Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ferien Auf Saltkrokan

Ferien Auf Saltkrokan

Titel: Ferien Auf Saltkrokan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Lindgren
Vom Netzwerk:
gewesen«, sagte Stina unwirsch.
    »Ja, dann gehe ich rum und behaupte, Bootsmann wäre es gewesen«, sagte ihr Großvater und kratzte sich am Hinterkopf. Er war alt und schon langsam im Denken. Wie hing das eigentlich alles zusammen? Er hatte doch Bootsmann gesehen heute nacht. Und noch nie hatte er gehört, daß sich ein Fuchs in eine Schafherde hineinwagte; aber es gab offenbar hin und wieder ein Ungetüm, das es trotzdem tat. Waren er und Bootsmann Partner, halfen sie sich vielleicht gegenseitig beim Jagen … Nein, so konnte es nicht sein. Der Fuchs hatte heute nacht Totti gehetzt, und Bootsmann hatte den Fuchs gehetzt! Bootsmann hatte seine Lämmer beschützt, so hing das zusammen, und zum Dank hatte er, Söderman, ihn beschuldigt und es dahin gebracht, daß … Achachach, jetzt hatte Söderman es auf einmal eilig.
    »Bleib hier«, sagte er zu Stina, »und schrei, wenn du den Fuchs siehst.«
    Er mußte zu Nisse, und zwar schnellstens. Er rannte, der alte Söderman, wie er seit vielen Jahren nicht mehr gerannt war, und kam keuchend und außer Atem in den Laden.
    »Nisse, bist du drinnen?« rief er voller Bangen, und da kam Märta heraus, ganz verweint.
    »Nein, Nisse ist mit Bootsmann in den Wald gegangen«, sagte sie. Dann schlug sie die Hände vors Gesicht und stürzte wieder hinein. Achachach! Söderman stand da, als hätte er einen Schlag mit der Keule bekommen. Dann rannte er wieder los. Er jammerte laut und rannte. Bald konnte er nicht mehr, aber er mußte können, er mußte Nisse zu fassen kriegen, er durfte nicht zu spät kommen.
    »Wo bist du, Nisse?« schrie er. »Wo bist du? Nicht schießen!«
    Es war ein ruhiger Tag und ganz still im Wald. Weit entfernt rief ein Kuckuck, aber dann schwieg der auch. Söderman rannte und hörte nur sein eigenes Keuchen und seine eigenen bangen Rufe.
    »Wo bist du, Nisse? Nicht schießen!«
    Er bekam keine Antwort. Es war still zwischen Tannen und Kiefern. Söderman rannte. Da fiel ein Schuß – oh, wie es knallte und zwischen den Bäumen widerhallte. Söderman blieb stehen und griff sich an die Brust. Er war zu spät gekommen, jetzt war es geschehen! Achachach, er würde Tjorven nie mehr in die Augen sehen können. Was für ein jammervoller Tag, was für ein Elend!
    Söderman stand still und schloß die Augen. Da hörte er Schritte, und er schaute auf. Da kam Nisse mit dem Gewehr über der Schulter und neben ihm … Söderman starrte mit offenem Mund. Neben Nisse trottete Bootsmann!
    »Hast du nicht – geschossen?« stammelte Söderman.
    Nisse warf ihm einen verzweifelten Blick zu.
    »Gott steh mir bei, Söderman, ich kann es nicht! Ich muß Jansson bitten, es zu tun. Er ist heute unterwegs und schießt Mantelmöwen.«
    Freud und Leid reichen einander die Hand, und manchmal kann sich alles ebenso rasch wenden, wie man niest. Es braucht nur ein atemloser Alter dort zu stehen, der mit Tränen in den Augen von dem Fuchs auf seiner Schafweide berichtet.
    Nisse umarmte Söderman.
    »Noch nie hat ein Mensch mich so froh gemacht wie du, Söderman!«
    Und noch nie ist ein Mann mit seinem Hund so fröhlich aus dem Wald heimgekehrt wie Nisse Grankvist heute mit Bootsmann. Er ist froh. Trotzdem wird er heute nacht wach liegen und an die schwere Stunde oben im Wald denken. Am meisten wird er an die Augen von Bootsmann denken, wie er dort an dem Stein zwischen den Tannen saß und auf den Schuß wartete. Bootsmann wußte , was geschehen würde, und er blickte Nisse an, ergeben und trauervoll und treu. Die Erinnerung an diesen Blick wird Nisse heute nacht wachhalten. Jetzt aber ist er fröhlich, und er ruft nach Tjorven.
    »Tjorven, komm! Hummelchen, komm her, ich muß dir etwas Schönes erzählen.«

Nee, Pelle, die Welt ist kein Jammerta l
    »Ich kann nicht aufhören zu weinen«, sagte Tjorven erstaunt. Sie saß in der Küche auf dem Fußboden, ganz dicht an Bootsmann gedrückt, und Bootsmann fraß Beefsteakhack. Ein ganzes Kilo erstklassiges Hack hatte er bekommen, und alle hatten ihn um Verzeihung gebeten. Nun saß die ganze Familie im Kreis um ihn herum und himmelte ihn an und streichelte ihn, und Tjorven fand das alles wunderbar schön.
    »Aber was ist das bloß, ich kann nicht aufhören zu weinen«, sagte sie ärgerlich und wischte sich mit der Faust ein paar Tränen ab. Sie erinnerte sich an alles, was sie in diesen letzten schrecklichen Stunden gedacht hatte. Sie hatte sich geirrt. Bootsmann hetzte keine Schafe, und wenn sie sich zehn Mosesse halten würde. Er war so

Weitere Kostenlose Bücher