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Ferien Auf Saltkrokan

Ferien Auf Saltkrokan

Titel: Ferien Auf Saltkrokan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Lindgren
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aber dann schwieg sie hastig, denn jetzt fiel ihr ein, mit wem sie redete.
    Vesterman gab nicht auf.
    »Was sagst du, wer soll sie haben?«
    »Großmutter soll sie haben«, sagte Stina fest. Dann grinste sie. »›Warum hast du so ein großes Maul, Großmutter?‹ fragte Rotkäppchen. ›Damit ich besser Strömlinge essen kann‹, sagte die Großmutter. Haha, was sagst du nun, Vesterman?«
    Sie lächelte Vesterman zahnlos und niederträchtig an, und dann rannte sie davon.
    Aber sie war genauso arglos wie Rotkäppchen, als es dem Wolf den Weg zu Großmutters Häuschen zeigte. Stina ging sorglos geradewegs zur Toten Bucht, ohne auch nur den Kopf zu wenden. Hätte sie das getan, dann hätte sie vielleicht einen Schimmer von Vesterman gesehen, der hinter ihr herschlich. Er hätte wahrlich nicht zu schleichen brauchen. Niemand war so wenig auf der Hut wie Stina, und jetzt hatte sie es eilig. Sie mußte zu Moses.
    Moses schrie und zischte sie an, kaum daß sie zur Tür hereingekommen war, verstummte aber, sobald er seine Strömlinge bekam. Stina saß neben ihm und streichelte ihn, während er fraß. »Du wunderst dich sicher, daß ich allein komme«, sagte sie. »Aber ich erzähl's dir nicht, dann wirst du bloß traurig.«
    Traurig – wer war nicht längst traurig? Moses gefiel dieser Bootsschuppen nicht, und er wollte nicht allein sein. Aber jetzt war Stina gekommen, die wollte er dabehalten. Er wußte schon, wie er es anstellen mußte, damit sie bleibe, er brauchte sich nur einfach auf sie zu setzen. Sobald er fertiggefressen hatte, krabbelte er entschlossen auf ihren Schoß. Hier machte er sich's gemütlich, und wenn sie versuchte, ihn hinunterzuschubsen, zischte er sie an. Das sollte sie ja nicht versuchen! Wenn er in diesem Bootsschuppen bleiben mußte, dann sollte sie wahrhaftig auch dableiben! Stina merkte, wie ihre Beine einzuschlafen begannen, und sie wurde unruhig. Wer weiß, wie lange Moses hier zu sitzen gedachte? Vielleicht bis Mittsommer? Dann würden beide verhungern, sie und Moses. Das war kein vergnüglicher Gedanke, und sie bat inständig:
    »Lieber Moses, geh runter von meinen Beinen!«
    Aber Moses wollte nicht. Wieder versuchte sie, ihn hinunterzuknuffen, aber er zischte sie nur an.
    Da sah sie noch einen Strömling im Korb liegen. Der wurde ihre Rettung. Sie nahm ihn sich und hielt ihn hoch in die Luft, so daß Moses ihn nicht erreichen konnte. Und dann schleuderte sie ihn mit aller Kraft fort. Der Strömling landete in einem entfernten Winkel, und Moses wackelte gierig hin, um ihn sich zu holen. Als er zurückkam und keiner mehr da war, auf dessen Schoß er sitzen konnte, schrie er vor Wut.
    »Tschüs, Moses«, sagte Stina und schloß die Tür. Sie legte den Haken über und ging davon, ganz zufrieden mit sich selber. Sie guckte weder nach rechts noch nach links und sah auch Vesterman nicht, der sich in einer Lücke zwischen zwei Schuppen versteckt hielt.
    Aber wenn Stina auch genauso arglos war wie Rotkäppchen
    – was für ein Glück trotz allem, daß sie gerade um diese Stunde mit Strömlingen zu Moses gegangen war, und was für ein Glück, daß er so lange auf ihrem Schoß gesessen hatte und daß sie auf dem Nachhauseweg gerade in diesem Augenblick an der Schafweide vorbeikam! Sonst hätte sie nie den Fuchs gesehen, der dort wütete. Einen großen hungrigen Fuchs, der heute nacht nicht das erwischt hatte, worauf er aus gewesen war, kein Lämmchen und nicht einmal ein Kaninchen, weil ein rasender Hund ihn in seinen Bau zurückgejagt hatte.
    Er war hungriger denn je und wollte sich jetzt einen Lammbraten holen, da aber kam ein Menschenkind, sicher eines von der allergefährlichsten Sorte, denn es schrie aus vollem Halse. Er bekam einen Todesschrecken und schlüpfte voller Angst durch eine Lücke im Zaun auf den Weg hinaus und verschwand zwischen den Tannen am Waldrand.
    Wie ein leuchtend roter Strich flitzte er dicht an den Füßen vom alten Söderman vorbei, der nachsehen wollte, ob Bootsmann nicht noch mehr Unheil unter den Schafen angerichtet hatte, außer dem, was er heute nacht hatte feststellen können. Er blieb jäh stehen, als er den Fuchs vorbeihuschen sah.
    »Der Fuchs!« schrie Stina. »Großvater, hast du den Fuchs gesehen?«
    »Und ob ich ihn gesehen habe«, sagte Söderman. »Das war das größte Ungetüm von einem Fuchs, das ich in meinem Leben gesehen habe. Aha, dieser Halunke ist es also, der unter meinen Lämmern haust!«
    »Und dann gehst du rum und behauptest, Bootsmann wäre es

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