dem Stein ist er wieder rausgeklettert.«
Ich drehte mich um, und vor mir stand Krister. Triefend naß und sehr zufrieden mit seinem albernen Scherz.
Aber Teddy zeigte noch immer in dieselbe Richtung und beteuerte: »Nein, dort ist er untergegangen, ich hab es doch selber gesehen!«
»Ich auch«, versicherte Krister, und jetzt endlich ging es Teddy auf, mit wem sie sich stritt.
Sie wurde wütend.
»So was darf man einfach nicht machen«, sagte sie, und ich pflichtete ihr bei.
»Nein«, sagte Krister, »und man darf auch keinen ins Tiefe schicken, bevor man weiß, ob er schwimmen kann.«
Johann war von neuem getaucht und hatte wieder gesucht. Jetzt tauchte er auf und entdeckte Krister. Man sah ihm an, wie erleichtert und gleichzeitig verblüfft er war – einen retten zu wollen, der schon auf dem Trockenen stand! Wenn irgend etwas ein bißchen peinlich ist, dann zieht Johann es mit aller Macht ins Komische, und das tat er auch jetzt. Er stieß ein Geheul aus und ließ sich rücklings wieder unter Wasser sinken, ungefähr so, als wäre er ohnmächtig geworden vor Glück, Krister zu sehen.
Das hätte er lieber nicht tun sollen, denn in diesem Augenblick kam die gesamte Bevölkerung von Saltkrokan angestürzt, mit Papa an der Spitze. Sie wußten ja, daß irgend jemand am Ertrinken war, und Papa kam gerade noch rechtzeitig, um einen Schimmer von Johann zu erhaschen, bevor dieser verschwand.
»Johann!« schrie Papa und stürzte sich ins Wasser, ehe ich ihn daran hindern konnte. Es war wie in einem Film. Zuerst tauchte Johanns Kopf auf und dann Papas. Sie starrten einander schweigend an.
»Was willst du?« fragte Johann schließlich.
»Ich will an Land«, sagte Papa ärgerlich, und er ging an Land.
»Herr Melcher, weshalb badest du immer mit allen deinen Sachen an?« fragte Tjorven. Nichts kann sie zurückhalten, wenn etwas passiert.
»Es ›kommte‹ bloß so«, sagte Papa, und da schwieg Tjorven.
Aber Papa zupfte Freddy am Ohr.
»Hattest du nicht gesagt, da wäre jemand am Ertrinken?«
Teddy kam ihr zu Hilfe.
»Es war alles nur ein Mißverständnis.«
Krister begann zu erklären, aber alle waren böse auf ihn, und ich hörte, was Niklas zu Freddy sagte.
»Dieser Kerl da ist ein Mißverständnis, so lang, wie er ist.«
Ich glaube, Björn war derselben Ansicht. Er hatte sich schließlich auch eingefunden, aber er ging mit finsterer Miene herum und kam nie in meine Nähe.
Jedenfalls
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