Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ferien Auf Saltkrokan

Ferien Auf Saltkrokan

Titel: Ferien Auf Saltkrokan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Lindgren
Vom Netzwerk:
wurde es ein ungeheuer schöner Mittsommerabend, und auf dem Bootsanleger war Tanz, genau wie ich gehofft hatte. Der alte Söderman spielte Ziehharmonika, und wir tanzten, alle tanzten, oh, wie wir tanzten, während die Sonne im Fjord versank und die Mücken uns umschwirrten. Björn tanzte nicht – er kann vielleicht nicht. Aber Krister konnte – oh! Mein Hellblaues stand wie eine Glocke um mich, wenn wir dahinflogen, und ich amüsierte mich großartig.
    »Malin«, sagte Söderman in einer seiner kleinen Bierpausen, »versprich mir eins: Werde nie alt!«
    Er sollte bloß wissen, wie alt ich manchmal bin.
    Der geheime Johann und sein geheimer Anhang lehnten am Geländer und bewachten mich. Jedesmal, wenn wir
    vorübertanzten, Krister und ich, schrie Johann:
    »Reiß dich zusammen, Malin!«
    Schließlich hatte ich es satt und fuhr ihn an: »Wieso soll ich mich zusammenreißen?«
    »Daß du nicht drüberhaust«, rief er, und die anderen drei kicherten. Krister kümmerte sich nicht darum, seinetwegen mochten sie ruhig lachen. Und so wahr ich Malin heiße, wirklich, der Junge wußte, wie man es anstellt! Völlig unbekümmert und ohne sich etwas daraus zu machen, ob diese kleinen Banditen es hörten, deklamierte er in einer von Södermans Bierpausen für mich:
    »Wie altschwedisches Leinen schimmert dein Scheitel
    mit der hellroten Rose im flachsblonden Haar.«
    O ja, ich hatte nämlich eine Heckenrose in die Haarspange gesteckt und fühlte mich leinengelb und altschwedisch wie noch nie, bis Johann das verdarb.
    »Doch, doch, es ist verschieden mit so Haaren«, sagte er. »Manche haben Borsten wie ein altschwedisches Schwein.«
    Und dann guckten alle vier Banditen auf Kristers Borstenschnitt und kicherten lange. Wo kommt nur all das Gekicher her, das in Dreizehnjährigen steckt?
    Aber noch war ich nicht soweit, daß ich böse auf sie war. Das wurde ich erst, als sie meinen Mittsommernachtstraum an Janssons Bucht störten. Ich hatte ihn allein träumen wollen, ohne Krister und unter allen Umständen ohne die Banditen, aber das durfte ich nicht.
    Janssons Bucht ist ein einsamer und seltsamer Ort. Dorthin gingen wir, Krister und ich, nachdem der Tanz zu Ende war.
    Hier liegt ein altes Bootshaus mit ein paar Einbäumen darin und einem verfallenen Steg, aber sonst nichts, was verrät, daß es Menschen auf der Welt gibt. Alles dort ist Geheimnis und Schönheit und Schweigen. Heute nacht schwammen ein paar Schwäne auf dem dunklen Wasser. Sie leuchteten unwirklich weiß, als wären es Märchenvögel. Vielleicht waren sie es auch, denn alles war wie verzaubert und märchenhaft und irgendwie urzeitlich, und jeden Augenblick konnten diese Schwäne ihr Schwanengefieder fallen lassen und zu heidnischen Göttern werden, die tanzten und auf der Flöte bliesen. Das Wasser lag schwarz unter den hohen Uferfelsen jenseits der Bucht, aber draußen zum Meer hin waren die Fjorde fahl, und die Nacht war keine Nacht, sondern nur eine armselige kleine Dämmerung, die den Versuch machte, Nacht zu werden.
    Wir saßen auf einem Felsen, Krister und ich, und ich wollte, daß er schwieg. Aber das begriff er nicht. Er dachte, alles müsse nach seinem gewohnten Rezept gehen, und daher fing er an, mir in die Augen zu schauen und zu fragen, ob sie grün oder grau seien, meine Augen also. Da hörte man hinter einem Felsen ganz in der Nähe eine Stimme, gefolgt von einem Kichern: »Die sind ganz lila.«
    Jetzt wurde ich endlich böse und schrie: »Was habt ihr da zu suchen? Könnt ihr mir das mal sagen?«
    »Klar«, sagte Niklas und steckte den Kopf hervor. »Wir sitzen hier und schwärmen ein bißchen, wie andere Leute auch.«
    Darüber kicherten Teddy und Freddy mehrere Minuten lang, und ich wurde noch wütender.
    »Jetzt hab ich's aber satt«, sagte ich, und da sagte Johann:
    »Dann geh doch einfach nach Hause. Du brauchst doch nicht da zu sitzen und so zu schwärmen, daß du davon satt wirst.«
    Die Ungeheuer! Sie hatten von Papa die Erlaubnis bekommen, so lange aufzubleiben, wie sie wollten, weil Mittsommerabend war.
    »Ich finde, hier sind reichlich viele Brüder«, sagte Krister. »Gibt es denn nirgendwo einen Ort, wo man vor ihnen Ruhe hat?«
    »Vielleicht zu Hause«, sagte ich, »denn da wollen sie bestimmt nicht hin.«
    So zogen wir uns ins Schreinerhaus zurück. Im Wohnzimmer, wo es nach Maiglöckchen und Birkenlaub duftete, tischte ich Krister etwas Abendbrot auf.
    Papa schlief, Pelle schlief, alles war still und ruhevoll. Wir saßen auf dem

Weitere Kostenlose Bücher