Ferien Auf Saltkrokan
Schwimmbassin, das er sich nur wünschen konnte. Und nachts könne er im Bootsschuppen sein, meinte Freddy. Er werde überhaupt keine Mühe machen, versicherten sie alle hoch und heilig.
Der junge Seehund stieß hin und wieder kleine hilflose Schreie aus, und Stina sagte triumphierend: »Hört ihr, er ruft ›Mama‹!«
»Und das bin ich«, sagte Tjorven und nahm den Seehund auf den Arm. Es sah so aus, als fühlte er sich da wohl. Er schnupperte in ihrem Gesicht herum, und seine Barthaare kitzelten sie, so daß sie lachen mußte.
»Ich weiß, wie er heißen soll«, sagte Tjorven. »Moses! Vesterman hat ihn genauso gefunden wie die, die Moses im Schilf fand – das weißt du doch noch, Freddy?«
»Ich hatte mir Pharaos Tochter nicht ganz so vorgestellt wie Vesterman«, sagte Melcher. »Aber Moses ist ja ein schöner Name.«
Da alle es für selbstverständlich hielten, daß Moses bleiben durfte, willigte Märta schließlich ein.
»Du darfst ihn dann behalten, bis er so groß ist, daß er allein zurechtkommt«, sagte sie. Und alle Kinder jubelten.
»Wißt ihr, was ich glaube?« fragte Stina. »Ich glaube, Moses ist ein verwunschener Prinz, der aus dem Meer raufgestiegen ist.«
»Du mit deinen verwunschenen Prinzen«, sagte Pelle. »Prinz Moses, was?«
Tjorven saß auf dem Anleger, und Moses lag auf ihrem Schoß. Sie streichelte ihn, und er schnupperte an ihren Händen, so daß sie seine Barthaare spürte, und da lachte sie von neuem, daß sie nur so quietschte. Bootsmann stand daneben und sah zu. Lange stand er still und sah Tjorven mit seinen traurigen Augen an. Plötzlich aber machte er kehrt und trottete davon.
Tjorven bekam in diesem Frühjahr alle Hände voll zu tun, denn sie mußte sich ja um Jocke und Moses kümmern. Pelle schrieb aus der Stadt einen Brief nach dem anderen und ermahnte sie, ordentlich nach seinem Kaninchen zu schauen.
»GIB IHM VIL LÖWENZANBLÄTTER«, schrieb er, und Tjorven klagte Stina ihr Leid.
»Viele Löwenzahnblätter, der hat gut reden! Ich hab noch nie ein Kaninchen gesehen, das andauernd so'n Hunger hat!«
Aber Jocke war jedenfalls ein friedliches Tier, das nur Löwenzahnblätter und Wasser brauchte, um sich wohl zu fühlen. Er schrie nicht, wenn man ihn allein ließ. Er kroch nicht überall herum und zerrte Tischtücher herunter oder holte Kochtöpfe heraus oder zerriß Papas Zeitungen. Das alles tat Moses, derselbe Moses, der tagsüber in seinem Teich sein sollte und nachts im Bootsschuppen. Moses wollte weder im Teich sein noch im Bootsschuppen. Er folgte Tjorven überall auf den Fersen, wo sie ging. War sie denn nicht seine Mama? War sie es nicht, die ihm die köstliche Flasche gab mit warmer Milch und Öl darin? Dann durfte er wohl auch bei ihr sein. Er schrie und protestierte, wenn Tjorven ihn abends im Bootsschuppen einsperrte, und als er einmal noch lauter tobte als sonst, nahm sie ihn einfach mit in ihr Zimmer – Mama war bei Frau Jansson zum Handarbeitskränzchen, sie konnte es also nicht verbieten.
Bootsmanns Schlafplatz war auf einem Stück Bettvorleger neben Tjorvens Bett. Hier hatte er, seit er ein Welpe gewesen war, jede Nacht gelegen. Als jetzt aber Moses kam und auf dem Fußboden herumzukrabbeln begann, sagte Tjorven:
»Bootsmann, du mußt heute bei Teddy und Freddy schlafen.«
Es dauerte ein Weilchen, bis Bootsmann begriff, was sie meinte. Erst als sie ihn beim Halsband nahm und aus dem Zimmer führte, verstand er es. »Es ist ja nur für diese eine Nacht, verstehst du«, sagte Tjorven.
Aber als Moses gemerkt hatte, wie gemütlich es war, in Tjorvens Zimmer zu schlafen, wollte er sich nicht mehr mit einem alten Bootsschuppen begnügen.
Am nächsten Abend, als Tjorven ihn einsperren wollte, schrie er so laut, daß er über ganz Saltkrokan zu hören war.
»Die Leute müssen ja denken, wir quälen ihn zu Tode«, sagte Teddy. »Es wird das beste sein, wenn er drinnen bei Tjorven schläft.«
Märta zögerte ein bißchen, aber sie gab nach. Es war schwierig, einem kleinen Seehund zu widerstehen, der so anhänglich war und einen mit seinen klugen, schönen Augen ansah, als verstünde er alles.
An diesem Abend ging Bootsmann unaufgefordert zu Freddy und Teddy hinein und legte sich hier zum Schlafen hin. Und das tat er auch weiterhin. Er hörte auf, Tjorven auf den Fersen zu folgen, wohin sie auch ging. Vielleicht fürchtete er, Moses zu treten. Von nun an lag er fast den ganzen Tag neben der Treppe zum Kaufmannsladen. Mit dem Kopf zwischen den Pfoten lag
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