Ferien Auf Saltkrokan
verwunschene Prinzen.«
»Tsss«, machte Tjorven. »Bloß Frösche sind verwunschen, das hab ich doch schon mal gesagt.«
»Ja, das denkst du«, sagte Stina.
Sie saß schweigend da und überlegte. Vielleicht war es einem gewöhnlichen Schaf auf Vestermans Weide nicht möglich, einen verwunschenen Prinzen zustande zu bringen, aber Moses war in einem Fischernetz gefunden worden, das war genau wie im Märchen.
»Ich glaube trotzdem«, sagte Stina, »daß Moses der kleine Junge vom Meerkönig ist, den eine böse Fee verzaubert hat.«
»Nee, er ist mein kleiner Junge«, sagte Tjorven und umarmte Moses. Bootsmann hob den Kopf und sah sie an. Und wenn es wirklich stimmte, daß er denken konnte wie ein Mensch, dann dachte er vielleicht genau wie Pelle: Zum Kuckuck mit allen verwunschenen Prinzen!
Will Malin wirklich keinen Bräutikamm haben ?
Jetzt blühen alle unsere Apfelbäume wieder, schrieb Malin ins Tagebuch. In unvergleichlicher Schönheit stehen sie um unser Haus herum und lassen ein wenig von ihrem Blütenschnee sacht auf den Pfad rieseln, der zu unserem Brunnen führt. Unsere Apfelbäume, unser Haus, unser Brunnen, ja, besten Dank! Nicht das kleinste bißchen gehört uns, aber ich male es mir so gern aus, und es geht merkwürdig leicht. Um diese Zeit vor einem Jahr hatte ich das Schreinerhaus noch nicht gesehen, und dennoch habe ich das Gefühl, als wäre es mein Heim hier auf Erden. Ach, du mein fröhlicher Schreiner, wie ich dich liebe, weil du dieses Haus gebaut hast, falls du es überhaupt gewesen bist, und weil du rundherum Apfelbäume gepflanzt hast und weil wir hier wohnen dürfen und weil wieder Sommer ist – obwohl letzteres natürlich nicht dein Verdienst ist. »Wie ist es, Papa«, fragte sie Melcher, »bist du diesmal genauso schlau gewesen und hast den Mietvertrag für ein ganzes Jahr gemacht?«
»Noch nicht«, sagte Melcher. »Ich warte auf diesen Mattsson. Er hat versprochen, bald mal herauszukommen.«
Und während sie auf Mattsson warteten, richteten Melchersons ihr Schreinerhaus für den Sommer her. Sie harkten das Laub auf dem Grundstück zusammen, sie klopften Teppiche und lüfteten das Bettzeug, sie putzten Fenster und scheuerten die Fußböden und steckten saubere Gardinen auf. Niklas wichste den eisernen Kochherd, und Johann strich die Küchenstühle blau an, Melcher tischlerte ohne Blutvergießen ein Bücherbord für die umfangreiche Sommerlektüre der Familie, und er hängte Bilder, die er aus der Stadt mitgebracht hatte, über dem frischgetünchten Kamin im Wohnzimmer auf. Malin bezog das zerschlissene Polster des Küchensofas neu mit rotkariertem Baumwollstoff. Pelle ging nur umher und genoß das Treiben. Allzu häßliche und schäbige Möbel kamen in den Schuppen, und da draußen stellte Pelle sie zu einem häßlichen kleinen Raum auf, nur damit sie merken sollten, daß sich noch immer jemand etwas aus ihnen machte, und außerdem hatte er vor, hier mit Jocke zu sitzen, wenn es draußen regnete.
»Es ist ein Gefühl, als erschaffe man etwas«, sagte Malin und sah sich in ihrem sommerfeinen Haus um. »Jetzt möchte ich nur noch haufenweise Blumen haben.«
Und sie holte die alten Preiselbeerkrüge der fröhlichen Schreinersfrau aus dem Schuppen, staubte sie ab und füllte sie mit Flieder und blühenden Holzapfelzweigen, und schließlich wanderte sie in Janssons Kuhwäldchen hinaus, wo Maiglöckchen in verschwenderischem Überfluß wuchsen, und pflückte einen ganzen Arm voll.
Auf dem Heimweg begegnete sie Tjorven und Stina, die unter lebhaftem Geschnatter zwischen den Birken angetrottet kamen. Sie verstummten, als sie Malin entdeckten, und sahen sie liebevoll und bewundernd an. Sie war ja ihre Malin, und sie war hübsch mit den Maiglöckchen im Arm. »Du siehst aus wie eine Braut«, sagte Tjorven.
Sofort blitzte es in Stinas Augen auf, und ein lieber alter Gedanke erwachte in ihr.
»Willst du dir denn nie einen Bräutikamm anschaffen, Malin?«
Tjorven lachte aus vollem Hals. »Bräutikamm, was ist das denn?«
»Das ist etwas, was man zur Hochzeit braucht«, sagte Stina unsicher.
Malin versicherte, daß sie mit der Zeit gern einen Bräutikamm haben wolle, aber vorläufig sei sie noch ein bißchen zu jung, sagte sie. Tjorven starrte sie an, als traute sie ihren Ohren nicht.
»Zu jung! Du! Du bist ja so alt, wie man gar nicht glauben kann!«
Malin lachte. »Man muß doch zuerst einen finden, den man so richtig gern mag. Das versteht ihr wohl?«
Tjorven und Stina mußten
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