Ferien Auf Saltkrokan
Tjorven und Stina starrten ihn an mit Augen, die immer runder wurden. Er war keineswegs so angezogen, wie es sein mußte, dieser Prinz, er trug ein gewöhnliches Hemd und einen gewöhnlichen Pullover und gewöhnliche blaue Leinenhosen, sonst aber sah er wirklich ganz prinzlich aus mit blauen Augen und weißen Zähnen und blonden Haaren, die wie ein goldener Helm um seinen Kopf lagen. Doch, der sollte wohl zu Malin passen.
»Ich dachte, er würde wenigstens eine Krone auf dem Kopf haben«, flüsterte Stina.
Ohne die Augen vom Prinzen zu wenden, erklärte Tjorven ihr mit leiser Stimme: »Die hat er wohl bloß sonntags auf. Oh, da wird Malin sich aber freuen!«
Erst jetzt dachte Tjorven an Pelle. Er würde sich wohl weniger darüber freuen. Wütend würde er werden, weil sie Malin einen Prinzen verschafft hatten.
Und, o Schreck, da kam Pelle wahrhaftig den Hang zum Steg hinabgelaufen, und hinter ihm her kam Malin! Tjorven merkte, wie ihr eine Gänsehaut über den Rücken lief, und sie flüsterte Stina zu: »Jetzt wird's spannend!«
Und sie sperrten die Augen noch weiter auf. Es kam nicht alle Tage vor, daß man zusehen durfte, wie Malin einem Prinzen begegnete. Dem Prinzen gefiel Malin, das sah man deutlich. Er schaute sie an, als hätte er noch nie etwas so Unvergleichliches gesehen, und Tjorven und Stina wechselten einen zufriedenen Blick, doch, doch, jetzt staunte er wohl! Sie empfanden es so, als wäre es ihr Verdienst, daß Malin so hübsch war und so sanft und daß ihr Haar und ihr Kleid so anmutig im Wind wehten.
Und nun schien es, als wollte der Prinz etwas zu ihr sagen.
»Jetzt, du, jetzt hält er um ihre Hand an, jetzt sagt er ihr, daß er sie haben möchte!« flüsterte Tjorven.
Aber ganz so eilig hatte der Prinz es nun doch nicht.
»Ich hab gehört, daß es hier auf Saltkrokan einen Kaufmann gibt«, sagte er. »Weißt du vielleicht …«
Doch, das wußte Malin, und sie sei gerade dorthin unterwegs. Wenn er mitgehen wolle, so würde sie ihm das Geschäft zeigen.
»Oh, darf ich dann solange auf den Hund aufpassen?« bat Pelle. Verwunschene Prinzen, das war eine Sache, aber verwunschene Prinzen, die süße kleine braune Welpen hatten, das war was anderes, das konnte man eher ertragen. Und außerdem wußte Pelle gar nicht, daß dies ein verwunschener Prinz war.
»Er denkt, er ist ein gewöhnlicher Mann«, flüsterte Tjorven Stina zu. »Wir brauchen ihm darum gar nicht zu erzählen, was wir gemacht haben.«
Trotzdem schien es ein bißchen Verrat an Pelle zu sein. Tjorven guckte ihn schuldbewußt an, aber das merkte er nicht. Gerade jetzt bemerkte er nichts anderes als den kleinen braunen Welpen.
»Wie heißt er?« fragte Pelle eifrig.
»Er heißt Jumjum«, sagte der Prinz. »Und ich heiße Petter Malm.«
Letzteres sagte er zu Malin.
»Petter – geh mir los, was ist das für'n Prinzenname!« flüsterte Tjorven, und dann nahm sie Stina bei der Hand.
»Komm, wir gehen mit und gucken zu, wie es weitergeht.«
Der Prinz gab Pelle den jungen Hund.
»Ich hoffe, du paßt gut auf Jumjum auf, während ich weg bin«, sagte er freundlich. Und bevor Pelle antworten konnte, sagte Malin:
»Das tut er, das kann ich versichern.«
Dann ging Malin mit ihrem Prinzen. Tjorven und Stina rannten kichernd hinterher zum Kaufmannsladen und hörten dort zu ihrem großen Erstaunen, daß der Prinz bei Märta ein Pfund Blutwurst kaufte. »Essen Prinzen tatsächlich Blutwurst?« flüsterte Stina erstaunt. »Nein, die holt er sicher für seine Ferkel zu Hause auf dem Schloß«, sagte Tjorven.
Sie hielten sich die ganze Zeit so dicht in Malins Nähe, wie sie nur konnten, damit ihnen kein einziges Wort von dem, was der Prinz zu ihr sagte, entging. Er konnte sich gar nicht von ihr trennen, das merkte man. Hinterher standen sie eine ganze Weile draußen vor dem Laden und unterhielten sich, er und Malin. Er erzählte, er habe bei Östermans auf Storholmen eine kleine Hütte für die Ferien gemietet und nun habe er sich ein Segelboot geliehen und wollte segeln gehen. Aber er werde bald wieder nach Saltkrokan kommen, sagte er, denn sie hätten ja hier einen guten Kaufmann.
»Einen guten Kaufmann, hahaha«, sagte Tjorven zu Stina. »Und auch eine gute Malin, was?«
Schließlich hatte Malin keine Zeit mehr, noch länger hier zu stehen, und da ging der Prinz. Rückwärts, so als wollte er sie so lange wie möglich ansehen, und er schwenkte seine Papiertüte und sagte:
»Nun geh ich mit meiner Blutwurst. Wenn sie alle ist, dann
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