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Ferien Auf Saltkrokan

Ferien Auf Saltkrokan

Titel: Ferien Auf Saltkrokan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Lindgren
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zugeben, daß passende Bräutikamme auf Saltkrokan knapp waren.
    »Aber du könntest einen verwunschenen Prinzen kriegen«, sagte Stina eifrig.
    »Gibt's denn so etwas?« fragte Malin.
    »Klar, die ganzen Gräben voll«, sagte Stina. »Alle Frösche sind verwunschene Prinzen, sagt Tjorven.«
    Tjorven nickte. »Du küßt einfach einen, und – peng – dann steht da ein Prinz!«
    »Was, so einfach ist das?« sagte Malin. »Dann werde ich wohl versuchen, mir einen anzuschaffen.«
    Tjorven nickte wieder.
    »Jaaa – ehe es zu spät ist.« Und sie fuhr fort: » Ich jedenfalls, ich will heiraten, bevor ich steinalt bin.«
    »Einen verwunschenen Prinzen?« fragte Malin.
    »Nee, ich will einen Rohrleger haben«, sagte Tjorven. »Die verdienen nämlich heutzutage so unanständig viel Geld, sagt Papa.«
    Stina wollte auch einen Rohrleger haben, und sie beeilte sich, das zu erzählen. »Denn ich will genau dasselbe haben wie Tjorven.«
    »Ja, dann wird es mindestens zwei Rohrleger geben, die ihren Spaß haben werden«, sagte Malin, und dann ging sie.
    »Seht ihr irgendwo einen verwunschenen Prinzen«, rief sie, »dann sagt ihm, ich wäre auf meinen alten Beinen nach Hause gewankt.«
    Worauf Tjorven Stina bei der Hand nahm und mit ihr zwischen den Birken davonhüpfte und aus vollem Halse sang:
    Ich hätt' so gern 'nen Bräutigam,
    brauch Schuh ich an den Füßen dran.
    Die gibt mir erst mein Mütterlein,
    bleib ich des Nachts zu Hause fein.
    Sie wollten Maiglöckchen pflücken, genau wie Malin. Bevor sie aber noch angefangen hatten, geschah etwas Merkwürdiges: Sie fanden einen verwunschenen Prinzen für Malin! Man stelle sich das vor, sie fanden einen Frosch! Er saß am Rande des Tümpels und schaute nachdenklich drein.
    »Der hat hier sicher die ganze Zeit gesessen und auf Malin gelauert«, sagte Tjorven und betrachtete mit Entzücken den kleinen Frosch, der in ihren hohlen Händen japste. »Komm, wir müssen hinter Malin her, sie soll ihn küssen!«
    Aber Malin war verschwunden. Ganz bis zum Schreinerhaus liefen sie mit dem Frosch, und als sie dort ankamen, sagte Melcher, Malin sei gerade zu Söderman gegangen, um Strömlinge zu kaufen.
    »Dann gehen wir zu uns nach Hause«, sagte Stina. Aber dort war auch keine Malin. Sie hatte ihre Strömlinge gekauft und war wieder gegangen. »Wir setzen uns auf den Bootssteg und warten«, sagte Tjorven. »Wenn sie aber nicht bald kommt, muß sie ohne Prinz bleiben. Ich hab jetzt bald genug von diesem Frosch.«
    Es stellte sich heraus, daß der Frosch mindestens ebenso genug von Tjorven hatte, denn als sie vorsichtig die Hand öffnete, um Stina ein bißchen gucken zu lassen, machte der Frosch einen langen Satz auf den Steg und wäre über die Stegkante gefallen, wenn Stina ihn nicht im allerletzten Augenblick wieder eingefangen hätte.
    Am Bootssteg lag ein fremdes Segelboot. Aber es war kein Mensch zu sehen, weder an Bord noch sonstwo. Die Sonne glühte, es war heiß und langweilig, hier zu sitzen und zu warten, fand Tjorven. Sie hatte nie viel Geduld, und sie war es gewohnt, Auswege zu finden.
    »Ich weiß was«, sagte sie, »wir können den Frosch ja genausogut küssen, ist doch klar. Es kommt wohl auf jeden Fall ein Prinz, verstehst du, und den hetzen wir auf Malin. Dann muß er wohl selber auch ein bißchen tun.«
    Stina fand, das klinge vernünftig. Es war allerdings unangenehm, Frösche zu küssen, aber für Malin tat sie alles. Der Frosch fand diese Küsserei offenbar auch nicht angenehm. Er zappelte wie wild, um freizukommen, aber Tjorven hielt ihn ganz fest, und Stina holte Luft und machte die Augen zu.
    »Tu's«, sagte Tjorven.
    Und da tat Stina es. Sie küßte den Frosch. Aber das alberne Vieh dachte nicht daran, sich in einen Prinzen zu verwandeln.
    »Bah, jetzt ich«, sagte Tjorven. Sie verlieh ihrem Kuß etwas mehr Kraft, aber es gelang trotzdem nicht. Noch immer saß derselbe japsende Frosch in ihrer Hand.
    »Der dumme Prinz, er will nicht«, sagte Tjorven. »Dann hau ab!«
    Sie setzte den Frosch auf den Steg, und er machte, froh über seine unverhoffte Freiheit, einen Satz. Geradewegs über die Stegkante, und geradewegs in das Segelboot hinunter.
    Und jetzt komme mir einer und sage, Frösche seien keine verwunschenen Prinzen! Peng, schon stand er da! Genau wie im Märchen! Er kam aus der Kajüte des Segelbootes geschossen und sprang auf den Steg und stand dicht vor Tjorven und Stina mit einem kleinen braunen jungen Hund im Arm.
    Nicht möglich! Tatsächlich ein Prinz!

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